Gestern Abend, also nach Redaktionsschluss des „Umereise“-Blogs, sah ich, dass sich die Wolken verzogen hatten. Und da zudem auch Vollmond war, hat sich eine gute Fotogelegenheit ergeben. Das Resultat möchte ich euch gerne zeigen:

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Tatra-Lichter


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Tatra in der Nacht

 

Schweizer Zug in Štrba

Nach einer foto-/wetterbedingt kurzen Nacht stand ich bereits nach 8 Uhr am Bahnhof von Štrba. Dieser lieg an der Hauptlinie Bratislava – Kosice und ist auch Ausgangspunkt der Bergbahn nach Štrbské Pleso. Die Bergbahn wurde 1970 eröffnet, nachdem schon bis 1932 eine bestanden hatte. Grund für den teilweisen Neubau der Bergbahn war die Durchführung der Nordischen Skiweltmeisterschaften 1970 in Štrbské Pleso. Diese Weltmeisterschaften, welche grad mal 8 Tage dauerten, lösten auch den Bau von Hotels, 2 Seilbahnen und 2 Sprungschanzen aus. Und dass die Gegend immer noch von dieser WM zehrt zeigt, dass an der Talstation der Bergbahn immer noch ein Plakat hängt, welches auf die WM hinweist. Und im Dorf in Štrbské Pleso gibt es ein „Hotel FIS“, welchdes nach dem Skiverband benannt ist. Das Spezielle der Bahn ist, dass sie aus Schweizer Produktion stammt: BBC Baden und die Lokfabrik SLM in Winterthur haben 3 Züge geliefert. Dass dies damals, nach der Niederschlagung des Aufstandes in der Tschechoslowakei ein wenig heikel war, zeigt dieser Artikel in der NZZ.

Im Artikel wird der Charme aus den 70er-Jahren beschrieben und ich kann dies bestätigen. Die Züge kommen sehr „schweizerisch“ daher, verschiedene Elemente der Züge kennen wir auch bei uns, z.B. die Leichtmetalltüren mit dem klassischen Griff. Ich genoss auf alle Fälle die rund 20-minütige Fahrt nach Štrbské Pleso. Dort angekommen stellte ich fest, dass das Wetter nicht mehr hielt, was es noch nach dem Aufstehen versprochen hat. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei nicht gut genug angezogen für die Berge. Somit gings rasch ins nächste Sportgeschäft und ich habe eine Wanderjacke mehr im Gepäck. „This is from Slovakia, not from China“. 

Štrbské pleso, der See mit Sprungschanze

Mein ehemaliger Arbeitskollege Bruno, der schon mal hier war, hat zu Hause ein gut sortiertes Archiv und er hat mir eine tolle Route empfohlen. Ich startete,am Štrbské pleso (dieses Mal der See) vorbei immer schön dem Wanderweg entlang. Dabei musste man schon ein bisschen aufpassen, wohin man tritt, denn den Weg zu gehen war anspruchsvoll, obschon die Wanderung für meine Verhältnisse eher einfacher war. Nach rund einer Stunde kam ich beim Popradské pleso, einem grösseren Bergsee, an. Mir kam spontan der Oeschinensee in den Sinn: auch der Popradské pleso ist von Bergen umgeben wie in einem Trichter und passt auch von der Grösse her etwa. Nur dass „unser“ Oeschinensee natürlich viel schöner ist 🙂  Im Berghaus ass ich eine Knoblauchsuppe und trank was, bevor es wieder talwärts ging.

Popradské pleso, der Oeschinensee der Slowaken

 Dieses Mal wählte ich einen anderen Weg, um ins Tal zu gelangen. Nach ca 2 Kilometern kam ich zum Symbolický cintorín (symbolischer Friedhof). Diese Gedenkstätte ist ein symbolischer Friedhof zur Ehre deren, die ihr Leben in der Hohen Tatra gelassen haben. Aktuell befinden sich hier 160 Gedenktafeln und 50 handgeschnitzte Holzkreuze. Der Öffentlichkeit wurde dieser Friedhof im Jahre 1940 übergegeben unter dem Motto „Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Warnung“. 

Symbolicky Cintorin

Kurz vor 14:00 Uhr war ich wieder in Štrbské Pleso. Hier stieg ich wieder in den Zug ein, aber dieses Mal fuhr ich in Richtung Poprad. Auch diese Züge sind aus Schweizer Produktion, von der Firma Stadler. Allerdings sehen die Züge schitterer aus als die der Bergbahn, obschon sie nicht mal halb so alt sind wie diese. Auf einer Zwischenstation stieg ich aus und fuhr einen Umweg Richtung Poprad. So hatte ich die Möglichkeit, einmal mit einer „Brotbüchse“ zu fahren. In Poprad blieb ich eine Weile am Bahnhof und schaute dem Treiben zu. Um 18:34 stieg ich in den Intercity nach Bratislava um nach Štrba zu fahren. Ich nahm direkt im Speisewagen Platz, denn mir schien es angebracht, die Schlussfahrt des Tages mit einem Bier ausklingen zu lassen.

Billettkontrolle! Ich zeigte meine Freikarten und die Zugchefin meinte: „Die Freikarte ist ok, aber hast du eine Reservation für diesen Zug? Er ist reservationspflichtig.“ – „Oh, nein, habe ich nicht.“ – „Ok, kannst du bei mir lösen. Bis wo fährst du? Bis Bratislava?“ – „Nein, nur bis Štrba.“ – „Bis Štrba? Wir halten nicht in Štrba, das ist ein Intercity“ – „[sprachlos]“ – „Also, du fährts mit uns mit bis Liptovský Mikuláš und nimmst dort den nächsten Zug zurück nach Štrba. Dann bist du 20:30 in Štrba. Und das mit dem Zuschlag vergessen wir!“ – „Oh, danke!“

Natürlich hatte der Zug zurück noch 20 Minuten Verspätung. Und nein, heute machte ich keine Fotos vom Himmel mehr. Ich war zu müde… 

Schlussendlich bin ich das ganze Netz abgefahren