Gestern habe ich geschrieben, dass die Autobahn an den Campingplatz grenzt. Dies hat mich jedoch nicht davon abgehalten, bis 7:45 Uhr zu schlafen. Ich funktioniere war offenbar sehr speziell: in der freien Natur wecken mich die Vögel um fünf, hat es aber eine Autobahn, schlafe ich bis kurz vor acht… Soll das einer noch verstehen!  

Nach dem Frühstück starte ich in den Tag: Ich fuhr nordwärts nach Bytom. Dort hat es ein besonderes Highlight aus strassenbahntechnischer Sicht: Auf der Linie 38 fährt das wohl älteste Tram Europas im Regelbetrieb: ein nach dem Krieg gebauter „Kriegswagen“. Aufgrund des Materialmangels nach dem Krieg sind diese Fahrzeuge sehr sparsam gebaut und weisen viel mehr Steh- als Sitzplätze auf. Ich fuhr zur Endstation „Friedhof“ und da kam diese historische Strassenbahn auch schon angezuckelt. Zu sagen ist, dass das Wetter für einmal unglaublich schön war, aber die Temperaturen erreichten 20° noch nicht. Nach diesem Ausflug zur Strassenbahn fuhr ich weiter Richtung Tschechien. In einem der letzten Dörfer in Polen brachte ich meinen Camper zu einer Lanzenwäsche, weil die Karre wieder aussieht wie… einfach schlimm. 

Tram in Bytom

Dann fuhr ich über die Grenze nach Tschechien. Als diese Gegend hier noch zu Deutschland gehörte hiess der erste Ort nach der Grenze noch „Hotzenplotz“. Und haben wir das Buch nicht alle mal gelesen? Ich ging aber nicht aus literaturtechnischen Gründen an diesen Ort sondern wieder wegen der Eisenbahn. Heute heisst der Ort übrigens Osoblaha. In Hotzenplotz hat die einzige Schmalspurbahn der tschechischen Staatsbahn ihren Ausgangspunkt und führt bis Třemešná ve Slezsku. Es war ein sehr interessantes Betriebsgeschehen zu beobachten: der ganze Zug bestand aus einer Diesellok und einem Personenwagen, einem Lokführer und einem Mann Zugpersonal. Und tatsächlich hatte es auch Kunden in diesem Zug! Wobei mindestens zwei ähnliche Nerds waren wie ich… 

Zug in Osoblaha

Ich fuhr weiter Richtung Norden. Dabei bemerkte ich eine ganz spezielle Sache: die Grenze zwischen Polen und Tschechien war fliessend. Ich wechselte den Staat sicher fünf mal – mal war ich in Polen mal in Tschechien mal umgekehrt… Teilweise merkte ich es nicht mal, sondern sah es erst auf meinem Navi, wenn wieder die zulässigen Geschwindigkeiten im neuen Land erschienen. Im Internet fand ich einen Campingplatz der eigentlich noch recht vernünftig tönte. Dieser befand sich quasi 1 m neben der Grenze in Tschechien. Ich fuhr diesen Platz an, schon leicht ermüdet, und der Platz war geschlossen! Dabei war ich so sicher dass der Platz offen war, weil auf Google noch Rezensionen geschrieben wurden, welche weniger als drei Wochen alt waren. Ich suchte im Internet einen neuen Platz und fuhr los. Das Navi dirigierte mich durch die Gegend. Plötzlich war eine vorgesehene Strasse wegen Bauarbeiten gesperrt und ich musste eine Umleitung fahren. Auf dieser Umleitungsstrecke sah ich einen Wegweiser zu einem Campingplatz: Camping Aktief. Ich fuhr diesen an und war eigentlich nicht erstaunt, wieder einen Holländer als Betreiber des Platzes vorzufinden. Mittlerweile war es gegen 19:00 Uhr. Er riet mir, zuerst im Nachbardorf Meziměstí essen zu gehen und dann das ganze Check-in zu machen. Ich fuhr wieder nach Meziměstí und ass im Restaurant Schweik ein feines und günstiges Nacht (übrigens werden hier um 20:15 die Stühle auf den Tisch gestellt und man wird gefragt, ob man vielleicht zahlen möchte…). Anschliessend wieder zurück zum Campingplatz wo ich eincheckte. Es hatte nicht viele Leute auf dem Platz, im Gegenteil es waren nur vier Fahrzeuge, davon zwei holländische, vor Ort. Der Platz war wieder sehr ruhig und ich war schon gespannt, wie lange dass ich morgen schlafen werde. 

Das Bier im Rest. Schweik war ein Helles gemischt mit einem Dunkeln. Bier Macchiato quasi…