Freitag, 12. Juli 2019: Traum-Ferientag

Als ich mich heute Morgen noch einmal im Bett umdrehen will, stelle ich fest, dass die Sonne in unser Schlafgemach „glüslet“. Daher nichts wie auf und raus an die Sonne. Wir ziehen unsere Sportsachen an und unternehmen eine Jogging-Runde im Marschland des Lake Nevell. Das Gebiet ist bekannt für seine Vogel-Artenvielfalt. Kaum haben wir so richtig im Lauf-Flow entdecken wir zwei Deers beim morgendlichen Aesen. Sie betrachten uns etwa gleich neugierig, wie wir sie und ziehen dann weiter ins Land.

Aesende Deer

Der morgendliche Spaziergang bereitet uns sehr viel Freude. Es zwitschert, pfeift, zirpt und krächzt überall. Zwar bekommen wir nur wenige Vögel zu sehen. Die Distanz zwischen dem Weg und dem Wasser ist recht gross. Doch das Gesamtbild mit dem lauschigen See, dem satten Grün der Wasserpflanzen und Schilfgürtel, der strahlenden Sonne und den unzähligen Schäfchen-Wolken am blauen Himmel wirken beglückend.

Marshland

Nach rund zwei Stunden kehren wir zu unserem Camper zurück. Jetzt haben wir uns ein leckeres Frühstück verdient. Es ist mittlerweile so warm, dass wir unsere Camper-Utensilien (Tisch und Stühle) hervorholen müssen, da der Campground-Tisch an der prallen Sonne steht. Danach packen wir alles zusammen, fahren zum Dusch-Häuschen. Heute kriegen wir für einen Loonie (ein kanadischer Dollar) während ungefähr zwei Minuten Duschwasser. Aber wir schaffen‘s innert nützlicher Zeit Shampoo und Duschmittel abzuspülen. Es ist mittlerweile an die 30 Grad Celsius warm. Unser erstes Reiseziel heute ist der Brooks Aqueduct. In den frühen 1900er Jahren lancierte die Canadian Pacific Railroad ein grosses Bewässerungsprojekt als Teil des Eastern Irrigation District. Zusammen mit dem Bassano Dam (in Bassano) war dieser Aquädukt das zentrale Bauwerk für die Bewässerung des sehr trockenen Prärie-Landes. In der Zeit von 1912 – 1914 wurde gebaut und im Frühling 1915 konnte der Aquädukt (3 km lang, ca. 18 Meter hoch) und das damit zusammenhängende errichtete Kanalsystem in Betrieb genommen werden. 1979 wurde der Aquädukt durch ein effizienteres Kanalsystem abgelöst. Die Konstruktion und vor allem ihre Bedeutung bei der Besiedelung des Landes beeindrucken uns sehr. Wie mutig waren doch die ersten Siedler, die in dieses karge Prärieland zogen von Natur aus. Aber zu wissen, dass mit harter Arbeit in diesem Land auch ein Auskommen möglich war, hat sicherlich den Entscheid für die eine oder andere Familie einfacher gemacht. 

Aquädukt von Brooks

Weiter geht‘s für uns zum dritten Highlight des heutigen Tages: dem Dinosaur Provincial Park (UNESCO-Weltkulturerbe). Auf den letzten 13 Kilometern vor dem Park gibt es erste Warnschilder vor Klapperschlangen. Die Automobilisten werden aufgefordert, für die Schlangen zu bremsen. Huch, zu Beginn unserer diesjährigen Kanada-Reise waren wir Bären-Aware, jetzt kommt ein neues Tier dazu, mit dem wir ehrlich gesagt nicht unbedingt gerechnet haben. Die Landschaft hier wird Canadian Badland genannt. Die Landschaft ist äusserst karg und trocken, es gibt fast keine Bäume, d.h. daher auch kein Holz zum Kochen/Wärmen und auch Wasser gibt es nur im Tal, wo der Red Deer River in gemächlichem Tempo fliesst.

Dinosaur Provincial Park

Aber aus der Höhe betrachtet ist die Landschaft eindrücklich schön. Auch hier gibt es unzählige Felsformationen aus unterschiedlichen Gesteinsarten, was zu unterschiedlichen Erosionsformen führt. Wir geniessen die Zeit in der heissen, kargen Landschaft sehr. Von einem Spaziergang zu Fuss sehen wir aus Respekt gegenüber Klapperschlangen, Skorpionen und Black Widow Spinnen (ja all diese tollen Tiere geben sich hier ein Stelldichein) ab. Dafür fahren wir mit dem Auto einen Rund-Trail ab, der uns die schönen Seiten dieses Parks geniessen lässt. Der Park ist aufgrund der Tatsache, dass hier die meisten Dinosaurier-Skelette gefunden worden sind, zu seinem Namen gekommen. Zwei Exponate sehen wir an den originalen Fundstellen auf dem Rund-Trail, weitere Exponate sind im Park-Museum ausgestellt. Beeindruckt hat uns zudem die Cabin von John Ware, einem schwarzen Siedler, der als junger Mann aus der Sklaverei in den USA nach Kanada gezogen ist. Ein eindrückliches Leben – geprägt von Mut, Zuversicht, Kraft und der Fertigkeit, sich im Leben durchzuschlagen. Was Wahrheit und was Legende ist, entzieht sich uns. Trotzdem ziehen wir den Hut vor diesem Mann, der 1905 im Alter von 50 Jahre mit seinem Pferd in den Tod gestürzt ist. Wir verlassen den Dinosaur Provincial Park und fahren nach Brooks, wo wir im Steakhouse Montana Abend essen gehen. Lecker, lecker. Von hier aus ist es für kanadische Verhältnisse ein Katzensprung bis zum Tilebrook Provincial Park, wo wir heute Abend nächtigen werden.

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