Dieser Satz von Marianne, die zusammen mit ihrem Ehemann Roland den Lost Lemon Campground führt, ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Kommunikation geworden. Marianne hat mit diesem Satz Roland „in die Gänge“ gebracht, da er am Donnerstag (18.07.2019) spontan entschieden hat, mit befreundeten Camping-Leuten Squad fahren zu gehen. Die Arbeitsorganisation auf dem Lost Lemon Campground erfolgt nach dem Motto: „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen“. Wir haben wunderbar geschlafen und eine sehr ruhige Nacht verbracht. Als wir kurz nach 7.00 Uhr erwachen, steht die Sonne bereits am blauen Himmel. Wir lassen es gemütlich angehen. Die Sonne erreicht erst gegen 9.00 Uhr unseren Tisch auf dem Campingplatz und da es recht kalt ist, sind wärmende Sonnenstrahlen am Frühstückstisch ein Muss. Heute Morgen ist es so kalt, dass wir erstmals die Heizung einschalten und den Camper auf 21 Grad wärmen, so dass das aus dem warmen Bett steigen, etwas leichter fällt. Das Duschen entfällt, da es auf dem Campground keine Duschen gibt. Zum Frühstück gibt‘s scrambled eggs mit Tomaten, Toast und Konfitüre, Orangensaft, Kaffee und frische Früchte. Dermassen gestärkt machen wir uns nach der Camper-Vorbereitung für die Weiterreise auf einen Spaziergang zum See. Nach diesem „Cher“ (wir wohnen u.a. dem Einwässern eines Motorbootes bei) kehren wir wieder zurück zum Camper. Zu unserer Überraschung erwartet uns beim Camper ein Deer, das am Grasen ist. Das Tier lässt sich bei seinem Frühstück nicht stören und post perfekt für Bilder aus nächster Nähe.
Jetzt aber auf Richtung Okotoks, unserem heutigen Tagesziel. Von unserer Reiseplanung her ist Okotoks nicht unbedingt eine Wunsch-Destination. Da aber aufs Wochenende hin sämtliche Campingplätze in den Nationalparks im Westen von Alberta voll sind, sind wir gezwungen, westwärts auszuweichen. Nach etwas 30 km Fahrt kommen wir zur Bar U Ranch, die bezeichnenderweise am „Cowboy Trail“ (Highway 22) liegt. Die Ranch ist National Historical Site of Canada – und zwar der einzige Site, der sich der Ranching-Geschichte widmet. „Businessmen, cattle, Natives, princes, women, children, Percherons, polo ponies and cowboys; all played a part in the unique story of the Bar U Ranch. One of the first and most enduring of the large corporate ranches established in the 1880‘s.“. Zuerst geht‘s per Pferdewagen zu den Stallungen der Arbeits- und Reitpferde.
Die Stallungen der Arbeitspferde werden aktuell noch für die Kutschenpferde genutzt. Die übrigen Ranch-Teile sind reine Ausstellungsobjekte. Aber alle äusserst schön und vor allem authentisch zurechtgemacht. Über eine kleine Holzbrücke, die über den Pekisko Creek führt, gelangen wir zum Round-up Camp, also dem seinerzeitigen mobilen Camp-Teil bei tagelangen Ausritten zu den Herden auf weiter entfernt gelegenen Weiden. Bruce erzählt uns hier einiges zur Geschichte der Bar U Ranch. Bei ihm kommen wir auch in den Genuss von Cowboy-Kaffee, der auf offenem Feuer in grossen Gusseisenkrügen zubereitet wird. Gleich daneben steht der Dairy Barn … sehr, sehr anschaulich 😃. Im Cook House gibt’s frisch gebackene Cinnamon Buns und Cookies zu kosten. Herrlich! Der Duft der Cinnamon Buns hat uns bereits von der Holzbrücke aus angelockt. Besonders fasziniert haben uns der Harness Repair Shed, das Outhouse, der Blackshmith Shop und das Postoffice, in dem der Buchhalter gewohnt hat. Dort wurden die Cowboys jeweils auch für ihre Arbeit bezahlt.
Wir sind sehr happy, dass wir diesen tollen Ort mit so viel Zeit und Musse besuchen können und einen Einblick ins Farmerleben bis in die 1950er und 1960er Jahre erhalten. Eindrücklich ist, dass der Cowboys-Schlafsaal im ersten Stock des Cooking Houses noch genau so aussah wie auf alten Fotos, die wir im darunter gelegenen Aufenthaltsraum sehen können. Wir sind echt begeistert. Nach einem Besuch im Gift Shop (ich finde hier ein Buch über John Ware, der mich seit dem Besuch im Dinosaur Provincial Park fasziniert) setzen wir unsere Tagesreise Richtung Black Diamond fort. In diesem beschaulichen Örtchen präsentiert sich die Central Avenue noch wie eine Westernfilm-Kulisse. Unser Eindruck: Black Diamond ist recht schmuck aber auch nicht overwhelming. Im örtlichen Bäckerei-Café gönnen wir uns Kaffee und Kuchen.
Nach wenigen Kilometern Weiterfahrt kommen wir bereits in Okotoks an und finden hier auch sofort unseren Campingplatz. Mit rund 200 Stellplätzen der grösste auf dieser Reise. Der Platz ist ganzjährig geöffnet und bietet auch Jahres-Fixplätze an, was dazu führt, dass einige Sites wie auf dem Schiffenen-Camping daher kommen und von lokalen Königen bewohnt werden. Also einfach Augen zu und durch. Bei uns gibt’s ein einfaches Pasta-Znacht am offenen Feuer. Martin ist der Feuermeister und hält uns mit einem tollen Feuer sämtliche Mücken weg. Supi Martin! Du musst heute keinen zusätzlichen „gear“ einschalten.