Heute ist das Wetter leider nicht mehr so schön wie am Vortag. Wir lassen es darum etwas gemütlicher angehen. Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuss in die „Oberstadt“ von Belém, wo wir am Vortag auf der Tramdurchfahrt ein Streetart-Objekt in Form eines Waschbärs gesehen haben. Dieses schauen wir uns aus der Nähe und mit Zeit an.
Mit dem Tram fahren wir dann ein paar Stationen weiter bevor ihr auf der Höhe des Tramdepots mit integriertem Trammuseum (Museu da Carris) aussteigen und eben diesem Museum einen Besuch abstatten. Das Museum gibt einen schönen Einblick in die Geschichte von den durch Esel gezogenen Waggons bis zu den heutigen elektrischen Trams. Der Museumsbesuch ist kurzweilig und beinhaltet sogar noch eine Fahrt mit einem historischen Tram – also so einer Art Fitness-Fahrt in Lissabon.
Weiterreise in die Stadt, wo wir uns beim Mercado da Ribeira zu Kaffee und Kuchen einkehren. Gut gestärkt geht es anschliessend mit dem Ascensor da Bica in die „Oberstadt“.
Ein uriges Tram bringt uns von da zum Miradouro São Pedro de Alcântara, von wo sich wir einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt haben. Mit dem Ascensor da Glória geht‘s anschliessend wieder runter in die Stadt.
In der Nähe des Rossio treten wir in ein kleines Lädchen ein, das handgemachte Puppenkleider, Puppenhäuser anbietet und über ein Puppenspital verfügt, das ältere und beschädigte Puppen neu auffrischt und repariert. Und das alles mit ganz viel Liebe und Freude an der Sache. Für uns geht‘s danach auf zum nächsten Ascensor do Lavra. Hier steigen wir Treppen ins Quartier hoch, um anschliessend die „Tal-„Fahrt mit dem Ascensor so richtig geniessen zu können. Somit ist unser Ascensores-Hattrick komplett. Die drei Ascensores wurden übrigens gebaut, um auch diejenigen Stadtteile Lissabons erschliessen zu können, die von der ab 1873 verkehrenden Pferdestrassenbahn wegen der starken Steigung nicht bedient werden konnten. Betreiber der Bahnen ist, wie auch für die anderen städtischen Verkehrsmittel der städtische Verkehrsbetrieb Carris. Trotz ihrer Ähnlichkeit zur Strassenbahn werden sie als Ascensor (Aufzug) bezeichnet und im allgemeinen Sprachgebrauch manchmal auch Elevador genannt, was eigentlich ein senkrecht fahrender Aufzug ist (Elevador de Santa Justa, s. Eintrag vom 03.03.2020). So shaky die drei Bahnen daher kommen, so zuverlässig fahren sie. Auch blieben sie über ein Jahrhundert lang von schweren Unfällen verschont. Leider sind die Wagen ein beliebtes Zielobjekt von Sprayern. Die Bahnen (90 cm Spurweite) gelten schon seit einiger Zeit als nationale, technische Denkmale. Hier noch einmal alle technischen Details in der Übersicht: Ascensor do Lavra – eröffnet 1884, Länge 182 m, Höhendifferenz 43 m, max. Steigung 25,0 % Ascensor da Glória – eröffnet 1885, Länge 265 m, Höhendifferenz 48 m, max. Steigung 18,0 % Ascensor da Bica – eröffnet 1892, Länge 260 m, Höhendifferenz 45 m, max. Steigung 19,1 %
Jetzt sind wir hungrig und vor allem durstig. Im Bar-Restaurant des Figu-Hotels geht‘s zum Apéro. Die Tapas fallen hier definitiv grösser aus, als wir uns das unter dem Wort Tapas vorstellen. Aber der Cod-Fish mit Kartoffelstock, das Kichererbsen-Pesto, die Chicken Wings und die super leckeren Riesen-Crevetten an Knoblauchsauce munden herrlich. Wir geniessen hier also Apéro und Abendessen in einem. Danach macht sich Martin auf zu einem Barber-Shop, den er online in der Nähe hat ausfindig machen können. Tatsächlich kriegt er da noch einen Slot und wird sehr schön gepflegt und getrimmt. Der Barber-Man ist ein echter Kenner-Künstler seines Fachs. Die Location ist ebenfalls einmalig und zieht immer wieder zahlreiche Blicke von Passanten an, die zu Stehenbleibern werden.
Zum Ende des heutigen letzten Lissabon-Ferientages statten wir in nächtlichem Ambiente der Kathedrale Sé einen Besuch ab. Die Bezeichnung Sé ist die Abkürzung für seeds episcopalis, Bischofssitz. Die strenge Fassade mit ihren bezinnten Zwillingstürmen vereint den romanischen und gotischen Baustil. Hauptlichtquelle ins Innere ist die schöne Fensterrose. Direkt vor der Sé verkehren Strassenbahnen, was zu jeder Tages- und Nachtzeit ein schönes Fotosujet abgibt. Wir kehren ein letztes Mal zu Mercado da Ribeira zurück, wo wir uns eine gemeinsame Pizza erstehen. Nach dem ausgedehnt ausgefallenen Apéro gibt‘s nur noch ein Hüngerchen. Die letzte Tramfahrt des Tages führt uns zurück zum Hotel.