Um 6:00 kam Bewegung ins Doppelbett – und so waren alle beide wach. Packen, Frühstück, bezahlen, Abreise. Um 8:30 waren wir in Zittau am Nebenbahnhof und konnten so noch den ersten Zug des Tages bewundern, welcher nach Bad Jonstorf abfuhr – genau: wir besuchten nochmals die Dampfeisenbahn, welche von Zittau ins Zittauer Gebirge fährt, und zwar mit Dampf, wie seit vielen vielen Jahren. Auch der Hauptbahnhof war speziell: Absolut überdimensioniert für den heutigen Verkehr, noch vollständig erhaltene Anlagen für die Grenzkontrollen bei Reisen in die Tschechische Republik und halt einfach alt… Zufällig fuhr ein Lokalzug nach Tschechien ein, welcher die Nebenbahnromantik nochmals verstärkte: Tschechischer Dieselschienenbus mit Anhänger.
Bevor wir die Reise fortsetzten, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lokdepot der Schmalspurbahn, wo sie gerade den nächsten Zug bereit gemacht hatten. Der Lokführer pützelte noch die Geländer und Tritte, erst dann war der Zug auch wirklich bereit für die grosse Reise.
Dann endlich ging’s los: Die Fahrt brachte uns nach Herrnhut und nach einigem Suchen in dieser lokalen sächsischen Perle fanden wir auch das Ziel der Begierde: Die Fabrik der Herrnhuter Sterne. Allerdings waren wir dann schon ein bisschen enttäuscht, dass wir dort nicht wie erhofft, den Arbeitern bei der Produktion der Sterne zuschauen, sondern nur den Laden besuchen konnten. Somit dauerte der Besuch in Herrnhut nicht länger als vor ein paar Jahrzehnten ein Boxenstop der Formel 1.
Weissenberg war das nächste Ziel, welches wir ins Navi eingegeben hatten. Dort gibt es nämlich ein Pfefferküchler Museum, welches der Herstellung von Lebkuchen gewidmet ist. In der 1643 gegründeten und erst 1937 aufgegebenen Pfefferkuchen Backstube sind allerlei alte Gerätschaften zu sehen. Als besonders interessante Sequenz ist zu erwähnen, dass die Besucher unter Anleitung mit Brotteig Tiere formen dürfen, welche anschliessend gebacken werden. Noch vor einigen Wochen haben wir uns krumm gelacht, wenn im „Making of“ auf unserer „Shaun das Schaf“-DVD trümmlige Engländerkinder versucht hatten, aus Lätt ein Schwein zu produzieren. Auf dem Boden gewälzt haben wir uns, wenn das gebastelte Schwein eher einem Härdöpfelknollen glich als einem landwirtschaftlichen Nutztier. Und nun waren wir plötzlich selber trümmlige Engländerkinder (ömel ich…). Nun, das Museum machte wirklich Freude und wir hatten eine Menge Spass dabei.
Weissenberg verliessen wir dann Richtung Bautzen. Bautzen ist eine wunderschöne mittelalterliche Stadt, welche mit massiven Mitteln renoviert wurde. Wie geschleckt sieht der Stadtkern aus, wirklich ein Bijou! Im Restaurant L’Ambiente assen wir Zmittag – excellent! Anschliessend machten wir einen kurzen Stadtrundgang, wo wir unter anderem ein Senfmuseum besucht hatten. Sogar ein Senfmuseum gibt es also! Der Stadtrundgang war darum so kurz, weil heute scheinbar der heisseste Tag des Jahres war: man spricht von über 30 Grad…
Bautzen bringt man nicht immer mit einer lieblichen Stadt in Verbindung: Über Jahrzehnte diente das Gefängnis von Bautzen der Inhaftierung von Staatsfeinden der DDR. Dieses ehemalige Stasi-Gefängnis ist nun eine Gedenkstätte, welche besucht werden kann. Eine Ausstellung informiert über das Unrechtsystem, welches in der DDR geherrscht hat. Die ganze Anlage ist eindrücklich und macht einem traurig…
Nach diesem Besuch haben wir den Ort Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz anvisiert. Die Unterkunft im Hotel Elbresidenz ist wirklich oberedel – sogar das Auto wird einem vom Portier in die Garage versorgt. Nach der Ankunft haben wir den Swimming Pool in der 4. Etage genutzt und sind dann auf einen kurzen Stadtrundgang. Viele Häuser tragen Markierungen, wo 2002 das Jahrhunderthochwasser der Elbe stand. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass man mit dem Boot in den 2. Stock hätte einschiffen können!