Wir haben herrlich geschlafen und starten erholt und voller Tatendrang in den neuen Tag. Die verhältnismässig “kühlen” Morgenstunden verbringen wir auf unserer terrazza – lesend, Tagebuch schreibend und Pläne schmiedend. Auf der Dachterrasse serviert uns Gianfranco ein liebevoll arrangiertes Frühstück. Da wir zu dieser Zeit noch die einzigen Gäste im Casa Mao sind, „gehört“ auch diese Terrasse uns. Der Blick aufs Städtchen und das Meer ist herrlich, dazu ein Cappuccino und einige fette biscotate (mir säge dene Zwieback) – was wollen wir mehr? Gianfranco feiert heute seinen 37. Geburtstag. Wir überreichen ihm eine Packung mit Mandelbärli in verschiedenen Aromen. Er freut sich riesig und inszeniert diese fotografisch am Tisch nebenan.
Etwas später machen wir uns in unseren Wanderutensilien aber noch leerem Rucksack auf den Weg ins Zentrum, wo wir uns den Proviant für unsere heutige Wanderung besorgen. In einem kleinen Panini-Laden Deli Coast lassen wir uns zwei „personalized“ Panini zubereiten, kaufen zwei Arancini und genügend Wasser – denn es wird warm werden auf der Wanderung von Bomerano nach Positano. Um 10.15 Uhr geht‘s mit dem Bus los Richtung Agerola-Bomerano. Die Enge der Strasse, der starke Verkehr sowie zahlreiche Waren-Anlieferungen machen die Fahrt zum Abenteuer. Der Fahrer bleibt gelassen und entspannt und ist seinerseits wohl froh, als er im „Berg“-Dorf Bomerano (auf ca. 650 m gelegen) die geschwätzige Meute an Wanderturisten aus dem Bus hat. Bomerano ist ein hübsches kleines Dorf, das den Ausgangspunkt der heutigen Wanderung auf dem Sentiero Degli Dei bildet.
Der Sentiero führt mit wundervollen Aussichtspunkten und tollem Panorama auf die Amalfiküste von Bomerano nach Nocelle. Wir wandern los und schon bald reiht sich vor uns die gesamte Amalfiküste bis zum Horizont hin auf. Was für ein erhebendes Gefühl. Himmel und Meer gehen fliessend ineinander über. Wir entdecken schöne Blumen und Gewächse (z.B. Aronstab), unzählige Arten Schmetterlinge 🦋 und Insekten. Dazu entwickeln wilder Rosmarin und Eukalyptus bei den hohen Temperaturen ein Duftgemisch, das in uns den Eindruck aufkommen lässt, wir seien in der Sauna.
Wir schwelgen im „wanderers high“ – sind glücklich und geniessen jeden Moment – natürlich auch die Mittagsrast, die wir an einem der raren schattigen Plätzchen verbringen. Gut gestärkt erklimmen wir „bachnass“ die letzten Steinstufen bis nach Nocelle, wo wir in einer kleinen Bar Wasser und eine Zitronen-Granita (eine Art Zitronen-Sorbet) geniessen. Welch herrliche Erfrischung – innerlich wie äusserlich – an diesem luftigen Spot mit Blick aufs Meer.
Dann geht’s weiter: Auf uns warten noch rund 1’400 Treppenstufen runter nach Positano. Runter geht immer, sagt man und das ist so – aber am Schluss fahren die Stufen schon recht ein. Drum sind wir froh, als wir in Positano ankommen. Denn auf uns wartet hier ein weiteres Highlight. Wir haben heute Morgen auch unser Badezeug in den Rucksack eingepackt und das soll jetzt zum Einsatz kommen. Zwei Liegestühle und einen Sonnenschirm für 45 Euro – nein, nein, nicht gekauft nur gemietet 😂 – und auf geht’s ins Meer. Göttlich, die Erfrischung ist perfekt und was gibt es schöneres als auf dem Rücken treibend auf dem Wasser zu liegen und den Blick in Richtung Höhenzug des Sentiero Degli Dei schweifen zu lassen!
Mit dem letzten Kurs-Schiff geht‘s zurück nach Amalfi, wo wir im Restaurant La Galea ein leckeres, leichtes Fisch-Znacht geniessen. Als Dolce gibt‘s ein Zitronen-Tiramisu … auch leicht, versteht sich.
Ach ja und da war ja am Abend noch dieses Fussballspiel an der EM 2020: Schweiz gegen Frankreich. Spektakulär war es mit allem Drum und Dran (z.B. verschossener Penalty der Schweiz) und hat am Schluss mit einem 8 zu 7 der Schweizer im Penalty-Schiessen geendet (3 – 3 nach der regulären Spielzeit). Das hoch attraktive Spiel mit hoch motivierten CH-Spielern vermag die Schweizer mit ihrer Nati wieder mal zu versöhnen.