Wettermässig wird uns heute „cassetto più basso“ geboten. Es regnet in Strömen. Bevor wir das Hotel – heute nach einem genussvollen Frühstück – verlassen, fragen wir noch nach einem zweiten Hotel-Schirm. Ein grosser Schirm würde nicht reichen. Wir brauchen zwei. Die Bäche auf den Wiesen rund um die alte Festungsanlage führen mittlerweile „Hochwasser“.
Wir schleichen uns über den Weg, um auf dem unebenen Belag nicht in tiefe Pfützen zu treten. Nach etwa 20 Minuten Fussweg treffen wir beim Bahnhof von Lucca ein. Heute fahren wir nach Pisa. Der schiefe Turm wartet auf uns. Die Zugfahrt – Lucca ab 10.42 – verläuft einwandfrei. Von der Landschaft sehen wir nicht viel, denn es regnet so stark, dass man durch die Fenster so gut wie nichts sieht. Kurz vor der Einfahrt in Siena San Rossore erspäht Martin aus der Ferne den Schiefen Turm von Pisa zum ersten Mal. Der im Abteil nebenan mitreisende Herr erklärt uns, dass wir von der Haltestelle San Rossore den kürzesten Weg zum torre pendente haben und es daher ideal für uns wäre, hier auszusteigen. Jacke an, Schirm auf und los geht‘s.
In der Tat gelangen wir nach einem kurzen Wegstück in die Anlage mit Turm, Kathedrale und Baptisterium – alles auf Rasen-Grund. Als erstes schauen wir uns den Dom an. Da noch eine Messe im Gang ist, können wir den Dom nur vom hinteren Teil aus einsehen. Auch dieser Dom ist wunderschön goldig/bunt und natürlich sehr reichhaltig und aufwändig dekoriert. Beim Turm begnügen wir uns mit der Betrachtung von „unten und aussen“. Die Sicht von oben würde wetterbedingt wohl eher ernüchternd ausfallen. Auch wir machen „Turm-Stemm“-Fötelis und geniessen das muntere Treiben der Gäste auf der Anlage.
Danach spazieren wir durch die Gassen und Gässchen Richtung Bahnhof – zuerst dem Arno entlang (sehr schöne Häuser und teilweise Universitätsgebäude) und dann in der Fussgängerzone. Zuerst noch mit offenem Schirm und dann mit geschlossenem. Pisa gibt’s tatsächlich auch ohne Regen.
Zwischendurch eine kleine Stärkung. Danach fahren wir zurück nach Lucca. Auch hier spazieren wir durch die Altstadt und schauen uns den St. Martins-Dom an. Wow: sehr, sehr schön – heiliger Martin halt – gibt sein letztes Hemd, der Martin 😉.
Zurück im Hotel planen wir unsere weitere Reise, schreiben Tagebuch und geniessen das warme und trockene „Ambiente“ des Hotels. Gegen 20.00 Uhr machen wir uns nochmals auf den Weg in die Altstadt von Lucca und kehren im Ristorante „All‘ Olivo“ ein. Das Lokal ist in einem Wohnobjekt untergebracht, d.h. verschiedene Tisch-Settings sind in verschiedenen Räumen untergebracht. Ich fühle mich sofort „Daheim“. Auf der Karte hat es recht exklusive Gerichte, z.B. die Vorspeise des Dreierleis von der Artischocke (gefüllt, im Ofen gebacken und roh als Salat mit Parmesan-Splittern ergänzt). Eine lukullische Freude ersten Grades. Gleiches gilt für Martins Vorspeise: mit Ricotta gefüllte Ravioli an einem Tomatensugo. Hauptgang: Kalbsplätzli mit Spinat (Martin) und Stockfisch mit Tomaten und Oliven und dazu ein Teller mit Gemüse vom Grill (Bettina). Ein Becher mit Waldfrüchten (Martin) und ein Semifreddo von Zitrusfrüchten (Bettina) runden das megafeine Essen in ruhigem Ambiente ab. Das Restaurant ist ein Volltreffer.