Zuerst die Leerung der Glascontainer, danach eine Vespa, deren Motor gefühlt unter unserem Schlafzimmer-Fenster gestartet (der Anlasser springt etwa nach dem fünften Versuch an) und dann etwa fünf Minuten laufen gelassen wird, bevor sie ihren Besitzer davon trägt. Der örtliche Siracusa-Wecker hat seinen Dienst getan: Wir sind wach.

Martin steht auf und startet den Laptop, um noch ein Office-Doc zu finalisieren, das er am Donnerstag einreichen muss. Ich schreibe Tagebuch und mache mich dann auf einen morgendlichen Siracusa-Spaziergang. Draussen ist es schwül-warm und die Sonne scheint. Es macht Spass, dem Meer entlang und dann durch die kleinen Gassen zurück zu schlendern und zu beobachten wie der Geschäftsalltag in die Gänge kommt. In der Bäckerei Viola kaufe ich zwei Cornetti mit Gonfi, auf dem Markt Trauben, Orangen, Rüebli, Tomaten und Mandeln und dann beim Hotel Gutkowski noch zwei Cappuccini. Subito a casa et collazionare.

So gestärkt macht sich Martin auf den Weg zur Autovermietung, wo er unseren Mietwagen abholt. Ich räume auf und mache mit „ausgehfertigt“. Mit unserem Hybrid-Fiätli geht‘s sodann los.

Pandas sind in Mode

Wir machen uns auf den Weg nach Marzamemi – einem kleinen Fischerdorf im Südosten der Insel. Wir kommen gut und zügig voran, auch wenn uns der italienische Strassenverkehr dann und wann mehr fordert als gedacht (Stichwort „Moorhühner schiessen“). Der kleine Fleck (Marzamemi) ist wirklich allerliebst.

Unterwegs in Marzamemi

Die Sommerferien-Touristen sind weg und so geht alles etwas gemächlicher zu und her, wenngleich auch schon viele Lokalitäten ihre Saison 2022 abgeschlossen haben. Wir spazieren durch die kleinen Gassen des übersichtlichen Ortskerns und gehen in einem Beizli einen Teller Busiate essen. Bei dieser nudelbreiten Pasta-Sorte, die um einen dünnen Holzstab gewickelt wird, so dass eine spiralförmige etwa 5 – 7 cm lange Nudel entsteht, handelt es sich um eine regionale Pasta-Spezialität. Martin geniesst sie mit einer Schwertfisch-Datteltomatensauce, ich die meinigen mit Datteltomaten und gesalzenem Ricotta. Zum Dessert gibt’s einen Granatpfel-Saft, der hier die Spezialität der Saison zu sein scheint.

Unterwegs in Marzamemi

Mit unserem Fiätli ziehen wir weiter nach Lido di Noto. Füsse ins Meer aber subito! Es ist wunderschön, dieses Gefühl, wenn Wasser und Sand einem die Beine umspülen. Ganz ins Wasser zu steigen, ist keine Option, denn obwohl der Abbronzatissima Beach Club noch geöffnet hat, gibt‘s keine Duschen mehr, die der persönlichen „Retablierung nach dem Bad“ dienen würden.

Am Strand von Lido di Noto

Der Abstecher für ein Gelato in Noto – es wird gesagt, dass es dort das beste Gelato geben soll -, wird zur Stadtrundfahrt. Die Altstadt will sich uns nicht erschliessen und irgendwann haben wir genug Stadtrundfahrt im hektischen Feierabendverkehr. Darum zurück nach Siracusa, wo wir uns noch etwas ausruhen bevor wir essen gehen. Eine Location ist rasch gefunden und schon bald geniessen wir Fisch, Salat und Patatine fritte.

Vor dem Regen ist alles trocken

Wir haben unser Znacht noch nicht beendet, beginnt es zu regnen. Zuerst nur ein paar Tropfen ==> wir rutschen wird mitsamt Tisch noch etwas mehr unter den Sonnenschirm. Danach leichter Regen ==> ich bin unter dem Sonnenschirm geschützt, Martin öffnet meinen Knirps und beendet sein Essen. Der Regen wird stärker ==> Martin bezahlt die Rechnung und unter dem einen Knirps machen wir uns auf den Weg nach Hause. Die Regenschauer entwickelt sich zum Regenguss ==> wir begeben uns in eine Gelateria, holen uns ein Eis, das wir draussen unter den Sonnenschirmen geniessen (in der Gelateria haben auch unzählige andere Gäste Schutz vor dem Nass gesucht). Der Regenguss „giesst unentwegt weiter wie aus Kübeln“ ==> wir sind bereits halbnass, daher entscheiden wir uns, uns auf den etwa fünfminütigen Fussweg nach Hause zu begeben. Es ist müssig, sich zu Zweit unter einen Knirps zu drängen. Martin nimmt den Knirps, der so pflotschnass ist, dass er so gut wie keinen Schutz vor dem Himmelsnass bieten kann, ich laufe einfach so los.

Die grosse Menge an Nass kann nirgends abfliessen, was dazu führt, dass die tiefer gelegenen Gassen geflutet sind. Etwa fünf Centimeter hoch steht das Wasser, gurgelt um die Abflüsse bzw. sammelt sich in den zahlreichen Schlaglöchern in den Gassen der Altstadt. Wir können nur noch lachen, lange sind wir nicht mehr so verregnet worden. Pflotschnass betreten wir das Appartement. Die triefenden Kleider und Schuhe hängen und stellen wir in der gesamten Wohnung auf. Und zum Glück haben wir genügend Frottierwäsche, um auch uns wieder trocken zu kriegen. Als wir etwa eine Stunde später ins Bett gehen, hat der Regen aufgehört. Aber überall tropft und gurgelt Wasser. Morgen wird‘s sicher super schönes Wetter geben.