Wir starten mit einem wunderbar leckeren Frühstück im Hotel Gutkowski in den Tag. Fürstlich, was einem hier geboten wird. Alles lokale Spezialitäten (himmlische Datteltomaten, verschiedene Käse, Honig aus der Region, eine schöne Auswahl an Früchten <u.a. eine Art Aprikosen-Pfirsiche – kleine aprikosengrosse Früchte in der Färbung eines Pfirsichs – schmecken  ganz toll>, Panini und natürlich kleine Cornetti), die das Zmorge zum genussvollen Erlebnis machen. So, der Tag kann kommen.

Die Promenade von Siracusa

Mit dem Fiätli geht‘s nun nach Licodia-Eubea. Die Fahrt führt durch unterschiedliche Landschaften, die durch Strassen unterschiedlichster Qualität erschlossen sind. Eigentlich wollen wir über Land fahren aber nach etwa 10-minütiger Fahrt über eine Strasse, die sich durch unterschiedlichste Asphalthöhen auszeichnet, landen wir unbeabsichtigt auf der Autobahn. Wollten wir eigentlich nicht – aber nach dem wir herausgefunden haben, dass die kurvig-holprige Fahrt dazu geführt hat, dass uns beiden etwas schlecht ist, „fahren“ wir mit der Autobahn wohl besser. Wir wollen ja das leckere Frühstück bei uns behalten.

Der Aetna, der heute eine weisse „Wolken-Mütze“ trägt, thront monumental in der Landschaft. Kurz vor Licodia durchqueren wir ein kleines Tal, in dem es entlang der kleinen Strasse zahlreiche Kakteen hat, welche Früchte tragen. Die Kaktus-Früchte werden an verschiedenen Ständen zum Verkauf angeboten. Ich freue mich darauf, heute eine solche direkt ab Pflanze zu „ernten“ und sofort zu geniessen. Gesagt, getan. Kaktus, Kaktusfruchte, Stächelchen. Die Frucht ist rasch geschält und der Biss in das süsslich-orange Fruchtfleisch ein echtes Vergnügen. Himmlisch. Die Frucht ist rasch verzehrt und was bleibt, sind die kleinen stacheligen Härchen, die sich beim von Hand und ohne Handschuhe Schinten in der Haut „verhaken“. Die Frucht begleitet mich den ganzen restlichen Tag mit kleinen Piecks.

Links oder rechts?

In Licodia angekommen, stellen wir fest, dass sich gegenüber unserem letzten Aufenthalt (Karfreitag 2017) nur wenig verändert hat. Es scheint, dass die Gelateria geschlossen ist – ob für immer oder einfach aufgrund von fine stagione wissen wir nicht. Die Ricotteria, die Bar im Strassenspickel, die Metzgerei und die kleinen Lebensmittellädchen gibt es alle noch. Wir parkieren das Auto und besuchen die St. Margerithakirche. Von hier startet jeweils die Karfreitag-Prozession und hier befinden sind denn auch viele Gegenstände (Holzkreuz; Figur Jesus, der nach Golgatha geführt wird; Glassarg mit Leib Christi vom Kreuz genommen). Die Ruhe und die besinnliche Einkehr tun gut. Als wir die Kirche verlassen weint der Himmel ein wenig um kurz darauf wieder der Sonne scheinen zu lassen.

Chiesa Madre di Santa Margherita in Licodia Eubea

Wir möchten Patacò-Mehl kaufen. Eine Spezialität von Licodia. „Ask the locals“ sagen wir uns und betreten die Metzgerei im der Hauptgasse. Nachdem die sympathische Fleichfachfrau der Kundin vor uns vier Hühnerflügelpaare samt Körper (d.h. eigentlich eine Poulethälfte – aber nicht wie bei uns eine seitliche, sondern der vordere Teil des Tieres aber ohne Kopf) bereitgestellt und verkauft hat, sind wir dran. Wir haben bereits eine Packung Busiate-Teigwaren ausgewählt und erkunden uns nun, ob sie uns sagen könne, wo wir Patacò erstehen können. Die Fachfrau und eine weitere Kundin tauschen sich aus und jede aktiviert via Handy ihre Kontakte, um herauszufinden, wer uns Patacò liefern könnte. Die Drähte laufen heiss, im Moment aber ohne Erfolg. Die Fleischfachfrau schlägt uns daher vor, noch etwas spazieren zu gehen. Das machen wir doch.

Stilleben in Licodia

Während wir gemütlich durch die Vicoli schlendern, glauben wir förmlich spüren zu können, wie das Dorf am Patacò organisieren ist. Als wir kurz vor 14:00 Uhr zur Metzgerei zurückkehren, stossen wir auf Signore Pozzoli aus der Ricotta-Käserei. Er bringt uns ein Pack Ricotta mit und freut sich übers Wiedersehen. Bei unserem ersten Licodia-Besuch hat uns unser Gastgeber, Carmelo, einen Besuch samt Degustation in der Käserei organisiert. Puh, das mit dem Ricotta scheint ein Missverständnis zu sein. Wir können diesen nirgends lagern und vor allem nirgends essen. Aber die Geste zählt. Kurze Zeit später erfahren wir, dass auf der Höhe der Käserei eine Frau auf uns wartet, die Patacò für uns hat. Die machen wirklich alles möglich hier – und vor allem mit so einer natürlichen Herzlichkeit. Wir fahren mit dem Auto zur Käserei und da wartet tatsächlich eine jüngere Frau mit zwei Kilo Patacò auf uns. Ein freudvolles Ciao, viel Gelächter und der Handel ist über die Bühne.

Als wir Licodia verlassen, winkt uns die Metzgerei-Fachfrau durchs Fenster Adieu und wir zurück. Einmal mehr der Licodia-Effekt: Wir kommen als Fremde und gehen auf eine Art als Freunde.

Hauptstrasse durch Licodia

Wir setzen unseren Ausflug fort und peilen Marina di Ragusa an – wollen noch einmal ins Meer steigen. Fine stagione sei Dank finden wir sofort einen Parkplatz und einen Bagnino-Betreiber, der noch bis Ende dieser Woche offen hat. Es macht Spass, den Nachmittag hier zu verbringen (Programmpunkte: Strandspaziergänge, im Meer baden, Gelato schlecken 😊).

Am Strand von Marina di Ragusa

Mit dem letzten Tageslicht treffen wir in Siracusa ein. Kurz umziehen und ab in die Stadt. Nach einem Glas Wein zum Apéro begeben wir uns in die Pizzeria Oleum Ortigia (Pizza mit Fior di Latte bei akuter Tisch-Schräglage).