Wir lassen‘s gemütlich angehen, heute Morgen. Gegen 10 Uhr haben wir alles gepackt und im Auto verstaut sowie zudem einige gute Tipps von unserem Appartement-Vermieter für die Weiterreise im Gepäck. Vorerst geht‘s aber noch einmal in die Innenstadt in ein Café am Canale Grande zum Frühstück. Ein feiner Cappuccino und ein Cornetto reichen heute aus. Noch während wir am Frühstücken sind, beginnt es zu regnen. Zuerst nur ein paar Tropfen, später dann aber richtig fest. Wir lassen die Schauer vorbeiziehen bis uns der ebenfalls „vorbeiziehende“ Bora-Wind in die Knochen fährt, so dass wir weiterziehen wollen. Und zwar bis zum Benetton, wo ich noch einen Blick reinwerfe und nach etwa einer Stunde mit einer Tasche mit fünf neu erworbenen Teilen rauskomme. Beim Rauskomen stosse ich spontan auf Martin, der sich einen weiteren Cappuccino gegönnt hat und gemäss seinen Aussagen in der Zwischenzeit dreimal die Gazetta dello Sport gelesen habe.
Wir kehren zum Appartement zurück und verlassen im Auto den Innenhof im Rahmen eines Kaiser-Manövers. Monsieur am Steuer, Madame als Einweiserin während der Rot-Phase des Durchgangsverkehrs. Das Öiti setzt auch dieses Mal kurz auf der Metallschwelle auf – glücklicherweise aber wirklich nur kurz und ohne Schaden. Dann führt uns das Navi auf einer kurvenreichen, steilen Einbahnstrasse durch Stadt-Teile in massiver Hanglage. Wann ist eigentlich der Moment gekommen, wo man seinem Navi nicht mehr vertrauen soll?
Wir wissen‘s nicht – bei uns ist es glücklicherweise gut ausgegangen. Wir durchfahren nochmals Opicina und geniessen ein letztes Mal die grandiose Aussicht auf Triest. Dann fahren wir weiter und erreichen schon bald die Landesgrenze zu Slowenien.
Tanken (€ 1.42/Liter!), Windschutzscheibe reinigen und Vignette kaufen – aha, die brauchen wir für die kurze Durchfahrt auf den Nicht-Autobahnen nicht. Weiter geht‘s und so erreichen wir innert Kürze die Grenze zu Kroatien. Fun fact: Kroatien gehört seit dem 01.01.2023 zur Eurozone. Die bisherige Landeswährung Kuna hat ausgedient. In der Grenzregion in Slowenien stehen überall noch kleine Geldwechsel-Container („last Kuna-Change Station)“, die nicht mehr genutzt werden. Bei einer Raststätte legen wir eine Pause ein und genehmigen uns eine Tomatensuppe mit Knobli-Brot. Bis zur Ausfahrt in Otocac kommen wir auf der gut unterhaltenen, nicht allzu stark befahrenen Strasse zügig voran. Anschliessend geht‘s massiv über Land. Teilweise über enge Landstrassen und durch kleine Dörfer, die nur aus ein paar unverputzten Backstein-Häusern und Hausruinen bestehen. Und dann wird einem plötzlich klar: Hier war Kriesgebiet. 1991 „Ethnische Säuberungen“, Flucht, Zerstörung von Häusern, um diese nicht dem Feind zu überlassen bzw. um zu verhindern, dass die Geflüchteten wieder zurückkehren wollen. Nach rund vier Jahren Kriegswirren 1995 Rückeroberung und wieder Flucht und Elend – diesmal in die andere Richtung. Entlang der Landstrasse zeugen Gedenktafeln und in den Dörfern Gefallenen-Denkmäler vom grossen Leid, die diese Zeit mit sich gebracht hat. Die dünn besiedelte Lika-Region erstreckt sich im Landesinnere über ein weites Gebiet zwischen den Bergen an der Küste und der bosnischen Grenze. Es ist eine ursprüngliche Karst-Landschaft mit Feldern,, Weideland aber auch dichtem Wald und schroffem Hochland. Die Dörfer sind klein, teilweise abgelegen und zeugen vom einfachen Leben. Demgegenüber wirkt die Gegend rund um die Plitvicer Seen sehr gut erschlossen und voll auf den Tourismus ausgerichtet. Überall werden Gästezimmer angeboten, die Häuser sind weitgehend modern und gut unterhalten. So auch unsere heutige Bleibe das „Plitvice Falls Cottage“: Alles top im Schuss und sehr modern. Jasminka, die Gästebetreuerin erzählt uns, dass ihr Boss im Haus sieben Zimmer anbiete und gerade daran sei, ein zweites Cottage zu bauen. Wir sind recht müde als wir unseren heutigen Etappen-Ort erreichen. Daher kurz Zimmer beziehen und um 19 Uhr Abendessen. Wir sind heute die einzigen Gäste und erhalten ein sehr leckeres Abendessen frisch zubereitet. Zur Vorspeise gibt es … ja … eine Tomatensuppe, zum Hauptgang Fischfilets mit frischem Gemüse und ein leckeres Dessert (Martin: Glacé / Ich: Baklava). Danach ab ins Bettchen, wir wollen schliesslich fit sein für unseren Besuch im Plitvice National Park.