Sonntag, 14. Mai 2023: Mit der Schweizer Eisenbahn ins Weingebiet.

Der Wecker klingelte früh. Zu früh für einen Sonntag. Aber heute können wir nicht einfach so in den Tag starten, wir haben ein Programm: Wir wollen mit dem Zug ins Dourotal fahren. Der erste Stop war bei einer Bäckerei, wo wir ein koffeinhaltiges Getränk und ein zu süsses Gebäck zu uns nahmen. Aber die Stärkung hat gewirkt.

Anschliessend ging’s zum Bahnhof Porto Sao Bento, den wir gestern ja schon rekognosziert hatten (der mit den Kacheln). Auf Gleis 1 stand schon unser Zug bereit: Ein quasi historischer Zug mit einer Diesellok, der uns ins Dourotal bringen sollte. Das Spezielle an diesem Zug war, dass die Wagen 1962 in der Schweiz gebaut wurden. An diesen Wagen hatte es klassische Elemente, die damals in der Schweiz in solche Wagen verbaut wurden, zum Beispiel die Knöpfe, mit welchen man die Fenster öffnen konnte.

In der Schweiz gebaute Reisezugwagen - heute noch zuverlässig im Einsatz

Nebst diesen Wagen stand natürlich die Reise selber im Mittelpunkt. Sie führte quasi quer durch Portugal bis 40 km an die spanische Grenze. Und wieder zurück. Und nach einer rund stündigen Fahrt durchs Hinterland führte die Strecke dem Douro entlang. Und wirklich dem Douro entlang – nicht irgendwo in der Ferne – nein wirklich direkt neben dem Fluss.

Dank den Wagen, bei denen man die Fenster öffnen konnte, konnte man die Reise geniessen und vom fahrenden Zug aus tolle Bilder machen.

Der Zug ist ein Touristenmagnet. Und da wir Sonntag hatten, waren auch viele Touristen unterwegs, unter Anderem eine deutsche Reisegruppe („Sieht hier ähnlich aus wie an der Mosel“). Die Idee ist, dass man eine Teilstrecke mit dem historischen Zug fährt und dann an einem Bahnhof aufs Schiff wechselt und wieder zurück fährt.

Die Schiffe auf dem Douro sind sehr vielfältig: Vom Kahn, den wir gestern auf der Brückentour hatten bis zum luxuriösen (flachen) Kreuzfahrtschiff mit Kabinen und Swimmingpool (auf dem Dach) konnte man alles auf diesem Fluss sehen. Interessant ist, dass der Fluss bis weit oben schiffbar ist, auch mit grösseren Schiffen. Teilweise hat es Staumauern, welche mit sehr grossen Schleusen überwunden werden. Aber wir haben heute den Zug gewählt und das ist gut so!

Die Strecke am Douro entlang war teilweise hochdramatisch schön. Felsen, Fluss und Bahnlinie und sonst nichts! Woody und ich wähnten uns bei diesem Panorama in Kanada.

Unterwegs im Dourotal

Unterwegs im Dourotal

Unterwegs im Dourotal

Je weiter douroaufwärts wir fuhren, desto weniger Reisende hatte es im Zug. An der Endstation in Pociñho hatte es nebst uns fast keine Reisenden mehr, die ausstiegen. Pociñho ist der aktuelle Endpunkt der Linie. Früher ging sie noch weiter bis nach Spanien und war so die kürzeste Verbindung von Porto nach Spanien und Frankreich. Seit Jahren ist die Strecke Richtung Spanien nicht mehr in Betrieb, aber in diesem Jahr wurden die Bauarbeiten für die Wiederinbetriebnahme der Strecke wieder aufgenommen. Wir sind gespannt, ob diese Strecke vielleicht mal ein Ziel einer Auffahrtsreise sein könnte.

In Pociñho haben wir am Bahnhof die Retourfahrt unseres Zuges fotografiert und sind dann zu einer Brücke über den Douro gegangen, welche früher kombiniert für eine Schmalspurbahn und Strasse verwendet wurde. Die Schmalspurbahn ist seit 1988 eingestellt, und die Strasse darf man auch nicht mehr benützen. Die Brücke ist stark einsturzgefährdet und abgesperrt. Dank einem Loch im Zaun haben wir dennoch Bilder der Brücke machen können. Heute ist die Brücke ein Rosthaufen. Also ein denkmalgeschützter Rosthaufen. Seit 1988 fährt nichts mehr drüber…

Strassen-/Eisenbahnbrücke in Pociñho

Der obere Teil der kombinierten Strassen-/Eisenbahnbrücke von Pociñho ist für die Eisenbahn reserviert.

Kombinierte Strassen-/Eisenbahnbrücke von Pociñho

Nach dem Abstecher zur Architektur gingen wir ins Bahnhofrestaurant und assen Lamm (Woody) und Kalb (ich). Um 15:12 fuhr der Zug wieder Richtung Porto. Wir konnten noch einmal die tolle Fahrt dem Douro entlang geniessen und kamen recht müde in Porto an. Die Energie reichte noch, um auf der Terrasse unseres Hotels einen Drink bzw ein Glas roten Douro zu trinken. Diesen mussten wir testen, um das Bild des Dourotals abzurunden.

Schlummertrunk über den Dächern Portos

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