Mittwoch, 3. April 2024: Wundertüten-Tag voller toller Erlebnisse

Vom morgendlichen Besuch bei Königs bis zum Abendessen auf dem Gwangjang-Markt ein cooler und abwechslungsreicher Seoul-Tag.

Doch der Reihe nach. Los geht‘s direkt zum Königspalast Gyeongbokung. Im Jahr 1392 erklärte Taejo, der erste König der Joseon-Dynastie, Seoul zur Hauptstadt. Nur drei Jahre später wurde der majestätische Gyeongbokung – der  „Palast des strahlenden Glückseligkeit“  – fertiggestellt. Der Komplex diente bis 1910 als Herrscherresidenz. Seine hölzernen Hallen-Pavillons und Tore erstrahlen in einer fantastischen Farbenpracht. Kurz vor 10.00 Uhr unterbrechen wir die Besichtigung, um der Ablösezeremonie der Palastwache beizuwohnen. Auch die Wache trägt farbige Kleidung, die sehr gut zur Geltung kommt. Wir setzen den Palastrundgang zusammen mit Michaela fort, die wir beim Transfer im Flughafen von Peking kennen gelernt haben. 

Wachablösung beim Königspalast
Wachablösung

Besonders gut gefällt uns der Hangwonjeong-Pavillon inmitten des von blühenden Kirschbäumen umrahmten Hangwonji-Teichs. Das Gebäude und seine Spiegelung im Wasser faszinieren. Die mit Kiefern bedeckten Berge im Norden bilden einen tollen farblichen Kontrast zu den bunten Gebäuden der Anlage.

Hangwonjeong-Pavillon
Hangwonjeong-Pavillon

Auch dieser Königspalast hat die für Korea typische Leidensgeschichte durchgemacht: Er wurde 1592 durch einen Brand zerstört, als eine riesige japanische Armee in Korea einfiel. Über 270 Jahre lag er in Trümmern, bis 1867 der damalige Machthaber Heungseon Daewongun ein Restaurationsprojekt lancierte, in dessen Rahmen rund 500 Gebäude restauriert bzw. neu  errichtet wurden (Büros des Innen- und Aussenpalasts, Wohnhäuser und Repräsentationsräume etc.). Der restaurierte Palast wurde während der japanischen Besetzung (1910 – 1945) von den japanischen Kolonialbehörden schwer beschädigt. Rund 90 % der Anlage wurden abgerissen. Ein vollwertiges Projekt zur erneuten Wiederherstellung des Palastes wurde 1990 gestartet, einschliesslich des Abrisses des japanischen Generalregierungsgebäudes, das etwas 70 Jahre lang auf dem Palastgelände gestanden hatte. 

Konstruieren, aufbauen, darin leben, durch fremde Kräfte in Schutt und Asche legen, Kultur zerstören, regiert werden und darunter leiden. Und immer wieder weitermachen und auferstehen. Ein Teil der Geschichte Koreas.

Zusammen mit Michi ziehen wir weiter mit dem Ziel, uns das Hanok-Dorf Bukchon anzusehen. Michaela lebt in Berlin und vertritt die Generation Insta-Influencer mit starkem Netflix-Touch. Sie weiss welche Locations, K-Beauty-Marken und Quartiere in Seoul in der Insta-/Netflix-/YouTube-Community gerade angesagt sind. So überrascht es denn auch nicht, dass sie uns im Samcheon-dong – einem Nachbarviertel von Bukchon – zum Café Onion führt. Als wir uns der Location nähern, meint sie lachend: „Wow, das hat heute ja gar nicht viele Leute hier! Auf Insta habe ich hier immer Menschenschlagen gesehen, die um das ganze Haus gegangen sind.“ Huch, da haben wir ja mal Glück. Die Location ist rappelvoll, so können wir uns in der kurzen Wartezeit, bis wir einen Tisch zugewiesen erhalten, einen Überblick über die leckeren Süssspeisen, die andere Gäste auf ihren Tischen stehen haben, verschaffen. Martin ist erleichtert, als wir einen klassischen Tisch zugewiesen erhalten und nicht ein Tischchen im „Schuhe aus, zum Tischchen schnagge  und kniend sitzend Bereich“.

Zum Glück hatten wir nicht diese Plätze
Wir hatten zum Glück bequemere Plätze

Wir holen uns je drei salzige und drei süsse Köstlichkeiten und geniessen diese im Sharing-Prinzip. So, jetzt kann‘s weitergehen.

Zuschlagen? Zuschlagen!
Da kann man nur zuschlagen…

Wir schlendern durch die kleinen Strassen, die gesäumt werden von unzähligen Cafés, Bäckereien und kleinen Boutiquen mit Anziehsachen, Taschen, Schmuck, Keramik und weiteren hübschen Dingen. Dann steigt der Weg an und wir gelangen ins dorfähnliche Ambiente des Hanok Bukchon. Ein Hanok ist ein Holzhaus, das meistens über einen zentralen Innenhof verfügt. Um den Hof herum gruppieren sich die Räume des Hauses mit den typischen Schrägdächern und Balkendecken. Die aus Holzpfeilern und Lehm bestehenden Wände sind mit Maulbeerpapier ausgelegt. Für Wärme sorgt eine Fussbodenheizung – durch Hohlräume unterm Boden strömt die Abluft der Feuerstelle. In Seoul mussten die meisten Hanoks, die einst das Bild prägten, Betontürmen weichen. Deshalb wirkt Bukchon wie eine Art Insel der Tradition in der modernen Zeit. So eine Art „Ballenberg live“. Wir nutzen das Angebot, für 3‘000 Won den Ausblick aus einem höher gelegenen Mehrfamilienhaus auf die Hanok-Dächer-Landschaft zu haben und kommen dort auch noch in den Genuss eines Grüntees. Der Spaziergang durch die hübschen, verwinkelten Gassen macht allen Spass und entschleunigt.

Overtourism in Bukchan
Overtourism und alt vs neu

Nach ein paar Weg-Minuten sind wir in Insa-dong, dem Viertel, in dem wir unser Hotel haben, das für einen Seoul-Aufenthalt eine super Lage hat.

In den Gassen Seouls
Unterwegs in Seoul

Wir kommen am Tempel Jogyesa, Hauptsitz des Jogye-Ordens, Koreas bedeutendster buddhistischer Schule vorbei. Die Haupthalle mit den drei grossen, goldenen Buddha-Figuren ist mit den für Korea typischen farbenprächtigen Tempelmalereien verziert.

Und da es sich gerade so gut läuft, ziehen wir weiter zum Deoksugung Palast, der „erst“ in den 1590er Jahren Palast wurde, nachdem Seouls andere Paläste während der japanischen Invasion abgebrannt waren. An das Palast-Areal grenzen zwei klassizistische Gebäude. Wir hängen noch einen kurzen „Nur-Schauen-Einkaufsbummel“ im Myeong-dong Viertel an und ziehen dann der Cheonggyecheon-Wasserlauf-Promenade weiter Richtung Gwangjang Markt, wo wir uns an einem der Stände eine Nudel-Dumpling-Suppe zum Znacht gönnen. Nicht am Stand der Netflix-Doku-Frau, sondern vis-à-vis davon. Michi und wir können‘s verkraften. Aber wir haben die Frau live gesehen. 

Nachtessen in der Markthalle

Wir sind so richtig „fix und fertig müde“, als wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen. Daher: Allez hopp, ab ins Körbchen und gute Nacht.

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