Zu Fuss ging’s heute Morgen an den Bahnhof Linz Urfahr. Von hier nahmen wir den Zug nach Aigen-Schlägl, einem Ort an der tschechischen Grenze. Die Strecke von Urfahr nach Aigen-Schlägl ist eine Strecke der ÖBB, welche mit Dieseltriebwagen betrieben wird. Die Strecke hat keine Verbindung mit dem übrigen Netz. Das heisst, wenn ein Fahrzeug defekt ist und in der Werkstätte eine grössere Reparatur ansteht, muss das Fahrzeug auf der Strasse in die Werkstatt transportiert werden. Der Zug 9:30 Uhr ab Urfahr führt trotz des schlechten Wetters (regnerisch) einen Velowagen mit. Das heisst wiederum, dass wir einen alten Zug haben, an dem so ein Velowagen noch angehängt werden kann. Cool!
Die Fahrt dauerte 89 Minuten und führte förmlich an Stellen durch, wo sich wohl der berühmte Fuchs und der nicht minder berühmte Hase gute Nacht sagen. Einen Hasen haben wir unterwegs gesehen, einen Fuchs nicht. Auf dieser Strecke fuhren wir übrigens über die steilste Strecke in Österreich, welche ohne Zahnrad befahren wird (49 0/00) Die durchfahrene Gegend war wunderschön und hat zum wandern eingeladen. Aber nicht dieses Mal, wir haben ja eine Mission 🙂
Pünktlich trafen wir in Aigen-Schlägl ein. Für 11:00 Uhr haben wir ein Taxi bestellt, welches noch nicht vor Ort war. Nach 10 Minuten warten habe ich den Täxeler angerufen und gefragt, wo er den sei? „Jo des ist ja erst in eine Wochn.“ – Nein, heute, jetzt, grad! „Gemsma 5 Minuten, i kemm grad.“ Und tatsächlich: In weniger als 5 Minuten stand ein Tesla vor uns. Eine Premierenfahrt, so eine Runde im Tesla. Der Bildschirm vorne ist beeindruckend. Fast grösser als unser TV zu Hause…
Die Fahrt führte durch den Wald in Richtung Tschechien. „Des ist das oide Grenzhaus. Von hier bis zum See war alles Sperrzone“. Wir waren also im Niemandsland. Und nun überlege ich mir was wohl ist, wenn die Fähre nach Tschechien nicht fährt und wir hier im Niemandsland sind? Hat es hier ein Handy-Netz? Und tatsächlich: Wir stiegen im Nichts aus. Sind wir nun plötzlich in „Naked Survival“ dabei? Oder im Dschungelcamp? Und die letzten Worte des Taxifahrers hallen mir im Kopf nach „Ich hoff es klappt. Die Tschechn sind ned so zuverlässig“ (sagte der, der den Termin eine Woche zu spät eingetragen hat…).
In rund 40 Minuten wissen wir Bescheid, wie es weiter geht. Es war übrigens kalt und zugig und ich war froh, dass ich 5 Minuten vor Ankunft in Aigen-Schlägl die wärmere Jacke angezogen hatte. An diesem Ort hatte es sauberes 5G aber sonst nichts. „Wir transportieren nichts was betrunken oder unter Alkoholeinfluss steht“ ist in den Transportregeln am Hafen auch *deutsch“ geschrieben. Zum Glück hatten wir kein Apéro… Um 12:00 Uhr soll die Fähre am anderen Ufer ablegen, um etwa 12:10 auf unserer Seite sein. Der Lipno-Stausee, welchen wir queren, ist übrigens der grösste See in Tschechien. Und dann geht’s los: Wir sehen tatsächlich um 12:00 die Fähre am anderen Ufer ablegen und ein paar Minuten später war sie schon auf unserer Seite.
Somit müssen wir nicht bei „Naked Survival“ mitmachen. Aber auf dieser Fähre bei diesem Wetter überzusetzen war auch nicht ganz locker…
In der heutigen durchorganisierten Zeit klappt immer alles. Klappt auch unser Taxianschluss nach Ankunft der Fähre? Remember:
„Die Tschechn sind ned so zuverlässig“
Herr Lang, Taxifahrer
Als die Fähre noch weit vom Ufer entfernt war sahen wir einen dunkeln Wagen mit gelbem Taxi-Signal auf dem Dach. Und ja, es war der von uns bestellte Wagen. 2 Mail, 2 Anrufe – und schon klappt es.
„Die Tschechen sind durchaus zuverlässig!“
Martin Zeller, Taxigast
Die Taxifahrerin brachte uns auf kurzer Fahrt zum Bahnhof Černá v Pošumaví, wo wir etwa um 12:40 Uhr eingetroffen sind. Hier fährt keine S-Bahn alle 15 Minuten. Hier fährt alle 2 Stunden ein Zug. Der nächste um 14:05 Uhr… Der Wartsaal war unfreundlich also blieben wir draussen. Habe ich schon erwähnt, dass das Wetter schlecht und kalt ist? Wir sind auf 720 müM, bei strengen Wintern kann man 10 km von hier Ski fahren.
Pünktlich kam unser Zug und brachte uns nach Český Krumlov. Ich wollte unbedingt nochmals diesen Ort besuchen, weil er mir auf meiner Europatour vor 6 Jahren so gut gefallen hatte. Woody hatte sich, nachdem er Bilder der Altstadt gesehen hatte, auf diesen Aufenthalt eingelassen. Er hat im Hotel Bellevue reserviert, gleich am Eingang zur Altstadt. Wobei die Bellevue aus dem Blick aufs Nachbarhaus bestand. Ansonsten war das Hotel tippe-toppe! Wir checkten ein, bezogen das Zimmer und machten uns auf in die Stadt.
Ähnlich wie Bern befindet sich die Stadt in einer Flussschlaufe. Dominiert wird der Ort von einem Schloss auf einer Anhöhe. Die Häuser der Altstadt sind toll renoviert, aber nicht überkandidelt. Alles in Allem eine tolle Stadt welche uns trotz relativ schlechtem Wetter gut gefällt.
Im Restaurant Gotic gab ein fleischlastiges Nachtessen, begleitet von tschechischem Rotwein. Beides hat ausgezeichnet gemundet.
Statistik 3.5.2024 | |
Bahn | 88.9 km |
Taxi | 16.6 km |
Fähre | 1.1 km |