Wo Abheben am meisten weh tut

Unter diesem Titel wurde heute in www.derbund.ch ein Artikel über die unbeliebtesten Flughäfen weltweit veröffentlicht. Schlimm an der Top 10, wo „Flugtouristen seelisch ziemlich leiden müssen“, ist, dass wir drei der genannten schlimmen Flughäfen auf unserer Reise auch tatsächlich anfliegen werden:

Platz 1: London-Heathrow:  Warten als Grundzustand: Lange Menschenschlangen gehören zum Flughafen London-Heathrow seit Jahren dazu.

Platz 2: LAX in Los Angeles: Schmutz als Problem: Neben Überfüllung, Wartezeiten und langen Wegen finden viele Passagiere die Sauberkeit des Flughafens in Los Angeles als Zumutung.

Platz 5: Chicago O’Hare International Airport: Sit-in als Geduldsübung: Der Flughafen der wichtigsten Wirtschaftsmetropole ärgert seine Kunden vor allem durch lange Wartezeiten.

Zum Glück müssen wir nicht auch noch ab Paris Charles de Gaulle (Platz 3), New York JFK (Platz 4), Sydney Kingsford Smith (Platz 6), Miami International Airport (Platz 7),  Frankfurt Rhein-Main (Platz 8 ) oder Atlanta Hartsfield-Jackson (Platz 9) abfliegen… (Randnotiz: auch der Originalartikel in der Huffington Post listet in der Top 10 nur 9 Flughäfen auf. Zählfehler oder einstweilige Verfügung eines Airport-Betreibers?).

Wenn wir dann noch vom Bruder die Frage hören, ob wir eine Gepäckversicherung für den Fall des Verlustes in London Heathrow abgeschlossen haben,  werden wir wohl schon bald was zu erzählen haben…

Am Mittwoch gehts los…

In ein paar Tagen starten wir zu unserer grossen Reise. Die Anspannung steigt, und fast stündlich fragt man sich: „Was ist noch zu erledigen? Was ist noch offen?“ Sicher wird uns dieses Gefühl bis zur Abreise noch begleiten…

Viele Sachen, die wir mitnehmen wollen, haben wir schon bereitgelegt. Auch die meisten administrativen Dinge sollten eigentlich schon erledigt sein. Auch den Survival Guide haben wir gecheckt – schliesslich wollen wir uns  bei einem gemeinen  Rhynchophorus ferrugineus-Angriff zu verteidigen wissen…

Somit können wir uns wirklich auf das Packen des Gepäcks konzentrieren – und uns natürlich stündlich fragen „Was ist noch zu erledigen? Was ist noch offen?“…

Übrigens: Die YB-Abos werden wir  in gute Hände geben. Und das Spiel YB-Fenerbahce werden wir vielleicht am TV im Hotelzimmer in Zürich Flughafen sehen – aber nicht live…  Trotzdem: Hopp YB aus der Ferne!

Mittwoch, 19. August 2009: Unterwegs mit dem Tram

Frühstück, parat machen und los geht’s. Heute zeigt sich Trondheim von seiner sonnigsten Seite. Wir gehen ins Zentrum und klappern noch gewisse Sportgeschäft ab, bevor wir uns mit dem Tram Richtung Liam aufmachen.

Das Tram selbst wie auch die Betriebsinfrastruktur sind von schlechtester Qualität, sehr veraltet und vorallem miserabel unterhalten. Aber die Fahrt lohnt sich, haben eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. In Liam angekommen, spazieren wir um den See und lesen dann auf einem Bänkli in unseren Büchern. Es ist einfach schön. Die Sonne scheint, uns geht es gut, wir haben Ferien.

Im Verlauf des Nachnittags kehren wir zurück. Gehen noch etwas lädele, schreiben die letzten Karten und machen uns dann auf die Suche nach einer Lokalität für unser letztes Abendessen in Norwegen. Wir werden im Restaurant Egon im Nidelve, einem früher genutzten Teil des Hafens fündig. Wir geniessen das Essen am Wasser, mit Sonne im Gesicht, ausgeruht und um viele Eindrücke reicher. Wir haben viel erlebt auf unserer Norwegenreise. Schönes, unvergessliches und natürlich auch manchmal nerviges. Aber das Positive überwiegt klar – auch wenn wir wettermässig nun wirklich nicht gerade verwöhnt worden sind.

Wir kehren ins Hotel zurück, packen alle unsere Sachen zusammen und stellen etwa vier Wecker, damit wir um 03.40 Uhr aufwachen.

Dienstag, 18. August 2009: Und nun ohne Auto…

Wir frühstücken und machen uns auf die Suche nach der Hertz-Filiale, um unser Volvöchen abzugeben. War ein super Auto, das einen wesentlichen Beitrag zum guten und sicheren Verlauf unserer Ferien beigetragen hat.

Kehren zu Fuss in die Stadt zurück. Statten verschiedenen Shopping Centers einen Besuch ab. Wettermässig wechselt es konstant zwischen heftigen Regenfällen und stahlblauem Himmel. Einzigartig dieser Norwegen-Sommer. Wir kommen beim St. Olavs Standbild vorbei und wollen den Nidaros-Dom besuchen. Doch der schliesst in 15 Minuten um 15.00 Uhr. Unglaublich diese Haltung und für den Besuch müssen Erwachsene 50 Kronen (ca. 10.00) bezahlen. An Stelle des Doms sind wir in die katholische Olavs-Kirche gegangen, haben dort einer auf polnisch gesprochenen Segnung beigewohnt und ein paar Kerzen angezündet. Wir spazieren ins Hotel zurück, ruhen uns ein wenig aus und gehen dann zum zweiten Mal in Norwegen ins Restaurant Big Horn ganz lecker essen (Restaurant ist in einem sehr schönen, klassischen Gebäude, das der Freimaurerloge gehört, untergebracht.)

Montag, 17. August 2009: Auf nach Trondheim

Aufgrund des schlechten Wetters, es regnet schon am Morgen Bindfäden, entscheiden wir uns, auf den geplanten Abstecher in den Dovrefjell-Nationalpark zu verzichten und statt dessen auf einer der weniger stark befahrenen Überlandstrasse den Weg Richtung Trondheim unter die Räder zu nehmen.

Zuerst machen wir aber noch einen Abstecher in eine der lokalen Töpfereien, heute von einem norwegisch-schweizerischen Glasbläser betrieben. Wir bewundern das Handwerk und kaufen für uns ein Souvenir in Form eines Kerzenständers und eines Butterschälchens. Wir fahren los und sind von jedem Wild-Warnschild am Strassenrand beeindruckt und zwar so, dass wir nur darüber lachen. Wir sehen, ähnlich wie seinerzeit in Finnland, nie etwas. Nach etwa einem Drittel unserer Strecke kommt ein Schild, das auf den nächsten 20 km vor Wild warnt.

Uuuuaaahhh.

Und was geschieht: in einer steppenartigen, kahlen Graszone mit See im Hintergrund stossen wir auf die ersten Rentiere. Wir sind so was von glücklich, steigen aus dem Auto aus und beachten die äsenden Tiere. Ihrem Namen entsprechend bewegen sie sich in der Landschaft und queren vorallem die Strasse. Kurze Zeit später stossen wir sogar auf ein Rudel, das sich auf der Strasse befindet. Believe it. Unser Traum ist in Erfüllung gegangen. Happiness pur. Abstecher zum Bahnhof von Hell (Aufschrift auf Schild: Hell Gods Expedition).

Im späteren Nachmittag treffen wir in Trondheim ein. Kleiner Schreck: die Hotels sind aufgrund einer grossen Fischermesse so gut wie ausgebucht. Wir steigen im Hotel Britannia ab und werden dort nach drei Tagen CHF 1’400.00 liegen lassen. Aber was solls, dafür profitieren wir von einer sehr zentralen Lage. Am Abend gehen wir im BK (Burger King) Proviant holen und schauen dann Fussball (Viking – Molde). Leider machen sie nicht Schere, Stein, Papier für die Platzwahl.

Sonntag, 16. August 2009: Ab ins Bergwerkdorf

Wir lassen’s am Morgen gemütlich angehen. Es regnet wieder. Erster Halt beim Bahnhof Dobas, wo wir dem emsigen Treiben (Züger nach Andalsnes, Oslo und Trondheim) zuschauen. Da hat die Frau Bahnstoffvorhang volle Arbeit geleistet. Überall hat es kurze Deko-Vorhänge. Sogar im Stellwerk.

Wir fahren gemütlich über Land nach Roros (Baedecker s. S. 337). Ein wunderschöner Flecken dieses Erzwerk-Städtchen, das aufgrund seiner weitgehend unveränderten Bausubstanz im Zentrum ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden ist. Wir kriegen ein Zimmer im Vertshuset, wo wir auch ganz lecker zu Abend essen. Vor dem Essen noch einen Spaziergang zu den Sanddünen vor Ort (total überraschend, ist doch kein Meer weit und breit zu sehen). Das Abendessen ist obe use fein. Wirklich köstlich. Wir essen Spezialitäten aus der Region. Und wenn sich weder Hirsch noch Rentier in Natura bestaunen lassen, dann holen wir sie uns halt aufs Teller. Sind ja eigentlich nicht so, aber wir wollten’s halt einfach mal ausprobieren. Es regnet und ist kalt. Wir brauchen einen Moment, um unser Bett im ehemaligen Erzwerk-Mitarbeiter-Häuschen aufzuwärmen.

Samstag, 15. August 2009: Über die Trollstiegen

Ein wunderschöner Morgen. Die Sonne strahlt hell in unser Zimmer. Na bitte das ist doch klar ein Vorteil des zweiten Zimmers. Diejenigen in den Westzimmern dämmern da wohl immerIm Aquarium noch in der kalten Feuchtzone vor sich hin. Wir aber stehen auf und machen uns fertig, um um 10.00 Uhr vor dem Aquarium von Aalesund zu stehen. Als Zeichen der persönlichen Ehrerbietung an die wieder einmal mit voller Kraft scheinende Sonne entscheidet sich Martin dafür, heute eine kurze Hose zu tragen. Ich also auch ab in meine dreiviertel Hose und los kann’s gehen. Aber zuerst noch kurz checken, ob die 7up-Flasche am Vorabend richtig zu ist, um sie in die Tasche zu stellen und schwups … Riesensauerei, weil sie eben nicht richtig zu war. Hose ausziehen, zum Trocknen aufhängen und neuer Versuch in neuer Hose. Wir frühstücken, checken aus und packen unser Auto, das wir zwar problemlos bis am Montagmorgen hätten auf dem Parkplatz stehen lassen können. Martin hat gestern ein Parkticket bis am nächsten Morgen lösen wollen. Hat er auch getan. Da aber am Wochenende frei geparkt werden kann, war das Ticket dann für 6 Kronen mehr gleich bis am Montagmorgen 09:30 Uhr gültig. Henu. Unmittelbar nach dem Frühstück sind wir noch kurz vors Hotel getreten, um einen Temperaturcheck vorzunehmen. Fazit: die Sonne war weg und es war immer noch genau gleich zügig kalt wie am Vortag. Also zurück ins Zimmer und wieder die langen Hosen übergestülpt. It’s hardly to belive but that’s the way it is. Wir fahren ins Aquarium (sehen auf dem Weg dorthin noch ein Hurtigruten-Schiff). Eintritt pro Person 120 Kronen. Uns Der kleine PinguinBinnen-Schweizern eröffnet sich hier so was wie eine neue Welt. In grossen Wasserbecken sind zahlreiche Fische , die im Atlantik ihr zuhause haben, sind da ausgestellt. Es sind spannende Einblicke, gibt viel zu entdecken. Da man die auf Schautafeln abgebildeten Fische jeweils in den gemischt bevölkerten Wasserbecken finden muss. Beeindruckend für uns ist das grosse Becken mit den Rochen und ein kleineres Becken auf Augenhöhe, in dem Katzenhaie, verschiedene Krabbenarten so z.B. Einsiedlerkrabben und verschiedene kleinere Fische zusammenleben. Beim Aussenbecken mit den Humboldt-Pinguinen geht es ruhiger zu und her. Keiner der witzigen Kerle ist für einen kühnen Sprung ins Nass zu haben. Dafür entleeren einige von ihnen auf kraftvolle Art und Weise ihren Darm. Die gelbe „Im StreichelzooMaterie“ dann irgendwo hin – sei’s ins Wasser, dem Kollegen auf die Füsse oder sonst wohin. Wir ziehen uns wieder in das warme Gebäudeinnere zurück (ja es ist schon wieder sehr kalt) und sprechen ab, ob wir noch bis 13.00 Uhr warten wollen. Um diese Zeit findet nämlich die Tauchershow im grossen Wasserbecken statt. Nein, wir werden nicht warten, so entscheiden wir uns jedenfalls. Doch da ist ja noch der Fisch-Streichelzoo für Kinder und alle die sich so fühlen. Hier kann man einen Hummer, Seeigel, Seesterne, Wassergurken, kleine Rochen und andere Wassertiere „hämpfele“. Tja, klingt vielleicht komisch, ist aber so. Für uns Landeier was ganz spezielles. Zuerst gruset es mich ein wenig. Ich weiss nicht genau, wo diese Wesen vorne und hinten haben und fürchte mich ein wenig davor, gebissen zu werden. Die HüpfmuschelDoch als uns die Betreuerin der Streichelabteilung die springenden Muscheln zeigt, die sich durch ein aktives Zusammenziehen eines Muskelbandes fortbewegen und sich dadurch davor wehren, von den Seesternen aufgeknackt und verspiesen zu werden, ist die Neugierde stärker. Absolut toll. Wie sich ein Seestern anfühlt, wie sich die Einsiederkrabbe ganz in ihr Krabbenhäuschen zurückzieht, wenn man sie aufhebt, wie schwer ein Lobster ist, wie spitzig sich die Stacheln des Seeigels anfühlen, wie fein die Haut der Rochen ist. Wir staunen, sind begeistert und haben sehr viel Spass an diesem Teil (nasse Pulli-Ärmel und eiskalte Hände sind Beweis der Begeisterung). Die Zeit vergeht im Flug. Jetzt können wir ja gleich noch bis 13.00 Uhr bleiben. Eine Kleinigkeit essen und schon geht’s los. Der FuttermannEin Taucher taucht im Becken auf und füttert die vielen grossen Fische mit Fisch, den er in einem Beutel mit führt. Die Fische umkreisen ihn, einige versuchen, sich direkten Zugang zum Beutel zu verschaffen, da geht’s so richtig ab. Am Schluss der Vorstellung verbeugt sich der Taucher und verabschiedet sich winkend vom Publikum. Die Kinder sind begeistert. Wir sind doch auch noch ein wenig Kinder und deshalb auch sehr begeistert. Hat sich wirklich sehr gelohnt, dieser Besuch im Aquarium.

Wir reisen weiter. Nächstes Ziel sind die Trollstiegen. Die TrollstiegenDiese 11 Haarnadelkurven mit einer Steigung von 1:12 liegen südlich von Andalsnes. Da wir vom Süden herkommen, fahren wir die Stiegen runter. Spektakuläre Sache, auch wenn Martin sich mehr Action davon erhofft hat (er hat bei jedem Holländer oder Italiener, der an uns vorbeigefahren ist, gesagt, dass sich diese Fahrer nach Absolvierung der Trollstiegen jeweils ein neues T-Shirt anziehen müssten, da das alte vor lauter Angst vorm Fahren komplett verschwitzt sei). Unten im Tal gibt es dann noch ein weiteres Highlight: Fotohalt bei der spektakulären Sicht auf die Gipfel Karitind, Dronningen, Kogen und Bispen und natürlich bei Norwegens einzigem Strassenschild „Achtung! Trollüberquerung“. TrollwarnungWitziges Detail: Mitten in den Serpentinen der Trollstiegen kommt vom Tomtom-Girl die Meldung „Versuchen Sie wenn möglich zu wenden.“ Haha, funny girl.

Kaufen noch etwas Proviant ein und fahren dann weiter nach Dombas. Es regnet nur einmal – einfach in unterschiedlicher Intensität. Die Wolken hängen tief, es ist neblig grau und garstig kalt. Jedesmal, wenn wir unser Auto kurz verlassen (Foto- bzw. Pipistopp) kehren wir glücklich in unser gut geheiztes Volvöchen zurück. Gegen 18.00 Uhr kommen wir in Dombas an. Beziehen ein Zimmer im Hotel Dombas und gehen in ein feines italienisches Restaurant (auch diesmal wieder von Norwegern mit arabischem Hintergrund geführt) Pizza essen. Lecker und erst noch 10 % Discount. Warum wissen wir nicht. Aber wir müssen ja nicht alles wissen. Fahren mit dem Auto die 100 Meter vom Restaurant zum Hotel zurück (!) … verkriechen uns in unsere Hotelkaserne.Hotelkaserne

Irgendwo in der Pampa

Freitag, 14. August 2009: Von Geiranger (und nicht von Geiern)

Regenbogen unterwegsDer heutige Tag startet so wie der vorangegangene geendet hat: Mit strömendem Regen. Damit auch wir etwas von dem Nass abbekommen, stellen wir uns unter die Dusche. Kurz nach sieben stehen wir schon am Frühstücksbuffet, welches das Junior Business Team des Hotels für uns hergerichtet hat. (Bisher begegneten wir im Hotel nur Crewmitglieder, die im Alter der Junior Team Mitglieder der SBB scheinen). Das Buffet ist gross und mehr oder weniger frisch. Der Joghurt war leider „inmangibile“. Ja wenn man will, lernt man immer und überall Sprachen. Wobei es schon zu festzuhalten gilt, dass vorallem unsere italienischen Reisenden einen sehr grossen Beitrag zu diesen ad hoc Lernsituationen aus dem real life beitragen. Manchmal hat man das Gefühl, dass sie jeden Gedanken ja sogar jede Gefühlsregung ihrer Umwelt wort- und gestenreich mitteilen müssen und diese sich dann flugs auch dazu verpflichtet fühlen, diese Äusserungen ebenso wort- und gestenreich zu kommentieren. Aber was soll’s in den meisten Fällen sorgt es für Amusement bei uns.

Wir fahren los und legen schon bald einen ersten weiteren Regenbogen-Fotostopp ein. Gelinde gesagt ist es heute Morgen föking kold. Nein wirklich es regnet in Strömen und die Temperaturen befinden sich den ganzen Tag im einstelligen Bereich. Blick nach GeirangerGlücklich wähnt sich da einer mit Sitzheizung. In herbstlicher Atmosphäre fahren wir Richtung Geiranger. Die Aussichtspunkte auf den Geirangerfjord, die Geiranger vorgelagert sind, können wir getrost auslassen. Es ist so nebelig, dass man nicht in den Fjord reinsehen kann. Und um in den Genuss eines hübschen Nebelmeeres zu kommen, müssen wir nicht 80 Kronen (16.– Franken!!!) bezahlen. Ja, es sind schon richtige Abzocker unsere norwegischen Gastgeber. Für alles und jedes muss bezahlt werden.

Wir treffen in Geiranger an und stellen uns direkt in die Wartelinie für die Fähre nach Hellasylt. Da diese erst in 1 ½ Std. Fahren wird, schauen wir uns das kleine an den Hang geklebte Örtchen an, obwohl es nicht wirklich viel zu sehen gibt. Vor Geiranger hat das Kreuzfahrtschiff Vision of the Seas Anker geworfen. Wasserfälle säumten unseren WasserwegJetzt werden Hunderte von Reisenden in kleinen Beibooten an Land gekarrt, wo sie in die mit laufenden Motoren bereitstehenden Busse umsteigen und einen Landausflug erleben. Was für ein Reisefeeling. Der Touri-Shop ist dann auch einmal gesehen und so verbringen wir die letzte halbe Stunde vor Abfahrt der Fähre lesend und Guetzli essend im Auto. Die Fahrt mit der Fähre (auch wenn es kalt und nass ist) ist eindrücklich. Wir sehen viele Wasserfälle (7 Schwestern, der Zuhälter – eh nein, sorry, der Freier natürlich) und viele sehr abgelegene Bauernhöfe, die aber nicht mehr bewohnt sind. Wunderschön dieser Postkarten-Idyll Fjord Norwegens.Postkarte - mit schlechtem Wetter...

Wir fahren weiter Richtung Aalesund, nehmen nochmals kurz eine Fähre und erobern dann Aalesund. Das erste Hotel ist ausgebucht, im zweiten finden wir aber rasch ein Zimmer. Wir sind im Clarion Collection Hotel Bryggen untergebracht. Uns wird ein Zimmer auf die Strasenseite gegeben. Da wir langsam genug von Zweitwahlzimmern für eine Nacht (eigentlich ja zwar logisch aber für uns trotzdem doof) haben, fragen wir an der Réception für ein anderes Zimmer. Das wird uns gegeben inkl. 140 cm Doppelbett. Nach Zimmerbezug und einer selbst gebackenen Waffel (Spezialangebot des Hotels) machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Schon bald haben wir den Eindruck, dass diese Jugenstil-Stadt (sehr schöne Gebäude und Gesamtansichten) wohl nicht zwingend auf dem aufsteigenden Ast ist. AlesundViele leere Ladenlokale und an einem Freitagnachmittag die Stimmung und das Leben in den Gassen wie bei uns am frühen Sonntagmorgen. Aber für uns stimmt es trotzdem. Auf dem Rathausplatz findet ein von Radio Aalesund organisierter Openair-Konzert Event start. „Loud as hell“ scheint hier das Motto zu sein, obwohl auch die Musik nicht schlecht ist. Doch auch diese Veranstaltung vermag keine Leute anzulocken. Auf dem Platz vor der Bühne steht um 17.00 Uhr nur ein Truck. Wenn’s dem gefällt. Auf der Suche nach einem Hurtigruten-Schiff entdeckt Martin das Steakhouse Big Horn. Dort gehen wir fein Nachtessen, wirklich sehr fein. Eine wohltuende Abwechslung auf unserem Speiseplan. AlesundWir kehren via Hafen mit modernen Fischfang-Booten zurück zu unserem Hotel. Und es ist wirklich föking kold hier. Wir haben beide kalt und geniessen noch eine Tasse heissen Tee vor dem Zubettgehen.

P.S.

Dumm war nur, dass wir das Hotelzimmer gewechselt haben. Unser zweites Zimmer liegt ja jetzt nun Richtung Stadt. Und wie erwähnt, ist das Konzert in der Innenstadt sehr laut. Und da diese recht klein und überschaubar ist, kommen wir auch im Hotel noch in einen sehr guten Genuss der musikalischen Darbietungen, was dazu führt, dass Martin bis um 01.30 Uhr kein Auge zu tut. Tja, dumm gelaufen. Hätten wir halt besser das vermeintlich schlechtere Zimmer zur Strasse und zum Band-Übungslokal, vor dem wir unser Auto abgestellt haben, behalten.

Gute Nacht!

Donnerstag, 13. August 2009: Unterwegs nach Stryn

StabkircheFrühstücksbuffet, Check-out und Abfahrt mit dem Auto in Richtung Gudvangen. Auf der Fahrt noch Besichtigung der Stabkirche in Hol (nur von aussen möglich) und verschiedene Foto- und Pipistopps. Fähre nach KaupangerIn Gudvangen stellen wir uns die Autoreihe für die Fähre nach Kaupanger ein. Die Fahrt dauert rund zwei Stunden. Zuerst ist das Wetter noch schön und wir gehen nach einem kleinen Lunch auf Deck. Doch schon bald wird es immer dunkler und dunkler und windiger und windiger. Bis am Schluss der Überfahrt wird es regnen und so stürmen, dass ein Mitglied der Besatzung die Plastik-Stühle zusammen räumen muss, da sie der Wind wie Federn auf Deck herumtreibt.

Die Überfahrt ist wunderschön und wir glauben – sind uns eigentlich sicher – ein, wenn nicht zwei Seals gesehen zu haben (Martin hätte zwar lieber Heidi Klum und nicht Seal gesehen). Nass und fei e chli düre gfrohre gehen wir in Kaupanger an Land. Wieder je 40 Kronen für die Stabkirche, diesmal die älteste. WetterumschwungUnd schon geht’s weiter in Richtung Stryn, dem heutigen Tagesziel. Wir durchqueren auch am Nachmittag viele Strassentunnels (aber glücklicherweise nicht mehr ganz so enge und lange wie noch am Morgen). Sonnenschein und Regen wechseln sich konstant ab und dies so fliessend ineinander übergehend, dass wir drei schöne Regenbogen sehen. Dies innert kürzester Zeit.

RegenbogenFliessend übergehend auch die Tiere (noch lebend) am Strassenrand: Kühe, Kälber, Schafe und Ziegen. Gegen 17.00 Uhr kommen wir, nach einem kurzen Abstecher in ein Sportbekleidungs-Outlet und nach verschiedenen Regenbogen-Fotostops (das gibt auch schon Aufschluss über die Wetterlage), in Stryn an. Teilweise waren die Bogen nicht komplett aber dafür von grösster Farbintensität. Zimmerbezug im Hotel Stryn, Nachtessen einem norwegisch ansässigen Iraner der ein italienisches Restaurant führt, dessen Interieur nicht kitschiger sein könnte – aber was tut man nicht alles für einen Teller Spaghetti. Das Thermometer hat sich mittlerweile auf die 10 Grad Celsius eingependelt. Der Regen nimmt überhand und als wir die Lichter löschen sieht man gemäss Martin nicht einmal mehr die Gipfel der nächsten Bergkette. Tschüss und sleep well.Tiere unterwegs

Mittwoch, 12. August 2009: Wanderung über die Hardangervidda

Im Bahnhof GeiloEs ist kalt geworden. Schien am Morgen beim Aufstehen noch die Sonne, ist diese nach dem Frühstück nicht mehr zu sehen. Das leckere Frühstückbuffet (frisches Brot, das gchroset het) hat sich in der Verweildauer im Frühstücksraum ausgewirkt. Aber was soll’s, Wir haben Ferien. Wir schalten einen Wandertag ein und entscheiden uns für die Tour 32 aus unserem Wanderbuch, eine Wanderung in die Hardangervidda. Zuerst aber noch kurz zur Touristen-Info, zum Bahnhof Geilo ==> Fotos vom Zug nach Bergen machen, Einkauf der Bäkerei. Dann fahren wir zum Fagerheim, wo wir 40 Kronen für den Bergparkplatz hinlegen müssen, die je 5 Kronen, die wir für die Benutzung der Toiletten bezahlen müssten, werden uns grosszügigerweise erlassen.

Wir starten die Tour. Es ist kalt, windig und eigentlich wenig amächelig. Aber wir ziehen’s durch und erreichen nach rund zwei Stunden die Krokka-Hütte, wo wir unseren Lunch (u.a. die hart gekochten Eier, die wir in für uns sonst unüblicher Art und Weise vom Frühstücksbuffet in Rauland haben mitlaufen lassen) verzehren. Es zieht und uns wird richtig kalt, so dass wir das weiter wandern dem Aufenthalt vorziehen. Plumps-Donnerbalken-Besuch. Nach rund 3.5 Stunden treffen wir wieder beim 40-Kronen-Parkplatz an. Oh, wie ist es schön über ein Auto mit Sitzheizung zu verfügen. Hardangervidda

Wir tauen langsam auf. Rückfahrt nach Geilo, Lädele (Expert, Coop, Sportgeschäfte). Und dann wieder Buffet. Leider mehr oder weniger die gleichen Buffetgerichte wie am Vorderabend. Wir packen und bereiten alles vor, damit wir am nächsten Tag früh Abreise fertig sind, denn wir haben eine grössere Strecke vor uns.

Dienstag, 11. August 2009: Auf nach Geilo

KrossobahnGrand beau als wir aufwachen. Also nichts wie los. Wir packen unsere sieben Sachen aufs Neue, frühstücken und schmeissen uns und unser Gepäck ins Auto. Heute ist die Talstation der Krossobanen unser erstes Ziel. Norwegens erste Seilbahn wurde 1928 von der Firma Norsk Hydro gebaut, damit ihre Arbeiter am Wochenende in den Genuss von Sonne und frischer Luft kamen. Bei der Bergstation angekommen, machen wir einen ungefähr 1 ½ stündigen Spaziergang in der schönen, vegetationsreichen Umgebung. Warntafel auf der Strecke nach GeiloZurück im Tal machen wir uns auf den Weg Richtung GEILO. In Geilo (ausgesprochen: jeilo) beziehen wir ein klassisches Zimmer im Dr. Homes Hotel. Wir gehen zu einem kurzen afternoon Kaffee. Danach ein kurzer Abstecher ins Städtchen. Nicht, dass es keine Läden hätte, nein, aber um 17.00 Uhr war Ladenschluss. Und bis auf Coop in Ort ist alles geschlossen. Wirklich alles. Unglaublich. Sogar die Tourist-Info ist geschlossen. Dann halt wieder zurück zum Hotel und dort zum hoteleigenen Sommer-Buffet. Wir geniessen das gediegene Ambiente aber auch kulinarisch vielfältige Auswahl sehr und verbringen einen schönen Abend bei einem gemütlichen Essen (die zentrale Lage unseres Tisches ermöglicht es uns auch, viel zu beobachten, ein wenig zu lästern und es einfach lustig zu haben).

Montag, 10. August 2009: Wir orientieren uns an Baedeckers Buch

Die Fähre "Ammonia", die letzte Eisenbahnfähre, die noch mit Dampf betrieben werden kannHeute geht’s nach Rjukan (Baedecker S. 370).Wir fahren zuerst zur Touristinfo, wo wir uns gut über die Sehenswürdigkeiten der Region erkunden können. Unser erklärtes Ziel ist die Gaustatoppen Bahn (zuerst mit einem Bähnchen in den Berg hinein und von dort auf den Gaustatoppen selbst fahren). Doch daraus wird nichts. Die Bahn ist im Moment der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das gilt auch für uns. Auf der Suche nach der Gaustatoppen-Bahn sind wir auch in Mael vorbeigekommen. Dort liegt die DF Ammonia, mit welcher von der nahegelegenen Salpeterfabrik hergestellte Güter bzw. Rohmaterial dorthin geführt worden sind. Das ganze ist sehr geschichtsträchtig.

Rjukan machte uns zuerst einen recht einfachen, von der Salpeter- und Wasserkraftproduktion geprägten Eindruck. Doch beim genaueren Hinblick wird einem bewusst, dass hier sowohl von der wirtschaftlichen wie auch der geschichtlichen Seite (Rolle bzw. Bedeutung im Zweiten Weltkrieg) grosse Bedeutung ausgeht. Diese geschichtliche Prägung wird einem erst bei einer vertieften Auseinandersetzung bewusst. Wir fahren auf einem engen Strässchen über den Gaustatoppen, geniessen die schöne Landschaft und kommen anschliessend in den Ort Sauland. Dort starten wir einen Versuch, um zu neuen Kronen zu kommen. Das Leben in Norwegen ist wirklich sehr geldraubend. Aber der Bankomat ist out of order. Also gehen wir unser Auto auftanken. Das geht aber auch nicht, denn aufgrund eines Stromausfalles kann der Benzinbezug nur bar bezahlt werden nicht aber mit Kreditkarte. Gut dann halt auch das nicht. Stabkirche HeddalWir entscheiden uns, die Reise weiter ostwärts zu führen und die Stabkirche in Heddal zu besuchen (Baedecker S. 372).Stabkirche Heddal

Diese Säulen-Stabkirche mit ihrem auffallenden dreistufigen Dach gilt als ein Meisterwerk der Holzbaukunst. Und ein Meisterwerk ist diese Kirche, die heute noch als Kirche der Gemeinde Heddal genutzt wird, allemal. In Notodden beziehen wir dann Geld, gehen ins Coop einkaufen und tanken. Danach machen wir uns auf den Weg zurück Richtung Rjukan. Fahren dafür aber noch beim zweiten Dampfschiff auf dem Tinnsjösee vorbei, der DV Sturegut. Die StoregutDiese ist rein optisch besser im Schuss. Martin fotografiert noch die herumstehenden alten Eisenbahnwaggons und ich suche im See nach schönen Steinen. Dann Fahrt nach Rjukan, wo wir noch dem Bahnhof (100 Jahre Rjukan-Bahn Jubiläum) einen Besuch abstatten und dann in der Nähe etwas essen. In der Hoffnung, noch etwas an Tieren zu sehen, fahren wir ruhig aber scharf beobachtend zu unserem Hotel zurück. Aber diesmal bewahrheitet es sich nicht, dass derjenige findet, der sucht. Es kommt uns nichts vor die Linse. Müde steigen wir in die Federn. In unserem Hotel wurde an diesem Abend den holländischen Reisegruppe-Gästen der Film „Helden der Telemark“ zum besten gegeben. Ein Film, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges handelt, und zeigt, wie die deutschen Besatzer sabotiert worden sind. Auf dem Infoblatt zur Region vom Touristoffice lesen wir, dass die Kirche von Mael ab 1965 auch von der Gemeinde Rjukan als Gemeindekirche genutzt werden musste, da bei den Dreharbeiten zum Film „Helden der Telemark“ die dortige Kirche in Flammen aufging.

Sonntag, 9. August 2009: Unterwegs über Land nach Rjukan

Wir erwachen um 8.00 Uhr haben gut geschlafen, wenngleich wir auch beide gedanklich im Schlaf noch die Erlebnisse des Vortags verarbeitet haben. Wir entscheiden uns spontan, das Hallenbad aufzusuchen und unsere müden, verkaterten Beine zu lockern. Wir tun dies im Hallenbad, gehen dann aber auch noch runter zum Fjord, wo uns das kühle Nass noch so richtig auffrischt. Ab in den warmen Whirlpool und dann noch ein Saunagang. So lässt sich’s in den Tag starten. Als Krönung dann noch zum zweiten Mal das schöne Frühstücksbuffet mit den Himbeeren, Blaubeeren, Nougatti, Zimt-Milchreis, Eierspeisen, Käse und und und. Zudem zeigt sich auch das Wetter von seiner besten Seite. Ferienstimmung ist da garantiert. Traumhaft. Das Velvaere auf Hjelmeland ist wirklich eine super Adresse.

UnterwegsWeiter geht’s heute Richtung Rjukan. Der Destination, auf die wir eigentlich nur aufgrund des Eintrags im Reiseführer gekommen sind. Wir fahren über die gelben Nebenstrassen und geniessen die einzigartige Landschaft (Berge, Wälder, Seen, Wasserfälle). Traumhaft. Martin gelingt es, in letzter Minute einem Eichhörnchen, Typ Beuteschema Roland, das kurz vor unserer Vorbeifahrt über die Strasse huscht, auszuweichen. In Rondal geniessen wir bei einem Shell-Tankstelle (wo die Italiener fragen „non che birra?) einen Polser mit hamburgerartiger Wurst (ja das gibts) und gehen dann die Stabkirche im Ort anschauen. Sehr schön geschaffen mit vielen Wandmalereien (S. 235 Baedeker). Wir fahren weiter, machen zwischendurch einen Fotostopp und kommen dann um 17.00 Uhr beim Rauland Fjellhotel an, wo wir ein Logis bekommen. Schöner Ausblick auf die Landschaft. Es gibt ein Menu (Lammrack, Kartoffelgratin und Gemüse und dann zum Dessert ein Himbeer-Crumble-Brick mit Vanilleeis) im Restaurant und anschliessend ans Essen noch den Rest der zweiten Halbzeit im norwegischen Cup zwischen Molde und Rosenborg (aktuell 2. und 1. platzierte Vereine in der norwegischen Tippeligaen). Molde gewinnt klar mit 5:0. Den Abend lassen wir lesend und Tagebuch schreibend ausklingen. Es gibt sonst auch nicht viel zu sehen an diesem Ort, an dem wohl im Winter so richtig der Bär abgeht.Stabkirche innen

Samstag, 8. August 2009: Unsere Erstbesteigung des Preikestolen

Aufstehen, duschen, packen und frühstücken. Ein schönes, reichhaltiges Frühstücksbuffet erwartet uns. Wir stärken uns, denn wir haben ein grosses Programm vor uns. Wir nehmen die 60 km bis zum Preikestolen unter die Räder. Kaufen unterwegs in einem Coop noch Proviant ein, so dass wir komplett ausgerüstet sind. Regen ohne Ende - vom Auto aus gesehenAls wir beim Besucherzentrum ankommen, regnet es in Strömen und luftet stark. Wir warten im Auto auf bessere Zeiten (ja, die Sitze lassen sich in eine angenehme Ruheposition bringen). Es regnet ohne Ende. Wir statten kurz dem Besucherzentrum einen Besuch ab. Als wir die rund 100 m vom Auto zum Zentrum zurückgelegt haben, sind wir auch schon komplett nass. Die Aussichten sind ungünstig, es wird uns gesagt, dass es den ganzen Tag regnen wird. Aus die Maus. Wir verzichten unter diesen Bedingungen auf eine „Besteigung“. Es geht zurück nach Tau, (ach wie schön ist eine Sitzheizung zum Trocknen und Aufwärmen – auch im Sommer) wo wir das Auto parkieren und mit der Fähre nach Stavanger fahren. Innenstadt von Stavanger - das Wetter klart aufIn Stavanger mischen wir uns in all die Samstagseinkäufer, die unterwegs sind. Und das sind nicht wenige. Auf der Suche nach einem neuen Paar Trekkingschuhe (die aber erfolglos verlaufen wird – trotz Ausverkauf/Salg) durchstöbern wir einige Läden. Kaufen tun wir bis am Schluss eine Echarpe für Martin. Und dies im H&M. Wir fahren zurück nach Tau. Das Wetter dort ist besser geworden und wir entscheiden uns, nochmals zum Preikestolen zu fahren. Es sieht gut aus und so nehmen wir den Preikestolen um 17.00 Uhr in Angriff. Es sind 3.8 km pro Weg um auf den legendären Felsstuhl zu gelangen. Aber der Weg ist heimtückisch. Es geht steil bergan, der Weg besteht aus verschieden grossen Steinen und aufgrund der starken Regenfällen ist es sehr nass und daher rutschig. Jeder Schritt muss wohl überlegt sein. Und jeder Schritt bergauf muss später auch wieder bergab gemacht werden. Der Respekt steigt. Vor allem weil es irgendwann auch einnachten wird. Wir wissen zwar, dass es um 22.00 Uhr noch hell sein kann. Aber dies bei schönem Wetter was aber wenn es zu regnen beginnt? Die ersten Zweifel keimen auf. Übernehmen wir uns, können wir unser Unterfangen verantworten? Es hat fast keine Leute mehr, die wie wir bergan steigen. Mehrere Male halten wir an, sprechen uns ab, sind uns bewusst, dass es nebst den äusseren Bedingen auch ein Kopfthema ist. Als dann noch ein Helikopter der Rettung unser Ziel anfliegt, scheint das ganze gegessen zu sein. Wir kehren um. Aber wenn der Weg dort weiter vorne besser wird und es dort vielleicht nur noch um die Kurve geht? Wir kehren nochmals um und gehen bergauf weiter. Es beginnt zu regnen. Wir setzen unseren Weg fort. Wir tun Busse bevor wir beim Predigtstuhl ankommen. Und dann liegt er vor uns: der Preikestolen. Auf drei Seiten geht es rund 600 in die Tiefe, unten liegt der Lysjefjord. Wahnsinnig imposant das ganze. Wir lassen uns fotografieren, essen eine Kleinigkeit und machen uns dann wieder auf den Rückweg. Es ist kurz vor acht. Und der Weg nach unten wird kein leichter sein (Söhne Mannheims hin oder her). Nein er ist beschwerlich. Aber am Schluss – kurz vor 22.00 Uhr – kommen wir heil unten an. Der Preikestolen war es wert. Aber wir sind uns bewusst, dass wir mit diesem „Abendspaziergang“ ein rechtes Risiko eingegangen sind.Auf dem Preikestolen - welch ein Panorama!

Wir steigen ins Auto, bezahlen die 80 Kronen (rund 16 Franken) für den Parkplatz zum zweiten Mal am heutigen Tag und machen uns auf dem Heimweg zu unserem Appartement. Coca Cola sei Dank – auch noch recht wach. So wach, dass es Martin reicht, die Konzentration für den Froschslalom aufzubringen. Da es sehr viele Seen und Tümpel in dem Gebiet hat, hat es überall Frösche, die sich wohl in der Nacht auf dem Asphalt aufwärmen. Oder wer weiss warum sich die alle auf der Strasse aufhalten. Kurz vor der Abzweigung zu unserem Hotel reisst der nächtliche Himmel auf und ein heller Fleck ist zu sehen. Für uns symbolträchtig. Ein Fingerzeig der besonderen Art. Danke für diesen Tag und danke, dass wir diesen Tag beide unbeschadet verleben durften.

Wir räumen noch kurz unsere Taschen aus, essen eine Kleinigkeit, duschen und gehen dann hundemüde ins Bett. Oben!

Freitag, 7. August 2009: Von Fährschiffen und unaussprechlichen Namen

Frühstück, sieben Sachen zusammenpacken, aus dem Zimmer absteigen und mit dem Taxi zur Autovermietung. Unser Volvo V70Wir holen unseren Volvo V70 SU 58969 (Kennzeichen) ab. Wir richten uns kurz im Auto ein und dann geht es auch schon los Richtung Stavanger. Auf dem Weg dorthin entscheiden wir uns aber anders. Wir beschliessen, eine weiter östlich gelegene Route zu wählen und Stavanger – die teuerste Stadt Norwegens – zu umfahren. Nach einer ersten Fährfahrt (Meldung im Navi auf der Fähre: „Strasse ohne Namen“ und zwar derjenigen von Halhjem nach Sandvikvag (grosse Fähre mit Selfservice-Buffet, die Überfahrt dauert ca. 1 Stunde 10 Minuten) folgt ein erster Tunnel unter dem Meeresgrund. Dann kommen auch schon die nächsten Fährfahrten von Ropeid nach Sand bzw. Von Neswik nach Hjelmeland. Die Fährverbindungen funktionieren gut und regelmässig. Auch wenn wir bis heute nirgends das von Rolli empfohlene Routeboek gefunden haben, mussten wir bis heute nur bedingte Wartezeien in Kauf nehmen. Bei der ersten Fähre wurden wir sogar aufs Schiff gewunken, ohne vorher zu bezahlen. Aber die Crew wollte ablegen. Dass wir noch wenig fährerprobt sind, zeigte sich, als wir auf der Fähre nach Hjelmeland auf eine seitliche Abstellfläche gewunken worden sind. Auf der Fähre. Vergleiche die linke mit der rechten Rampe...Dies als erstes Auto. Da wir nicht auf der Schräge zum Meer hin zu stehen kommen wollten. Später stellten wir fest, dass der vor uns frei gebliebene Raum, der einzig nicht belegte gewesen ist. Tja, hatten halt ein wenig Schiss um unser Auto. Schon auf der Überfahrt nach Hjelmeland machen wir an der Küste in Hafennähe ein Hotel aus, das auch in einer Infobroschüre der Region auf sich hingewiesen hat. Wir fahren hin und erkundigen uns nach einem freien Zimmer. Was wir erhalten ist ein schönes zum Fjord hin gelegenes Appartement. Wir haben besten Blick auf die Fähre und die eindrucksvolle Küstenregion mit der Insel Ombo. Das Appartement ist schön und gemütlich eingerichtet und wir fühlen uns sofort wohl. Bei einem Moscht von Knut und Astrid planen wir den nächsten Tag. Zudem studieren wir das Programm des Tomatenfestes auf der Insel Finnoy, das am Samstag, 8.8.09 stattfindet. Das Fest wäre ein Besuch Wert. Schon nur aufgrund des Schafschurwettbewerbs, der Bestandteil des Festprogrammes ist. Da wir aber kein Boot mit Anker haben (das braucht man um vor Finnoy mit dem Schiff anzulegen) und auch die Schiffsverbindungen dorthin nicht ideal sind, verwerfen wir den Gedanken an das Fest. Bein einem gemütlichen Surprise Dinner lassen wir es uns gut gehen. Es stimmt einfach alles. Bis um 22.00 Uhr sind wir draussen auf dem Balkon am Lesen.

Donnerstag, 6. August 2009: In und um Bergen

Unterwegs in den Schären vor BergenWetter norwegisch durchzogen. Da liegt alles drin. Wir frühstücken mit Sicht auf Bryggen. Danach geht’s auf eine vierstündige Fjordrundfahrt. Ganz toll. Wir haben einen schönen Platz im Schiffsinneren, geniessen die schöne Küstenlandschaft, gehen fürs Fotogafieren an Deck und haben einfach Ferien. Einfach nur schön. Zurück in der Stadt besuchen wir den Fischmarkt. Fischmarkt in BergenEmsiges Treiben wohin man schaut. Hier kann man Lachsbrötli, da Salate mit Krabben, da sogar Muscheln und sogar frisch zubereiteten Lachs mit Gemüse kaufen. Wir entscheiden uns für letzteres. Eng auf einer Bank mit anderen Touristen sitzend, geniessen wir unser Mahl und die angeregte Marktstimmung. Und dazu scheint die Sonne. Ja Bergen zeigt sich uns an diesem Tag von der schönsten Seite. Es heisst, dass es in Bergen an rund 270 Tagen im Jahr regnet. Wir haben hier wirklich einen wettermässigen Volltreffer erzielt. Die zwischenzeitlichen Regenspritzer blenden wir aus. Es folgt ein ausgedehnter Stadtspaziergang mit Fokus auf Bryggen. So besuchen wir u.a. das Julehaus mit Weihnachtsdekoration à la nordique. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo wir uns in Görlitz eine schöne einzigartige Lichterdekoration erstanden haben, kaufen wir diesmal aber nichts. Ob sovielen Eindrücken wird man müde. Wir kaufen uns noch ein Eis und kehren dann beide völlig auf den Stümpen ins Hotel zurück, wo Martins befohlene Ruhe gerne eingehalten wird. Nachtessen gibt es heute in einem Restaurant mit norwegischen und schwedischen Spezialitäen (Martin hat Hühnchen ich Lachs ausgewählt). Wir lassen wieder einmal eine grössere Summe Geld liegen (Norwegen ist echt teuer) und geniessen wie tausend andere Leute in Bergen den wunderschönen Abend. Es wird bis nach 22.00 Uhr hell bleiben. BryggenMan hat den Eindruck, dass alle Leute draussen sind. Überall ist heraus gestuhlt worden, alle Leute sind sommerlich gekleidet, eine echte Ferienidylle und heute wohl nicht nur für die Touristen. Die recht reservierten Norweger scheinen durch die sommerliche Atmosphäre auch etwas offener. Wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang in der Stadt und kehren dann ins Hotel zurück. Die wunderschöne Abendstimmung wird nur durch das Ausscheiden von YB gegen Atletico Bilbao in der Europa League getrübt. Aber das Glück über diesen schönen Tag überwiegt und wir schlafen rasch ein.

Mittwoch, 5. August 2009: Bergenbahn

Abfahrtstafel im Bahnhof OsloAlle unsere Kleider sind wieder trocken, die Reise kann weitergehen. Frühstück an einem meiner Wunschtische im Hotelrestaurant, alles zusammenpacken und los geht’s Richtung Bahnhof. Von unserem Hotel Royal Christiania nur ein Katzensprung. Heute steht die Reise nach Bergen mit der Bergenbahn an. Norwegen-Reiseerlebnis ersten Grades. Wunderschöne Landschaften werden durchquert. Vom Meer bis ins über der Baumgrenze liegende Berggebiet. Toll, aber um ehrlich zu sein: Ich habe mir die Reise spektakulärer vorgestellt. Vor allem die letzte halbe Stunde der Reise, d.h. kurz vor der Ankunft in Bergen, folgt Tunnel um Tunnel und landschaftlich nicht viel Schönes. Die Reise hat sich aber trotzdem gelohnt. Bei unserer Ankunft in Bergen regnet es. Nachdem sich auch die Familie Zeller-Filli ein Taxi geangelt hat, geht’s zum Hotel. In Bergen das Clarion Admiral, direkt auf Hafen liegend. Wir erklimmen unser Hotelzimmer im 6. Stock. Da das Haus nur auf fünf Etagen Lift hat, kommen wir in den Genuss mit unseren Reisetaschen noch ein weiteres Stockwerk per Treppe zu ersteigen und uns dann durch das verwinkelte Haus den Weg zu unserem Zimmer zu bahnen. Moderne Einrichtung, von Hafen nichts zu sehen dafür direkter Blick auf das Dach des Nachbarhauses. Hafen von BergenFür Martin alles OK, ich mudere ein wenig herum. Es regnet immer noch als wir uns in die Innenstadt aufmachen, um ein Lokal fürs Nachtessen zu finden. Martins Reiseführer führt uns an verschiedene gut besuchte Plätze. Beim dritten Anlauf, einem italienischen Lokal, werden wir fündig. Saltinbocca und Pizza stehen im Anschluss an einen wunderbar leckeren Salat auf dem Menu. Nach dem Essen spazieren wir durch die Stadt zurück zu unserem Hafen-Hotel.

Dienstag, 4. August 2009: Holmenkollen im Regen

Erik der Rote (S. 66 Baedeker), der Grönland entdeckt hat und ich machen uns auf, nun auch noch den Holmenkollen zu entdecken. Aber zuerst wollen wir noch die spektakuläre Tram-Steckenführung filmen, die das Tram Nr. 12 Richtung Knut (Name so ähnlich – Martin behauptet der Name beginne mit einem „K“ – also schreibe ich Knut) hat, zu filmen. Feines RestaurantEigentlich fährt das Tram hier nur um eine Kurve. Weil der Winkel aber zu eng ist, wurden die Geleise über die ganze Breite der Einfahrstrasse gelegt, damit das Tram den Winkel bewältigen kann. Wir warten eine Weile dann kommt das Tram und Martin hält all das beschriebene filmisch fest. Denken wir jedenfalls. Dann geht es mit den T-Banen und dem Bus hinauf in Richtung Holmenkollen (371 m hoch) bzw. Noch weiter zum Frognerseteren Restaurant, von welchem aus man eine gewaltige Aussicht auf die Stadt Oslo und den Fjord hätte. Hätte, wenn sie sich einem böte. Aber Regenwolken hängen tief, es ist nebelig und von Aussicht schlicht und ergreifend nix. Na denn halt, einen Abstecher ins Restaurant, das gemäss Reiseführer von Martin einen sensationell feinen Apfelkuchen haben soll. Schon nur die Innenansicht des Restaurants ist schön. Wir kommen zur Einsicht, dass wir beide wohl noch nie in einem so schönen Selbstbedienungsrestaurant gewesen sind. Es gibt ein Lachsbrötli und ein Stück des erwähnten Apfelkuchens, der aus Blätterteiglagen mit Apfelmus und viel Rahm besteht. Bestens gestärkt machen wir uns zu Fuss auf den Weg Richtung Holmenkollen-Sprungschanze. Der Weg durch die waldige Landschaft wäre wunderschön, wenn der Weg nicht einer besseren Sumpflandschaft gleich käme. Gute Geister haben dann und wann ein Holzbrett auf den durchnässten Weg gelegt, aber trotzdem habe ich schon innert kürzester Zeit den linken Schuh voller Wasser. Rund einen Kilometer vor unserem Ziel kapitulieren wir, wir verlasen den glitschigen SteinwHolmenkolleneg und setzen unsere Wanderung auf der Strasse fort. Naschen noch ein paar Himmbeeren (han ig äxtra für die liebe Martin so gschribe) und fahren dann mit dem Bus zur Sprungschanze, von der es aber aufgrund der Bauarbeiten im Zusammenhang mit der nordischen Ski-WM 2011 nicht viel zu sehen gibt., Auch das Besucherzentrum hat seit 16:00 Uhr geschlossen. Also entschliessen wir uns, uns auf den Rückweg Richtung Stadt zu machen. Beim Durchsehen der Fotos und Filme des Tages entdecken wir, dass aus dem Film der Tramlinienführung nichts geworden ist. Da liegt keine Oscar-Nominierung für den besten Dokumentarfilm drin, lieber Martin. Just do it again. Zum Apéro gibt es noch einen Spaziergang zur neuen Oper, einem wunderschönen Gebäude aus weissem Stein mit einer sehr speziellen Architektur, die es einem erlaubt, auf das Dach des Gebäudes zu gelangen und von dort aus die schöne Aussicht zu geniessen. Nachtessen mit Erik dem Roten bei Egon.Die Osloer Oper