Ein wunderschöner Morgen. Die Sonne strahlt hell in unser Zimmer. Na bitte das ist doch klar ein Vorteil des zweiten Zimmers. Diejenigen in den Westzimmern dämmern da wohl immer noch in der kalten Feuchtzone vor sich hin. Wir aber stehen auf und machen uns fertig, um um 10.00 Uhr vor dem Aquarium von Aalesund zu stehen. Als Zeichen der persönlichen Ehrerbietung an die wieder einmal mit voller Kraft scheinende Sonne entscheidet sich Martin dafür, heute eine kurze Hose zu tragen. Ich also auch ab in meine dreiviertel Hose und los kann’s gehen. Aber zuerst noch kurz checken, ob die 7up-Flasche am Vorabend richtig zu ist, um sie in die Tasche zu stellen und schwups … Riesensauerei, weil sie eben nicht richtig zu war. Hose ausziehen, zum Trocknen aufhängen und neuer Versuch in neuer Hose. Wir frühstücken, checken aus und packen unser Auto, das wir zwar problemlos bis am Montagmorgen hätten auf dem Parkplatz stehen lassen können. Martin hat gestern ein Parkticket bis am nächsten Morgen lösen wollen. Hat er auch getan. Da aber am Wochenende frei geparkt werden kann, war das Ticket dann für 6 Kronen mehr gleich bis am Montagmorgen 09:30 Uhr gültig. Henu. Unmittelbar nach dem Frühstück sind wir noch kurz vors Hotel getreten, um einen Temperaturcheck vorzunehmen. Fazit: die Sonne war weg und es war immer noch genau gleich zügig kalt wie am Vortag. Also zurück ins Zimmer und wieder die langen Hosen übergestülpt. It’s hardly to belive but that’s the way it is. Wir fahren ins Aquarium (sehen auf dem Weg dorthin noch ein Hurtigruten-Schiff). Eintritt pro Person 120 Kronen. Uns Binnen-Schweizern eröffnet sich hier so was wie eine neue Welt. In grossen Wasserbecken sind zahlreiche Fische , die im Atlantik ihr zuhause haben, sind da ausgestellt. Es sind spannende Einblicke, gibt viel zu entdecken. Da man die auf Schautafeln abgebildeten Fische jeweils in den gemischt bevölkerten Wasserbecken finden muss. Beeindruckend für uns ist das grosse Becken mit den Rochen und ein kleineres Becken auf Augenhöhe, in dem Katzenhaie, verschiedene Krabbenarten so z.B. Einsiedlerkrabben und verschiedene kleinere Fische zusammenleben. Beim Aussenbecken mit den Humboldt-Pinguinen geht es ruhiger zu und her. Keiner der witzigen Kerle ist für einen kühnen Sprung ins Nass zu haben. Dafür entleeren einige von ihnen auf kraftvolle Art und Weise ihren Darm. Die gelbe „Materie“ dann irgendwo hin – sei’s ins Wasser, dem Kollegen auf die Füsse oder sonst wohin. Wir ziehen uns wieder in das warme Gebäudeinnere zurück (ja es ist schon wieder sehr kalt) und sprechen ab, ob wir noch bis 13.00 Uhr warten wollen. Um diese Zeit findet nämlich die Tauchershow im grossen Wasserbecken statt. Nein, wir werden nicht warten, so entscheiden wir uns jedenfalls. Doch da ist ja noch der Fisch-Streichelzoo für Kinder und alle die sich so fühlen. Hier kann man einen Hummer, Seeigel, Seesterne, Wassergurken, kleine Rochen und andere Wassertiere „hämpfele“. Tja, klingt vielleicht komisch, ist aber so. Für uns Landeier was ganz spezielles. Zuerst gruset es mich ein wenig. Ich weiss nicht genau, wo diese Wesen vorne und hinten haben und fürchte mich ein wenig davor, gebissen zu werden. Doch als uns die Betreuerin der Streichelabteilung die springenden Muscheln zeigt, die sich durch ein aktives Zusammenziehen eines Muskelbandes fortbewegen und sich dadurch davor wehren, von den Seesternen aufgeknackt und verspiesen zu werden, ist die Neugierde stärker. Absolut toll. Wie sich ein Seestern anfühlt, wie sich die Einsiederkrabbe ganz in ihr Krabbenhäuschen zurückzieht, wenn man sie aufhebt, wie schwer ein Lobster ist, wie spitzig sich die Stacheln des Seeigels anfühlen, wie fein die Haut der Rochen ist. Wir staunen, sind begeistert und haben sehr viel Spass an diesem Teil (nasse Pulli-Ärmel und eiskalte Hände sind Beweis der Begeisterung). Die Zeit vergeht im Flug. Jetzt können wir ja gleich noch bis 13.00 Uhr bleiben. Eine Kleinigkeit essen und schon geht’s los. Ein Taucher taucht im Becken auf und füttert die vielen grossen Fische mit Fisch, den er in einem Beutel mit führt. Die Fische umkreisen ihn, einige versuchen, sich direkten Zugang zum Beutel zu verschaffen, da geht’s so richtig ab. Am Schluss der Vorstellung verbeugt sich der Taucher und verabschiedet sich winkend vom Publikum. Die Kinder sind begeistert. Wir sind doch auch noch ein wenig Kinder und deshalb auch sehr begeistert. Hat sich wirklich sehr gelohnt, dieser Besuch im Aquarium.
Wir reisen weiter. Nächstes Ziel sind die Trollstiegen. Diese 11 Haarnadelkurven mit einer Steigung von 1:12 liegen südlich von Andalsnes. Da wir vom Süden herkommen, fahren wir die Stiegen runter. Spektakuläre Sache, auch wenn Martin sich mehr Action davon erhofft hat (er hat bei jedem Holländer oder Italiener, der an uns vorbeigefahren ist, gesagt, dass sich diese Fahrer nach Absolvierung der Trollstiegen jeweils ein neues T-Shirt anziehen müssten, da das alte vor lauter Angst vorm Fahren komplett verschwitzt sei). Unten im Tal gibt es dann noch ein weiteres Highlight: Fotohalt bei der spektakulären Sicht auf die Gipfel Karitind, Dronningen, Kogen und Bispen und natürlich bei Norwegens einzigem Strassenschild „Achtung! Trollüberquerung“. Witziges Detail: Mitten in den Serpentinen der Trollstiegen kommt vom Tomtom-Girl die Meldung „Versuchen Sie wenn möglich zu wenden.“ Haha, funny girl.
Kaufen noch etwas Proviant ein und fahren dann weiter nach Dombas. Es regnet nur einmal – einfach in unterschiedlicher Intensität. Die Wolken hängen tief, es ist neblig grau und garstig kalt. Jedesmal, wenn wir unser Auto kurz verlassen (Foto- bzw. Pipistopp) kehren wir glücklich in unser gut geheiztes Volvöchen zurück. Gegen 18.00 Uhr kommen wir in Dombas an. Beziehen ein Zimmer im Hotel Dombas und gehen in ein feines italienisches Restaurant (auch diesmal wieder von Norwegern mit arabischem Hintergrund geführt) Pizza essen. Lecker und erst noch 10 % Discount. Warum wissen wir nicht. Aber wir müssen ja nicht alles wissen. Fahren mit dem Auto die 100 Meter vom Restaurant zum Hotel zurück (!) … verkriechen uns in unsere Hotelkaserne.