Den Erholungswert von Ferien spürt man u.a. dann, wenn man den Wecker auf 08:00 Uhr stellt und am Morgen kurz vor dem Läuten desselbigen erholt und voller Tatendrang erwacht. Kurzer Mailcheck, ein Blick in den eBund geworfen – was gibt's neues in der Schweiz? – und dazu läuft der Fernseher. Kurzer Exkurs zur laufenden Sendung. Die Serie heisst „Unexpected Parents“ und zeigt Paare, die bis zur Geburt hin nicht gemerkt haben, dass sie Eltern werden. Tja, auch das gibt's bzw. auch dafür gibt's ein Publikum.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, begeben wir uns zum Frühstücksbuffet ins Bistro 33. Wir geniessen einen formidablen Brunch. Die Eggs Benedict schmecken göttlich, gleiches gilt für die frischen Fruchtsäfte. So gestärkt verlassen wir gegen 11:00 Uhr das Hotel, um den für heute gemieteten Wagen in der Nähe des Hotels zu übernehmen. Bis wir die Verleihfirma ausfindig gemacht haben, vergeht einige Zeit, denn diese befindet sich im 5. Stock des Eaton Centers, das aber eigentlich nur über drei Stockwerke verfügt. Einzig am Südende des Gebäudes hat es noch Büros und ein Parkhaus. Und auf dem obersten Rampenteil finden wir dann tatsächlich den Container des Autoverleihs. Nach dem obligaten Papierkrieg können wir unseren Wagen, einen Toyota Venza, übernehmen. Wir haben bewusst auf die Miete eines Navi verzichtet. Nun gilt es, den Weg zum Queen Elisabeth Way zu finden. Martin kann die Map, die wir extra mitgenommen haben, plötzlich nicht mehr finden, bügelt dieses Malheur aber mit seinen profunden Vorortskenntnissen bzw. seiner guten Orientierung (er ist mittlerweile das fünfte Mal in Toronto) aus. Rasch haben wir alle aufgrund von Baustellen geschlossene Streckenabschnitte umkurvt und fahren auf dem Queen Elisabeth Way in Richtung Niagara Falls. Wir waren bereits schon einmal dort und zwar im Jahr 2000. Damals haben wir uns verlobt und uns das Versprechen gegeben, dass wir zusammen unser Leben verbringen wollen, aufeinander Rücksicht nehmen und zueinander schauen. Der Ort bedeutet uns beiden daher sehr viel. Ausgewählt haben wir ihn damals, weil es ein Traum von mir war, einmal die Niagara-Fälle zu sehen. Nach der Verlobung sind wir damals weiter nach Florida gereist.

Heute ist der erste Tag, an dem das Wetter nicht grand beau ist. Aber das macht nichts. Bis zur Ortschaft Niagara-on-the-Lake fahren wir durch. Im erwähnten Örtchen parken wir unser Auto und unternehmen einen Bummel durch die historische Altstadt des Ortes. Auch essen wir eine Kleinigkeit bevor wir weiter zu den Niagara Falls fahren.

Bei unserer Ankunft an den Fällen scheint die Sonne durch die graue Wolkenschicht durch, was zusammen mit den Gischt-Tröpfchen der Fälle zu einem imposanten Regenbogen führt. Fast haben wir das Gefühl, mit dem Auto übers Ende des Regenbogens zu fahren. Wir parken das Auto und begeben uns zu den Fällen. Einmal mehr ein überwältigendes Gefühl. Da kommt das Wasser im breiten Flusslauf, vielleicht 10 oder 20 cm hoch ruhig fliessend, unspektakulär daher, um kurz vor dem Fall zu einem reissenden grau-grünen Strom zu werden, der lärmend und spritzend in die Tiefe donnert.

Faszination pur. Ich könnte dieses immerwährende Spektakel endlos lang beobachten. Aber es wird langsam kalt. Darum spazieren wir der Strasse entlang in Richtung Regenbogen. Auf dem Weg dorthin wird uns klar warum die Rainbow-Bridge ihren Namen trägt. Erstens hat sie selbst die Form eines Regenbogens und zweitens zeichnet sich in ihrer Form der Real-Regenbogen sehr schön ab.

 

Kurz vor dem Regenbogen ist die Gischt der Fälle so stark, dass wir richtig nass werden. So wie wir im 2000 das Niagara Falls-Wasser auf die beiden Niederer-Glassterne haben tropfen lassen – als Zeichen der Verbindlichkeit unserer Absichten, lassen wir das Wasser auf unsere Eheringe tröpfeln. Auch diesmal mit dem bewussten Gedanken, den gemeinsamen Weg weiter zu gehen. Wir geniessen die Zeit an den Fällen: das Wasser, das Tosen, die wunderschöne Aussicht auf die kanadischen und amerikanischen Fälle mit den Eisskulpturen in den die Fälle umgebenden Steinformationen. Nach einem wärmenden Kaffee – auch an den Niagara-Fällen hat es ein Tim Hortons – fahren wir in die Ortschaft Niagra hinein. Die Ortschaft ist schrecklich erinnert mich ein wenig an die touristischen Sommerferien-Hochburgen auf Mallorca bzw. Zypern. Wir besuchen noch ein Factory Outlet, wo wir einige Anziehsachen finden.

Dann brechen wir auf zur Rückreise Richtung Toronto. Denn unser Verlobungstag-Revival ist erst dann komplett, wenn wir auch wieder in der Old Spaghetti Factory (OSF) Abendessen gehen. Die Rückfahrt gestaltet sich problemlos. Der Wochenend-Rush auf dem Queens Express Way ist entweder schon vorbei oder nicht eingetreten. Rasch haben wir auch eine Tankstelle gefunden, um unseren Wagen voll zu tanken. Einzig finden wir nicht auf Anhieb die Autobahnauffahrt, so dass wir einen Teil des Wegs auf Hauptstrassen zurücklegen. Am Schluss läuft's aber wie am Schnürchen. Martin findet wieder auf Anhieb den Weg durch die City in ein Parkhaus, dort verlässt gerade jemand das Parkhaus und gibt uns sein Ticket, so dass wir keine $ 20 bezahlen müssen. Wir verlassen das Parkhaus und müssen keine 20 Schritte mehr gehen, um zur Old Spaghetti Factory zu gelangen. Für beide gibt es eine Strawberry Margherita zur Feier des Tages. Den Tag lassen wir bei einem Salat und einer lecker-feinen Portion Spaghetti (mit Meatballs bzw. browned butter and Mizithra cheese) ausklingen. Nach dem Essen bringen wir das Auto zurück und kehren ins Hotel zurück, wo wir unsere Einkäufe auspacken und zusammen nochmals den schönen Tag Revue passieren lassen. Mittlerweile ist es 00.15 Uhr: HAPPY BIRTHDAY MARTIN!