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Der Morgen begann mit der Putzmaschine um 5:00 Uhr. Auch heute stand Jürg auf und schloss das Fenster, so dass wir noch ein paar Minuten schlafen konnten – merci Jürg! Erwachen 2.0 war dann so gegen sieben und nach dem Frühstück gingen wir zum Bahnhof der Privatbahn Circumvesuviano. Eine Linie führt direkt nach Napoli, aber man hat auch die Möglichkeit mit umsteigen unterwegs, den Vesuv „hintenrum“ zu umfahren und Napoli auf einem Umweg zu erreichen. Klar, dass wir diese Variante gewählt haben. In Poggiomarino hatten wir einen halbstündigen Aufenthalt den wir für einen Besuch in der Bar della Stazione nutzten. Man hat dann jeweils den Eindruck, dass man nach einem solchen echten italienischen Espresso 4 Nächte nicht mehr durchschlafen kann, so stark war er 🙂 Nachdem der Zug eingefahren war begab ich mich zum Führerstand und sagte, dass ich Eisenbahner aus der Schweiz bin und ob ich ihm zuschauen dürfe. Dies konnte ich. Der Zug war ein Triebwagen, das heisst, ich war noch im Fahrgastraum aber der Lokführer hat die Türe offen gelassen, so dass ich zuschauen konnte. Also was heisst „der Lokführer“? Teilweise waren 4 Personen im Führerstand plus ich, der zuschaute… Es gab ein Fachgespräch unter Eisenbahnern, mit Vergleichen SBB – Italien und so weiter. Dann noch ein bisschen Politik und was für Schweine die Politiker sind und das Volk betrügen und so weiter. Aber so ein paar Sachen geben schon zu denken:

 

-von der ganzen Flotte von Circumvesuviano ist noch ein Drittel in Betrieb. Der Rest ist irgendwo abgestellt und nicht mehr reparierbar, weil die Ersatzteile nicht mehr finanziert werden können. Der Zug, den wir benutzten, war aus dem Jahre 1966 und funktioniert bis auf die Heizung fast komplett.

-ein Lokführer bei ihnen verdient € 30'000 pro Jahr. Das reicht fast nicht zum Leben (auf die Frage, wie viel ein Lokführer in der Schweiz verdient, habe ich eine Zahl genannt, die ein paar Tausend Euro über der von ihm genannten Zahl lag – mit dem Hinweis drauf, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz massiv teurer sind)

-bei ihnen werden Strecken auf Doppelspur ausgebaut, die nie in Betrieb kommen, weil man die Fahrzeuge für Fahrplanverdichtungen gar nicht hat

-gleichzeitig werden Linien geschlossen, weil alles zu teuer wird (so soll auch die Linie, die wir benützt haben, einstellungsgefährdet sein)

-im Süden wird fast nichts investiert, die Mittel fliessen alle in den Norden

 

Irgendwann sind wir dann in Napoli angekommen und haben uns auf Gleis 24 begeben, wo unser Zug nach Rom abfuhr. Dieses Mal haben wir den Zug der privaten Gesellschaft NTV gewählt, den „Italo“. Die NTV wurde vor ein paar Jahren vom Ferrari-Chef Luca di Montezemolo gegründet, um gegenüber den Hochgeschwindigkeitszügen von Treinitalia eine bessere Alternative zu bieten. Nun ist es aber so, dass die NTV vom Infrastrukturbetreiber behindert wird, wo sie nur kann. So z.B. fährt man immer in den hintersten Bahnhofgleisen ab oder die Lounge ist irgendwo im Bahnhof versteckt – und NTV muss sich bessere Zugänge mittels Gerichtsbeschluss erstreiten… Der Komfort im neuen Zug ist durchschnittlich, das Verpflegungsangebot unterdurchschnittlich, und die dauernden Lautsprecherdurchsagen mit Hinweis auf Zusatzangebote wie Automiete an den Endbahnhöfen sind nervig. Positiv war das kostenlose Internet, welches in recht guter Qualität funktioniert hat.

Die Fahrt von Napoli nach Roma dauert ein bisschen mehr als eine Stunde. Oft war der Zug mit 300 km/h unterwegs und flog durch die Gegend. In Rom kamen wir nicht am Hauptbahnhof an, sondern in Roma Tiburtina. Dieser Bahnhof wurde vor anderthalb Jahren neu eröffnet und soll die Plattform für Hochgeschwindigkeitszüge werden, da man nur einen kurzen Weg von und nach den Hochgeschwindigkeitslinien hat. Der Bahnhof ist massiv überdimensioniert und man fühlt sich in der grossen Passerelle über den Gleisen ein bisschen verloren… Ein kurzer, von Jürg professionell recherchierter und vorbereiteter Fussmarsch zum Hotel brachte uns an unser erstes Tagesziel. Das Hotel delle Provincie kann empfohlen werden.

Nach einem Moment der „befohlenen Ruhe“ gingen wir mit dem Tram zu Kolosseum. Hier bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Masse der Touristen, die Rom eingenommen hat. Speziell witzig waren all die als Römer verkleideten Männer rund ums Kolosseum, mit welchem man sich (wohl für teures Geld) fotografieren lassen konnte. Man kam sich ein Wenig vor wie im Film „The Gladiator“ – aber die Schwerter waren aus Plastik…

Und die römische Abkürzung SPQR, welche man z.B. auf jedem Kanaldeckel sehen kann, steht für das lateinische Senatus Populusque Romanus („Senat und Volk von Rom“). In der italienischen Ausgabe der Asterix-Bücher steht diese Abkürzung übrigens für „sono pazzi qesti romani!“ – oder auf deutsch „die Spinnen, die Römer!“

Die nächste Etappe war der Vatikan, den wir mit der U-Bahn erreichten. An einer Ampel mussten wir nicht nur den normalen Verkehr durchlassen, sondern auch die Teilnehmer des Lamborghini-Treffens, welche ihre teuren Gefährte stolz und fahrend präsentierten. Vor ein paar Jahren ging ja mal die Geschichte rum, dass auch die italienische Polizei einen in Polizeiautofarben gestrichenen Lamborghini besitze. Dies kann ich bestätigen, denn wir haben dieses schnelle Pozilei-Auto tatsächlich gesehen… (oben erwähnter Lokführer würde nun erwähnen, dass dies von den Steuerzahlern bezahlt sei…).

Nach diesem High-Tech-Intermezzo wurde es spirituell, da wir den Petersdom besuchten. Vorher muss man durch eine Sicherheitskontrolle, wo die Rucksäcke geröngt werden und die Besucher auf ein schickliches Outfit gecheckt werden. Also nix mit schulterfrei und so. Der Petersdom ist eindrücklich in seinen Massen. Hier wurde vor Jahrhunderten ein Volumen verbaut, welches noch heute beeindruckt! Und dank der Sonne, die durch die Kuppelfenster hineinscheint, hatte man das Gefühl einer spirituellen Eingebung, die die Kirche umgab.

Nach dem Ausflug in die heilige Welt trafen wir meinen Bruder, der mit seiner Tochter ebenfalls in Rom war. Gemeinsam gingen wir zum Pantheon, welches durch die Römer erbaut wurde. Eigentlich ist dies eine Kirche, aber im ganzen Rummel und Trubel geht dies unter. Der in diesem Raum vorherrschende Gesprächslärm erinnert einem an alles Andere als eine Kirche. Die regelmässigen Durchsagen in 5 Sprachen, dass man ruhig sein soll, helfen jeweils einige Sekunden… Anschliessend gingen wir Nachtessen, im Wissen drum, dass man, je zentraler man isst, mehr dafür bezahlt. Food- und getränkemässig haben wir nicht übertrieben, aber mehr als das doppelte wie auf Sizilien bezahlt.

Anschliessend gingen wir zum Trevi-Brunnen, wo wir keine Münze einwarfen, da wir nicht wissen, wann wir wieder nach Rom kommen. Auch hier: Touristen ohne Ende, nur mit Glück konnte ich ein einigermassen vernünftiges Foto des Brunnens machen. Auch an unserem nächsten Ziel, der Spanischen Treppe, hatte es um 22:00 Uhr noch Touristenmassen. Und natürlich Händler, die einem alles Mögliche verkaufen wollen. Aktuell hoch im Kurs sind Laserpointer. Diese Dinger sind so stark, dass man die noch an weit entfernten Kirchtürmen wahrnehmen kann. Ob die in der Schweiz zugelassen sind?

Wir verabschiedeten uns von Bruder und Nichte. Sie bleiben bis Samstag in Rom. Ein Taxi brachte uns anschliessend nach Hause. Der Schlaf hatte uns nach diesem langen Tag rasch im Griff.

Der Tag aus Jürgs Sicht.