Nun galt es Abschied zu nehmen vom Hawthorn Calgary an der 5th Avenue. Nicht nur wir nahmen Abschied, schon bald müssen alle Abschied nehmen, weil das Hotel den Namen wechselt. Calgary 5 Downtown soll das Teil neu heissen…

Anschliessend galt es, den Chevi Monte Carlo ein letztes Mal auf Hochtouren zu jagen. Wir mussten den Wagen abgeben und fuhren zum Flughafen. Die Abgabe verlief sehr schnell. Leider ein bisschen zu schnell – aber das habe ich erst einen Tag später bemerkt: Zusammen mit dem Schlüsselbund des Autos gab ich auch den Schlüssel des Vorhängeschlosses ab, mit welchem ich meinen Laptop-Rucksack abgeschlossen hatte… Somit war der Laptop vorläufig nicht greifbar…

Am Flughafen nahmen wir ein Taxi, um zur CANDAN Campervermietung zu gelangen. Die Taxichauffeure – meine Spezialfreunde – sind weltweit die Gleichen: Man muss ihnen sagen, wo sich der gewünschte Ort befindet… So konnte auch ich unseren indischen Kanadier ans Ziel führen.

Um 11 Uhr hätten wir bei Candan sein sollen – natürlich waren wir zu früh, schliesslich mussten wir uns noch ein bisschen Reservezeit organisieren, der Tag war voll durchgeplant (kennt man doch von zu Hause…). So hatten wir bei Candan die Gelegenheit, die Sampede-Parade durch die Stadt am TV anzusehen. Hatte ein wenig was von einem Fasnachtsumzug mitten im Sommer…

Endlich hatte dann auch Robert Zeit, uns den Van zu erklären. Bei Candan gilt “Man spricht deutsch”, und Robert machte hier keine Ausnahme. Dem Accent nach zu schliessen wohl ein austrianischer Ost-St. Galller…

Jedes, aber auch jedes Detail hat uns Robert erklärt. Speziell zeitaufwändig war die Erklärung der Funktion der Markise. Eh, am Van hats drum eine Store, eben, die Markise. Auch das Leeren des Abwasser- und des Fäkalientanks wurde uns erklärt – wir kennen nun den Unterschied zwischen Grau- und Schwarzwasser. Unser Camper ist ein Luxusmodell: Ein 3,5-Liter Chevrolet mit Roadtreck-Aufbau, mit Dusche, WC, Mikrowellenofen, Kühlschrank, TV und DVD. So lässt es sich doch in der Wildnis leben!

Nun fuhren wir los, mit diesem Teil. 2,5 Meter hoch, fast 6 Meter lang – ungewohnt, eine solche Kiste zu fahren. Und wenn ich dann noch mit unserem Corsa in Bern vergleiche…

Wir suchten uns einen Parkplatz beim Spital, wo wir dann auf den Zug umsteigen konnten. Der Zug heisst hier C-Train (Calgary-Train) oder LRT (Light Rapid Train). Da uns der Markisen-Robert alles Haarklein erzählt hat, waren wir nun ein bisschen knapp dran, um nicht zu sagen, viel zu spät für das Rodeo an der Stampede. So verpassten wir leider den Anfang. Aber wir sahen sonst viele tolle Sachen: Wie die Cowboys neben einem Muneli herleiten, sicht vom Pferd runterfallen lassen, im Stürzen die Hörner des Stiers packen und den Stier zu Boden werfen. Steer-Wrestling sagt man dem hier… Oder ohne Sattel auf einem wilden Pferd, oder sogar auf einem 1200 kg-Stier (Bull-Riding) reiten. Der Spass dauert so um die 8 Sekunden, dann ist der Cowboy unten… Oder die Cowgirls, welche im Tempo eines gehetzten Äffin um 3 Fässer reiten… Das Rodeo war sehr abwechslungsreich und hat grossen Spass gemacht! Wirklich empfehlenswert. Toll ist auch die mediale Aufmachung im Stadion mit Grossbildschirm, Zeitlupe etc. Nichts spezielles hingegen sind die Live-Interviews mit den Cowboys, welche sich nicht gross von den Interviews mit unseren Fussballern unterscheiden:

Cowboy: “Well, ich hatte Glück, dass ich den Stier gut an den Hörnern packen konnte”

Fussballer: “Na gut, Glück ist immer ein bisschen dabei, wenn ein solcher Freistoss reingeht”

C: “Well, ich habe den Stier nicht gekannt, wusste aber, dass er gross ist”

F: “Na gut, der FC Weissenstein ist auf der nationalen Fussballkarte ein unbeschriebenes Blatt, aber grad solche Gegner sind natürlich immer gefährlich!”

C: “Well, der Boden war ein bisschen zu nass”

F: “Na gut, der Platzwart hat zum Heimteam geschaut und den Rasen nicht gemäht”

So hatten wir dann unseren Spass an Mensch und Tier…

Nach Ende des Rodeos besuchten wir im ehrwürdigen Hockeystadion Saddledome eine Vorführung mit Arbeitspferden (Shire-Horses – Naddel, verzeih mir, wenn ich es nicht richtig geschrieben habe…) bevor es dann zu einem weiteren Highlight, nein, eigentlich zu einem absoluten Knaller der ganzen Stampede ging: Wir besuchten die 2. Runde des Schafscherwettbewerbes! Kanadier, Amis, Engländer und natürlich Australier und Neuseeländer sind hier die wichtigsten lies einzigen teilnehmenden Nationen. Unterstützt von den Fans des jeweiligen Landes. Wir Schweizer machten das früher auch mit unseren Skifahrern, aber jetzt müssen wir das ja zum Glück nicht mehr…

Nun, beim Schafscherwettbewerb geht es darum, 4 Schafe innert 6 Minuten gründlich zu scheren, und nicht zu verletzen. Die Wolle muss möglichst in langen Streifen vom Schaf geschnitten werden. Um das Ganze noch ein bisschen schwieriger zu machen, wurden Schafe zur Verfügung gestellt, welche noch nie eine Schafschur hinter sich hatten – dementsprechend wild waren die. Eh, etwa so wie Klein-Martin, als er das erste Mal zum Gwaför ging…

Der Schafschurwettbewerb ist witzig, ungewohnt, speziell und überhaupt…

Die Stampede lebt eigentlich von solchen Einzelevents. Der Stampede-Ground als solcher ist eine Mischung zwischen Schützenmatte und BEA. Und an jeder Ecke gibt es Lose zu kaufen. Hauptpreise sind je nach Lotterie ein Auto mit Boot, ein Wohnmobil oder ein Haus…

So verliessen wir dann gegen 19.00 Uhr die Stampede und gingen zum Campground , wo wir einen Platz reserviert hatten. “Oh, da seid ihr ja, ihr seid spät dran, ich habe euren Platz bereits weiter gegeben” sagte die freundliche Lady mit der rauchigen Marlborostimme hinter dem Pult. Nachdem ich diese Worte übersetzt und deren Bedeutung begriffen hatte schob sie ein “hoho, just kidding” hinten nach, frühzeitig genug, bevor ich einen Tobsuchtsanfall mit Schadensgarantie gekriegt hatte… Bin manchmal ein bisschen konservativ und verstehe nicht in jeder Situation zu jeder Stunde jeden Joke in jeder Sprache gleich gut…

Nach dem Einchecken gings ins Coop, um die ersten Einkäufe zu machen. Coop ist die Abkürzung von Cooperative und hat mit unserem Konsum nichts zu tun… Die Superprofitkarte wollten sie ömel nicht nehmen…

Bevor wir wieder zum Campground gingen, fuhren wir noch ins KEG-Steakhouse. Das Essen war prima, und der Service gemäss Bettina sehr freundlich. Dabei war der Kellnerjüngling doch so ein Schniguel und Slimer, wää….