Fast eine Woche waren wir nun in Montenegro. Heute verliessen wir dieses Land, welches uns viele Eindrücke vermittelt hat.

Der Tag begann um 2:30 Uhr mit einem Alarm im Hotel. Wir waren beide sofort hellwach. Da unser Zimmer auf der gleichen Etage wie die Reception lag, ging ich zuerst an die Reception und erkundigte mich, was der Alarm zu bedeuten hat und was nun die Anweisungen für die Gäste sind. Währenddessen nahm Bettina unsere Pässe aus dem Tresor und machte sich „evakuationsbereit“. An der Reception sagte man mir, dass „there is no problem, Sir. You can go back to your room.“ Was ich dann auch tat. Musste noch lustig ausgesehen haben, mit der Pijamahose, einem Hemd und einem verschlafenen Blick in der Reception.

Der zweite Start war dann so gegen acht Uhr. Danach Frühstück, gemütlich die restlichen Sachen packen und gegen 11 Uhr fuhren wir los. Ab Budva wurde der Verkehr sehr dicht und mitten in der Stadt fuhren wir Stossstange an Stossstange – wenn wir denn überhaupt fuhren. Irgendwann merkte das Navi, dass da wohl was nicht in Ordnung sein konnte und lotste uns via eine Quartierstrasse über einen Hügel wieder an die Hauptstrasse und so konnten wir den Stau umfahren. Es gab auch andere Autofahrer, die dies machten, und offenbar war einem meine Fahrweise zu defensiv. Beim Einspuren in die Hauptstrasse überholte er mich während des Einspurens. Manchmal weiss man nicht, wo links und rechts ist und manchmal kann es auf diesen Strassen recht schnell gehen…

Die weitere Fahrt ging problemlos. In Lepetane nahmen wir für die Überfahrt über die Kotor-Bucht die Fähre nach Kamenari. Die zehnminütige Fahrt ersparte uns eine rund 40 km Fahrt um die Kotor-Bucht. Was sicher auch schön gewesen wäre, aber nicht unbedingt zweckdienlich. Die Fahrt auf der offenen Fähre war entspannend und ein schöner Break. Am anderen Ufer angekommen gings schon weiter in Richtung Kroatien. Herceg Novi ist die letzte grössere montenegrinische Stadt und spätestens nach Igalo steht man im Stau vor der Grenze. Die Ausreise bei den Montenegrinern war mit einer Verzögerung bzw. Wartezeit von 15 Minuten noch erträglich. Wieder ein Stempel mehr im Pass (unleserlich…)

Die Einreise in Kroatien wurde jedoch eine längere Angelegenheit. An solchen Dingen sieht man, dass z.B. ein Schengen-Abkommen halt doch was tolles ist. Oder wann wären wir Mitteleuropäer das letzte Mal länger im Stau gestanden? Rund eine Stunde verbrachten wir im Niemandsland von Karasovici, bei etwa 35 Grad. Den Motor lassen wir im Stau laufen, die Klimaanlage ist halt doch sehr praktisch… Und irgendwann kamen wir an die Kontrolle. Da stellt sich die Frage, ob es uns so geht, wie dem Italiener, der alles auspacken musste (inkl. Check des Motorraums). Oder ob wir mit mit einem kürzeren Check durchkommen. Es zeigte sich, dass die Kombination Mietwagen mit kroatischem Kennzeichen und schweizer Reisepasse ein Durchwinken auslösen können. Merci, Herr Grenzmitarbeiter!

Nach ein paar Kilometern wurden wir von einem Schild begrüsst, von welchem General Ante Gotovina herunterlächelte. Und hier zeigte sich, zumindest für mich, dass halt der Krieg immer noch nachhallt. Gotovina war kroatischer Kommandeur, verurteilter Kriegsverbrecher und seit der Berufung ein freier Mann. In diesem Teil des Balkans verehrt, in anderen Teilen wohl verflucht.

Dubrovnik liessen wir links liegen und fuhren oberhalb der Stadt über die Franjo Tudman-Brücke, ein technisches Meisterwerk! Nach 15 km Fahrt erreichten wir unser vorläufiges Ziel, das Radisson Blu. HIer lassen wir es uns gut gehen, ja sehr gut, und geniessen unser Zimmer im obersten Stock mit Sicht aufs Meer. Gegen Abend gehen wir an den Strand. Es war ein sehr guter Entscheid, die Badeschuhe einzupacken. Und ein guter Entscheid, das Schnorchel-Equipment einzupacken. Die vielen Fische haben uns überrascht und entzückt. Anschliessend machten wir uns ausgangsfertig und gingen im Resort lecker Nachtessen.

Nachtrag von BF: Während des Nachtessens lief YB-Grasshoppers. Den YB-Sieg konnten wir, High-tech sei „dank“, fast live mitverfolgen. Mein Mann nahm den 4:0-Sieg der Berner recht locker hin. Die Freude ist dann aus ihm förmlich explodiert, als er auf dem Nachhauseweg eine Heuschrecke sah und sie verhöhnte „Du hesch viernull verlooooore!“