Etwas vom Schönen an der Art wie wir unsere Ferien verbringen ist, dass uns stets Zeit und Raum für spontane Aktivitäten bleiben. Ich erwache heute Morgen ob dem Meeresrauschen (live Meeresrauschen und nicht – wie zu Hause – aus dem Lichtwecker). Als ich mich im Bett drehe, stelle ich fest, dass Martin auch schon wach ist. Es ist 06.20 Uhr. Das Wetter ist sosolala. Von der Sonne ist nichts zu sehen aber es regnet wenigstens nicht mehr. Gegen 07.00 Uhr entscheiden wir uns, den 08.05 Uhr Zug nach Catania zu nehmen. Rasch duschen und parat machen und schon steigen wir vor dem Hotel in ein Taxi und lassen uns für 18 Euro (!) zum Bahnhof fahren. Der Zug fährt pünktlich ein, die Fahrt verläuft einwandfrei und so treffen wir gegen 09.00 Uhr in Catania ein. Hier beginnt der Geschäftsalltag gerade Fahrt aufzunehmen

In einer Bar auf dem Weg zum Duomo gönnen wir uns einen Cappuccino und ein Gipfeli. Danach gehts weiter und bei der ersten grösseren Kirche, die wir sehen, laufen bereits die floralen Deko-Vorbereitungen für eine Hochzeit. Kurzum stehen wir auf der Piazza Duomo, auf der auch der Brunnen mit dem Wahrzeichen der Stadt Catania steht: einem aus Lavastein gehauenen Elefanten, der wohl noch aus der byzantinischen Epoche stammt. Der Elefant trägt einen ägyptischen Obelisk auf seinem Rücken. Wir betreten die Kathedrale, die noch recht leer ist. Die Kirche ist der Schutzpatronin S. Agata geweiht. Darin befindet sich ebenfalls das Grab von Siziliens berühmtesten Komponisten – Vincenzo Bellini (z.B. Oper Norma). Wir geniessen die ruhig, entspannte Atmosphäre der Kathedrale. Gegen 10.00 Uhr beginnt sich diese jedoch stärker zu füllen, denn um 10.00 Uhr wird in Anwesenheit eines Kardinals eine Messe gelesen. Nach wenigen Minuten verlassen wir die Kirche und stehen auf der mittlerweile sehr belebten Piazza Duomo. Durch das Stadttor Porto Uzeda gelangen wir zum Fischmarkt und dem kleineren Teil des Früchte-, Gemüse- und weitere Lebensmittel-Markt. Hier geht's nun wirklich zu wie auf einem Ameisenhaufen.

Wir kehren zur Piazza zurück und gehen in die andere Richtung am Rathaus vorbei in die Via Etnea hinein zur Piazza Università (auf der einen Seite des Platzes befindet sich das Gymnasium auf der anderen die Universität). Sonne und Wärme machen durstig. Bevor wir allerdings etwas trinken gehen, statten wir noch Benetton einen Besuch ab.

Zweistöckiger Laden mit zwei Rolltreppen (eine hinauf, die andere hinunter). Allerdings sind beide kaputt. So bleibt von der RollTreppe wenigstens die Treppe. Wir kaufen Shirts für Martin und für mich ein Jeans-Kleid ein. Danach trinken wir was und können dabei zusehen wie die erste Braut des Tages in die Kirche geführt wird. Die Via Etnea führt von der Piazza Università aus weiter nach Norden. Sie ist die lebhafteste Strasse Catanias, gesäumt von Läden, Cafés und Hotels. Wir kehren zurück zum Bahnhof und nehmen den Zug, der um 12.15 Uhr Richtung Taormina fährt. Die Fahrt ist kurzweilig und führt uns über Land und städtische Gebiete.

Ungefähr eine Stunde nach Abfahrt in Catania treffen wir in Taormina/Giardini Naxos ein. Der im arabischen Stil gehaltene Bahnhof fasziniert uns. Als wir uns alles (inkl. Wartesaal 1. und 2. Klasse) angeschaut haben, erstehen wir uns zwei Bus-Tickets. Und wenn's läuft, dann läuft's: Fünf Minuten später fährt der Bus ein und bringt uns in einer spannenden Serpentinen-Fahrt ins Städtchen Taormina. Die Innenstadt zeigt sich im typischen taorminischen Stil, einer interessanten Mischung aus arabischer und normannischer Baukunst, die noch an manchen Palästen und Kirchen zu bewundern ist. Die Via del Teatro Greco führt uns zur berühmtesten Sehenswürdigkeit Taorminas, dem griechisch-römischen Theater. Dieses wurde unter römischer Herrschaft im 2 Jh. vor Christus errichtet. Die Baumeister nutzten das natürliche Halbrund mit dem grandiosen Panorama des Ätna. Das Theater war mit 109 m Durchmesser das zweitgrösste Schauspielhaus in Sizilien (nach dem griechischen Theater von Siracusa). Mit Säulen und Statuten geschmückte Bühnenaufbauten schlossen das Theater zum Meer hin ab. Die Aussicht von hier auf Meer, Küste und Ätna ist schlicht und ergreifend unbeschreiblich. Super schön!

Gegen 15.00 Uhr nehmen wir in einer Bar mit Fernseher im Aussenbereich Platz und schauen uns das EM-Achtelfinal-Spiel zwischen der Schweiz und Polen an, das im Penaltyschiessen an die Polen geht. Zeitgleich gibt's von der Bar aus die Hochezeitsaktivitäten bei der Katharinen-Kirche zu beobachten (Hochzeit eines Carabinieri). Bei einem Spaziergang durchs Städtchen ist die Enttäuschung über den Ausgang des Fussballspiels rasch verflogen. Wir schlendern den Corso Umberto entlang durch das Städtchen (je eine Hochzeitsgesellschaft beim Dom bzw. der S. Antonio-Kirche). In Taormina kann man nebst heiraten noch shoppen, shoppen, shoppen und viel Geld liegen lassen.

Wir gehen in einem schönen Terrassen-Lokal mit Meerblick eine Kleinigkeit essen und nehmen kurz vor 21.00 Uhr den Bus, der uns diretissima zum Hotel führt.

Als wir auf dem Balkon unseres Zimmers stehen, stellen wir fest, dass im Garten unseres Hotels eine Hochzeitsfeier am Laufen ist. Es ist dies die fünfte und letzte Hochzeitsgesellschaft am heutigen Tage. Auguri!

Ein wunderbar erlebnisreicher Tag neigt sich seinem Ende zu.