8:30 war Treffpunkt im Parterre unseres Budget-Hotels. Frühstück war nicht inbegriffen. „Hast du dein Bett gemacht und das Tuch zum trocknen aufgehängt?“ – „Öhm, warum? Wird nicht geputzt heute?“ – „Nein, im Budgethotel wird nur geputzt, wenn du auscheckst…“

Unser erstes Ziel, noch vor dem Frühstück, war die Osloer Oper, gleich ums Eck. Dieses wunderschöne 500 Mio-€-Gebäude wurde – Achtung, liebe Berliner Leser – ein halbes Jahr vor dem geplanten Termin eröffnet. Die Architektur ist eindrücklich und speziell, es ist eine Oper die man im wahrsten Sinn des Worts begehen kann…

Danach plagte uns ein Hüngerchen und wir gingen in den Bahnhof um ein kleines Frühstückchen zu essen. Dann gings weiter durch die noch fast ausgestorbene Fussgängerzone zum Schloss. Wachtablösung ist um 13:30, wir waren Stunden zu früh. Also weiter zum Frognerpark, wo Gustav Vigeland seine unzähligen und schönen Skulpturen ausstellen konnte. Das Wetter war prächtig, die Jacken waren rasch in Jürgs Rucksack versorgt. Im Vigelandspark hatte es sehr viele Leute, die sich aber gut verteilten. Die Menschenskulpturen sind sehr reell gemacht, von Jung bis Alt wurden alle Altersgruppen dargestellt. Beim grossen Monolith in der Mitte des Parks konnte man sogar vom Baby bis zum Greis alles in einer Skulptur bewundern.

Nach Kultur und Kunst gehts zum Sport: Mit der S-Bahn fuhren wir zu den Holmenkollen Skischanzen. Viele Leute wollten in diese Richtung, es war ein „Toughest-Race“ im Gang, ein unmöglicher Lauf wie der „Strongman Run“, der an verschiedenen Orten in der Schweiz auch stattfindet. Highlight für mich war, dass man in diesem Lauf tatsächlich den unteren Teil vom Auslauf bis zum Schanzentisch hochkraxeln muss und das Ziel befindet sich unterhalb des Schanzentischs…

Wir lösten Karten und fuhren ganz oben auf die Sprungschanze. Die Aussicht war unglaublich toll! Wir hatten wirklich einen Prachtstag erwischt! Aber die Zeit will genützt sein und wir fuhren wieder zurück nach Oslo. Nach schon fast 20’000 Schritten hatten wir Hunger. In Aker Brygge beim Hafen assen wir auf der Terrasse was Deftiges. Dabei liessen wir uns von der Sonne braten. Als die Sonne hinter den Häusern verschwunden war, war auch unser Essen fertig und wir zogen weiter.

Die nächste sportliche Attraktion war die Fussball-WM der Obdachlosen. Ja, die gibt es wirklich und wird mit 3 gegen 3 plus Goalie gespielt. Auch die Schweiz war vertreten, sie verloren gegen Irland 6:1. Dann zogen wir uns noch Norwegen gegen Chile rein, was in einer Blamage für den Gastgeber endete (2:12). Auch Frauen waren am Start, wir schauten Griechenland – Mexiko. Die Mexikanerinnen erteilten den Griechinnen eine Lektion. Drei Spiele, auch wenn sie nur jeweils ein paar Minuten dauerten, waren genug und wir zogen weiter Richtung Hotel. „Befohlene Ruhe“ stand auf dem Programm.

Einer blieb im Zimmer und las, einer ging auf die Pirsch und fotografierte noch einmal die Oper, dieses Mal bei anderem Sonnenstand. Es hatte deutlich mehr Leute, die auf der Oper rumkletterten. Gegen sieben Uhr gingen wir wieder auf die Gasse. Die ehemalige Bar „Tors Hammer“ wurde wegen Gang-Tätigkeiten geschlossen und unter dem Namen „Heidis Bierbar“ wieder eröffnet. Wir gönnten uns im sehr leeren Lokal ein Bier. „Die Leute kommen um 22 Uhr“, meinte der Bar-Keeper. Wir wechselten das Lokal und gingen ins Pub „Herr Nilsen„, wo sich grad eine Band für ein Pub-Konzert einrichtete. Dies sollte unser Lokal für den Abend werden. Aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bis der Konzertzuschlag einkassiert wurde. Umgerechnet 40 Stutz für ein Konzert einer unbekannten Ü60-Bluesband war uns jedoch zu viel. Austrinken und wieder auf die Gasse zum Egon-Restaurant, wo wir was essen gingen. Dann noch einmal zu „Heidis Bierbar“, wo sich nun eine ahnsehnliche Warteschlange mit Partywilligen gebildet hat. Wir verzichteten auf ein Bier in diesem Lokal, weil wir zu lange hätten warten müssen.

Nach einem Feierabendbier anderswo gingen wir in die Box zurück.

Niemand hat das Bett gemacht. Ein nasses Tuch lag darauf.