Auch dieses Jahr ist wieder Auffahrt, was gleichbedeutend damit ist, dass es wiederum auf grosse Fahrt mit Woody geht. Speziell an der diesjährigen Reise ist, dass uns auf dem ersten Teil der Fahrt Bettina begleitet.
Wir starteten morgens um 8:07 ab Bern mit dem IC nach Brig. In Thun stieg Woody dazu und die Reise ging vorerst durch die Berge bis Brig. Umsteigen war angesagt, und zwar auf den Eurocity 37 Genève – Venezia Santa Lucia. Dies war der Anfang zu einer langen Reise, welche uns durch halb Europa führen wird. Im Vorfeld habe ich mich gefragt, wie ich mich auf einer solchen Reise beschäftigen kann und bin zum Schluss gekommen, nebst viel Lesestoff dabei zu haben, mir auch ein Ziel setzen zu müssen. Das anspruchsvolle Ziel während der Reise ist nun, an jedem Bahnhof, wo die von uns benützten Züge anhalten, das Bahnhofschild zu fotografieren. Und da ich mir auf einer Liste nebst dem Fahrplan auch noch sämtliche Haltebahnhöfe mit den Verkehrszeiten herausgeschrieben habe, kam mir noch spontan die Idee, auch die Pünktichkeit der Züge aufzuschreiben. So kann man sich beschäftigen…
Und so fuhren wir bis Milano mit einer Verspätung von 1-3 Minuten, also quasi „in orario“, wie man hier sagt. In Milano Centrale hatte der Zug 30 Minuten Aufenthalt, wo man sich kurz die Beine vertreten konnte. Natürlich einer nach dem Andern, schliesslich musste noch jemand aufs Gepäck aufpassen. Allerhand Leute wuselten durch den Zug, und nicht bei allen war man sicher, dass sie nur ihren reservierten Platz gesucht haben. Und wenn man sich draussen die Beine vertritt, ist man plötzlich in einer Masse von Menschen, es ist laut, und man sieht nur, dass man an einem Bahnhof ist, weil es Züge auf Gleisen hat. Sonst ist Milano Centrale primär ein Shopping Center, mit Spezialgebiet „Designermarken“.
Dann ging‘s weiter Richtung Venedig. Wir passierten Metropolen wie Brescia, Verona (bei diesem Ort kommt mir immer der Spruch in den Sinn „Dieter Bohlen war auch schon in Verona“. Dies aber nur am Rande.), Vicenza und Padova, bevor man in Venezia Mestre eintrifft. Mestre ist noch nicht der Endbahnhof, aber es ist der letzte Bahnhof auf dem Festland. Von hier aus geht es mehrgleisig über einen Damm quer durch die Lagune, und die Strecke endet im Bahnhof Venezia Santa Lucia. Und wenn man hier aus dem Bahnhof kommt, ist man überwältigt: Man ist mitten in Venedig!
Vom Bahnhofplatz aus steigt man am Canale Grande um auf Wassertaxis, auf die Vaporetti, oder man kann auch einen Gondoliere mieten. Und Venezia ist immer noch ein unglaublicher Hotspot: Sehr viele Touristen besuchen Venezia. Und auf dem Canale Grande ist Hochbetrieb und man staunt über die vielen Wasserfahrzeuge, die hier aneinander vorbei fahren, ohne zusammenzuputschen. Hier hatten wir nun eine gute Stunde Zeit, bevor es weiterging. Wir verbrachten die Stunde mit geniessen, mit staunen, mit schlendern – und mit einem GE-LA-TOOOO! 5 Euro für zwei Kugeln sind sicher nicht Low cost, aber für Venezianer Verhältnisse doch ganz discountig.
Weiter gings mit dem Eurocity 30 der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB Richtung Udine – Tarvisio bis Villach. Die Strecke führt durch die Berge aber wurde vor ein paar Jahren generalüberholt. Nun ist die sogenannte Pontebbana-Strecke zumindest für mich keine Gebirgsstrecke mehr, sondern eine langgezogene, mehrheitlich in Tunnels verlaufende Bahn. Am Grenzbahnhof Italien / Österreich, in Tarvisio Boscoverde, kamen wir 10 Minuten vorzeitig an (protokolliert) und fuhren pünktlich ab. Die grösste Verspätung des Tages holten wir dann vor der Einfahrt in Villach Hbf, wo es in Schleichfahrt von Signal zu Signal ging. 9 Minuten zu spät kamen wir an. Zudem auf Gleis 8, welches a) zu kurz für unseren Zug war (2 Wagen ausserhalb Bahnsteig) und b) total im Kraut draussen war, also quasi keinen Zusammenhang zu den restlichen Gleisen in Villach hatte. Der Bahnhof war nur durch eine lange Unterführung zu erreichen. Als dies geschafft war, mussten wir nur über den Bahnhofplatz um ins Hotel City zu gelangen.
Nachdem das Zimmer bezogen war, ging‘s ins Städtchen, wo wir im Gasthof Post wunderbar dinierten. Der Weg zum feinen Dinner ist in Österreich ja immer ein bisschen ein dornenvoller, denn man muss zuerst die Speisekarte übersetzen. Das Wiener Schnitzel ist ja klar. Aber was zum… ist ein Almochse? Aha, das ist ein Ochse von der Alm! Lecker war‘s, empfehlenswert und Daumen gegen oben. Der kurze Verdauungsspaziergang zum Hotel half sicher auch mit, dass wir, kaum auf dem Bett, sehr schnell in den Schlaf sanken…
Gute Nacht – kurze Nacht.