Autolinea INTERNAZIONALE!

Dies unser Fazit nach dem heutigen Ausflug nach San Marino. Aber alles der Reihe nach. Wir erwachen heute Morgen kurz bevor der Handy-Wecker klingt. Kurz frisch machen und los geht's zu Fuss Richtung Bahnhof Cattolica, von wo aus wir mit dem 08.39 Uhr Zug nach Rimini fahren. Dort angekommen, müssen wir uns kurz schlau machen, wo der Bonelli-Bus, der uns nach San Marino bringen soll, abfährt. Wir erhalten die nötigen Infos zum Abfahrtsort und können auch gleich in der Tourist-Info die Bustickets kaufen. In der Bar „08.30“ in der Nähe des Bahnhofs gibt's dann erstmal Frühstück (Cappuccini und Cornetti – und die Dame hinter der Theke will uns tatsächlich weis machen, dass es sich bei den Cornetti um Brioche handelt …, sie müsste wohl mal nach Sizilien fahren, die Gute).

So gestärkt, können wir nach kurzer Wartezeit in den 09.25 Uhr Bus (fast eine reine Russenkutsche) steigen, der uns nach San Marino fahren wird. Die Fahrt verläuft teilweise über Land. Aber schon bald können wir die drei Türme von San Marino ausmachen. Kurz nach 10.00 Uhr treffen wir in San Marino ein und begeben uns auf Entdeckungsreise.

Regierungssitz

Die Republik San Marino ist eine der ältesten Republiken der Welt und der einzige noch existierende Stadtstaat. Wir betreten die Altstadt durch die Porta San Francesco und gehen durch erste enge Gässchen, die beidseitig von Cafés, Restaurants und verschiedenen Geschäften gesäumt sind. Es gibt viele Lederwaren, Parfumkopien und -originale, viele Bijouterie-Artikel und elend viel Kitsch (made in China) zu kaufen. Vereinzelt hat es schöne Geschäfte mit interessantem Sortiment (z.B. Schmuck- und vereinzelt Kleiderläden). Nach diesem ersten Eindruck zum Stadtkern machen wir uns auf die Tour, um die drei Stadt-Türme zu besichtigen (1. Salita alla Rocca, 2. Salita alla Cesta und 3. Salita al Montale). Ist bei den ersten beiden Türmen die Wegstrecke noch recht eben und gut ausgebaut, führt der Weg zum Montale über Stock und Stein. Dies wirkt sich aber positiv auf die Zahl der Besucher aus. Der anspruchsvollere Weg hält viele davon ab, den Montale zu besuchen. Der Weg führt teilweise durch waldähnliche Partien, was in Anbetracht der Wärme (es sind rund 30 Grad Celsius) sehr angenehm ist. Um uns herum kriecht und fliegt es. Überraschend viele, verschiedene Schmetterlinge und Insekten sehen wir. Nach der ersten Teilbesichtigung des Montale sehe ich sogar eine Schlange in der Steinmauer.

Salita al Montale

Wir geniessen Panorama und Ambiente, die Wärme und die Ruhe hier oben. Anschliessend geht es via Kursaal/Centro Congressi vorbei an der italienischen Botschaft in San Marino (!) und für mich mit Umleitung durch die lokale Benetton-Filiale durch die Portanova in die Stadt. Wir sind durstig und finden ein schattiges Restaurant-Plätzchen, wo wir eine Mittagspause einlegen. Die Rast tut uns beiden gut. Anschliessend setzen wir unseren Stadtspaziergang fort. Wir besuchen die Basilica del Santo. Eine wunderschöne Kirche, mit hellem, für katholische Verhältnisse schon fast schlichtem Innenausbau. Beim Betreten der Kirche wird man darauf aufmerksam gemacht, dass man nebst:

Bitte anständig sein!

Nicht essen und trinken, nicht halbblutt oder mit Kopfbedeckung eintreten, nicht Musik hören, nicht laut reden, nicht wild miteinander rummachen auch nicht filmen oder fotografieren darf. Auch keine Hunde mitnehmen!

Als wir in die Kirche eintreten, ist diese vermeintlich leer. Wir gucken uns um und geniessen die Schönheit der Kirche und die Ruhe … und machen dann halt trotzdem ein paar Fötelis, was irgendwo aus dem „Off“ des Kirchenschiffs ein „Hächm“-Räuspern auslöst. Dr lieb Gott gseht aues. Wir zünden zwei Kerzen an und gehen dann weiter.

Im Flyer, den wir in der Touristinfo erhalten haben steht:

„Wachablösung: Die Soldaten der Festung (la Guardiaa di Rocca) halten Ehrenwache vor dem Regierungspalast und zelebrieren mehrfach täglich die Wachablösung. Prächtig sind sie in ihren Uniformen anzuschauen: Eine doppelreihig geknöpfte grüne Jacke, geschmückt mit weissen und roten Kordeln, rote Hosen mit grüner Biese, ein beschirmtes Käppi mit rotem Pompon und weisse Gamaschen. Zeiten: Von 09.30 h bis 17.00 h stündlich zur halben Stunde (Mai bis September).“.

Gelb-schwaze Stadt

Komisch, wir haben die Jungs beim erstmaligen Vorbeigehen gar nicht gesehen. Beim zweiten Besuch fragen wir nach. Antwort: „Nein, im Moment keine Soldaten und daher keine Wachablösungen, vielleicht – aber wirklich nur vielleicht – ab Juli.“ In Anbetracht der Tatsache, dass heute der 30. Juni ist gehen wir nicht davon aus, dass sich im Juli 2016 etwas an der Situation ändern wird.

Wir gehen noch etwas lädelen (Martin: Sonnenbrille, ich Schmuck), gönnen uns ein Gelato und machen uns dann zurück zur Busstation, wo wir den 16.45 Uhr Bus nach Rimini nehmen. Kurz nach 18.00 Uhr fährt der Zug nach Cattolica, so dass wir kurz vor 19.00 Uhr wieder im Hotel sind. Jetzt aber mal eine Stunde „befohlene Ruhe“, wir sind auf den Felgen. Danach gehen wir ins Restaurant „Il Cane del Greco“ essen. Nicht schlecht aber auch nicht überwältigend, einfach zu gross und zu abfertigend. Aber wenigstens haben wir von unserem eingeklemmten Zweiertisch einen guten Blick auf den TV, mit der Match-Übertragung Portugal – Polen von RSI. Dass die Restaurant-Betreiber den Match – ohne Sky-Gastrogebühr zahlen zu müssen – zeigen können, wählen Sie den Weg über das Schweizer Fernsehen. Uns fällt dies aber erst in der Werbepause beim zufälligen erspähen der Migros-Grill-Reklame auf.

Sanmarinesische Flora und Fanua

Da hier in Cattolica gerade die WDW (World Ducati Week – die Misano-Strecke befindet sich in unmittelbarer Umgebung von Cattolica) stattfindet, sind aktuell sehr viele Töffli-Buebe in Town. Beim Spaziergang zurück ins Hotel kann es sich Martin nur knapp verkneifen, eines der abgestellten Töfflis anzutippen und so eine Domino-artige Kettenreaktion an umstürzenden Ducatis und Vespas auszulösen. Aber wahrscheinlich steckt ihm noch das göttliche „Hächm“-Räuspern in den Knochen. Er lässt es deshalb bleiben.