6:43 Uhr war unser erster Fixtermin: Abfahrt des Busses von der Endstation zum Bahnhof – wir waren früh genug aufgestanden und so war dieser Fixtermin nicht wirklich eine Herausforderung für uns…
Wir wussten, dass beim ICE die erste Klasse jeweils am Ende des Zuges war und so stiegen wir bei der Haltestelle „Schanzenstrasse“ aus – Wagen 14 ist der letzte Wagen. Kaum auf dem Perron angekommen stellten wir fest, dass der Zug heute umgekehrt formiert war – der letzte Wagen wurde zum ersten Wagen und so stand uns ein Parademarsch dem Perron 4 entlang bevor. Nachdem der Zug einfuhr und wir unsere Plätze einnehmen wollten mussten wir feststellen, dass die Plätze nicht ausgeschildert waren. Offenbar ist im ganzen Zug das System ausgefallen, so dass wir wohl unseren Platz fanden, aber nicht wussten, ob wir allenfalls noch auf einen andern nicht reservierten Platz sitzen konnten – schliesslich befand sich der reservierte Platz genau hinter einem Fensterpfosten. Bern-Berlin ohne Aussicht stand uns bevor.
Die Abfahrtszeit ist herangerückt, der Zug fährt keinen Meter. Auch nicht nach 5, 10 oder 15 Minuten. Ganze 21 Minuten Verspätung fing unser Zug in Bern ein. Offenbar war ein Lokdefekt an einem andern Zug Schuld an diesem Zeitrückstand. Auf Grund des Systemausfalls war auch keine Lautsprecherdurchsage verfügbar, so dass uns das Zugpersonal erst bei der Billettkontrolle über den Grund der Verspätung informieren konnte.
Nun gut, der Zug fuhr dann endlich mal ab, ab Olten hatten wir sogar noch weitere Reisende bei uns im Wagen, ab Basel noch mehr und ab Karlsruhe und Mannheim wurde der Wagen richtig voll.
Die Verspätung konnte laufend aufgeholt werden – bis auf 6 Minuten Verspätung konnte das Ganze reduziert werden. Vorbildlich informierte das Zugpersonal jeweils minutengenau über die aktuelle Verspätung und über das Erreichen der Anschlusszüge. Und obligatorisch nach jeder Stationsansage noch der Nachsatz „senk ju for träwelling wis Döitsche Bahn“.
Plusminus pünktlich erreichten wir Berlin Hbf. Eindrücklich, was hier hingeklotzt wurde. Seit unserem letzten gemeinsamen Besuch in Berlin hat sich hier echt was getan – und der Bahnhof ist wirklich eindrücklich!
Sofort nach Ankunft machten wir uns auf die Suche des Autovermieters „Sixt“ – das Verkaufsbüro war rasch gefunden. Die Hausfarben von „Sixt“ sind orange – und das ganze Office war auch in dieser Farbe gehalten. Man kam sich irgendwie vor wie in einer Disco – wobei hier keine Drinks serviert wurden…
Der Clerk am Schalter stellte rasch fest, dass wir zu viel Gepäck mit uns hatten, um mit einem Audi TT glücklich zu sein. So wurde uns ein Mercedes Benz 180 C Compressor zugeteilt – schneeweiss.
Der Wagen befand sich im Parkhaus am vereinbarten Ort: Das Auto war rasch beladen, die Sitze den Personen angepasst und sofort ging es ans Programmieren des Navis. Schliesslich sollte raschmöglichst Lübbenau erreicht werden. Land und Ort konnten rasch programmiert werden, auch die Strasse wurde gefunden, nicht aber die Nummer… Wir liessen ungrad grad sein und verliessen das Parking. Wie gewohnt waren die ersten paar Meter mit einem Mietwagen noch ein bisschen ungewohnt, aber das hatten wir rasch im Griff.
Zuverlässig steuerte uns Frau Navi durch Berlin, plötzlich befanden wir uns auf der Autobahn nach Dresden. Ein Blick auf die Karte in unserem Reiseführer bestätigte uns, dass die allgemeine Richtung korrekt war. Wir schlängelten uns mit dem andern Verkehr durch Berlin, als Frau Navi meldete, dass wir die Autobahn nun verlassen müssen. Schon in der Jugendzeit lernten wir zu gehorchen und machten es auch dieses Mal. Auf Grund einer Baustelle lotste uns Frau Navi jedoch mitten in eine Sackgasse, die auf Grund einer Baustelle entstanden ist. Wenden war angesagt und wir fuhren aus eigener Initiative Richtung Dresden – Frau Navi rechnete neu und war mit uns einverstanden.
Lübbenau wurde erreicht, die Strasse gefunden und die Adresse erspähten wir von blossem Auge: Schloss Lübbenau!
Das Schloss wurde Achzehnhundertirgendwann gebaut, diente im 2. Weltkrieg als Lazarett und während der DDR als Datenverarbeitungs-Schulungszentrum. Nach der Wende wurde das Schloss an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben: Familie Graf Rochus zu Lynar.
Beim einchecken staunten wir nicht schlecht: die Dame am Empfang, Frau Espenhahn, sprach fast perfekt schwizerdütsch. Verheiratet gewesen in der Schweiz, geschieden und nun mit der Tochter wieder in Lübbenau.
Das Zimmer befand sich im 3. Stock und ist einem Schloss entsprechend standesgemäss gross.
Nachdem wir das Gröbste eingeräumt hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung Hafen von Lübbenau. Dort hatten wir Gelegenheit, das erste Mal die weltbekannten Spreewald-Gurken zu probieren. Die Dinger sind echt gut und zu empfehlen!
Wir sahen uns die verschiedenen Ausflugsangebote an und entschieden uns, dass wir am nächsten Tag die grosse Spreewald-Tour machen werden.
Um 19:00 waren wir im Schloss zum Nachtessen angemeldet – welches 1A war. Danach war es noch ein bisschen zu früh um zu Bett zu gehen und wir machten uns nochmals auf in Richtung Hafen – schliesslich war Hafenfest, das grösste in Lübbenau… Um 23:00 Uhr waren wir dann auch im Bett – bis wir um 0:20 Uhr vom Hafenfest-Feuerwerk geweckt wurden. Dies war also kein Feuerwerk sondern ein Feuer-weck…