Für die Anreise zu unserem heutigen Ausflugsziel Himeji haben wir „den putzigsten Hochgeschwindigkeitszug“ ausgewählt: Den „Hello Kitty“ Shinkansen (50. Geburtstag von Kitty). Ein Must-See-Zug. Martin teilt meine Haltung. Schliesslich war Kitty meine erste Katzen-Comic-Lieblingsfigur.
Um ehrlich zu sein, fahren wir um 11.37 Uhr „nur“ nach Himeji, um im Kitty-Shinkansen zu fahren. Die ersten beiden Wagen sind komplett im Hello Kitty Design gestaltet mit Motiven der berühmten Sanrio-Charaktere. Der erste Waggon namens Hello! Plaza, hat keine Passagiersitze, sondern ein „Kino“ und einen Souvenirshop mit Capsules-Maschinen. Im zweiten Wagon von A – Z im Kitty-Design gibt es eine grosse Hello Kitty-Figur in Shinkansen-Uniform. Auf der rund halbstündigen Fahrt von Osaka bis Himeji ist‘s ein riesiges Gewusel unter den fotografierenden Reisenden und auch nach der Ankunft in Himeji ist der Zug bis zu seiner Weiterfahrt Richtung Fukuoka das Foto-Objekt Nummer 1.
Wir bleiben noch ein Weilchen auf dem Perron in Himeji, da man dort optimal Shinkansen Trainspotting betreiben kann. Einige der Züge halten in Himeji nicht und brausen mit bis zu 300 km/h über das Mittel-Geleise zwischen zwei Bahnsteigen. Überwältigend. Fährt recht ein.
Nach rund einer Stunde ziehen wir weiter, kommen aber nur bis zum Bahnhofs-Vorplatz, wo wir Larissa und Loris treffen (Arbeitskollegin von Martin und ihr Partner). Wir tauschen uns zu verschiedenen Japan-Reiseerlebnissen aus und kreuzen den Weg mit einem weiteren Schweizer, der in Himeji lebt.
So, aber nun fertig geschwatzt. Jetzt wollen wir zur Burg von Himeji. Die Japaner nennen diese „Burg des weissen Reihers“, weil sie mit ihren weissen Mauern, die sich zu beiden Seiten des Hauptturms erstrecken, aussieht wie ein Vogel, der sich in die Lüfte schwingt. Für viele ist der Bau mit seinem anmutigen Zierwerk die schönste Samurai-Burg überhaupt. Das Innere, ursprünglich ein Waffenlager, ist eher karg. Heute beherbergt es Gegenstände, die das Burgleben illustrieren. Die obersten Räume bieten einen Panoramablick über Himeji. Wir sind uns aber einig: das Äussere der Burg ist eindeutig ansprechender als das Innere.
Mit einem Regionalzug kehren wir zurück nach Osaka, wo wir heue Abend Shabu Shabu essen gehen. Leckeres Essen mit Sake-Begleitung, gute Einführung in die Essens-Zeremonie und einiges zu lachen. Dies aufgrund der Tatsache, dass wir bei unseren Gemeinschaftsgerichten wie z.B. Fondue nicht so eine Sache um persönliches und gemeinschaftliches Besteck machen. Konkret: Um das Fleisch in der Gemüse-Brühe zu wenden, verwendet man grössere Stäbchen als die Essstäbchen. Die grösseren „Gemeinschaftsstäbchen“ verwendet man aus praktischen, aber auch aus hygienischen Gründen. Da die Essstäbchen zum Mund wandern, sollen diese nicht in die Brühe gelangen. Für die erste Fleisch-Runde erhalten wir eine „Einführung“ bei der zweiten sind wir auf uns gestellt, werden aber von der Chefin beobachtet, die unter den Banderolen unserer Esskoje steht. Martin setzt zu einer neuen Fleischrunde an und dies natürlich unter Einsatz seiner Essstäbchen. Die Chefin – und die Japaner sind ja wirklich in nahezu jeder Situation beherrscht – kann sich ein herzhaftes Lachen und den Griff an die Stirne – analog des Films „Naked Gun“ von Steve Martin – nicht verkneifen, als sie Martin sieht, der sich rasch seines „Fehlverhaltens“ bewusst wird.
Als wir schon zu Hause waren brach ein kurzes, aber heftiges Gewitter über Osaka herein.