Heute startete ich mit dem Chefredaktor des Partnerblogs zur schon traditionellen Auffahrtsreise. Woody ist öfters on tour, und dieses Mal ging es mit mir im Schlepptau in Richtung England. Unser Weg führte uns zuerst nach Genève, wo es als erste Etappe nach Dublin ging. Am Flughafen behaupteten sie, wir fliegen mit „Ech Längüs pour Dübläh“, wir haben aber „Air Lingus pour Döblin“ gebucht. Je nu, sie werden es schon wissen, wo wir durch müssen.

Das grüne Flugzeug startete fast pünktlich in Genève, flog einen Moment über den Genfersee und bog dann links ab Richtung Frankreich. Der Flug verlief ruhig und pünktlich landeten wir in Dublin.

Der Flughafen in Dublin ist sehr modern und die Leute, die wir dort trafen alle sehr freundlich. Auch bei der Einreise und bei der Sicherheitskontrolle für den Weiterflug trafen wir nur nette Leute, so dass zu keiner Zeit Stress oder Hektik aufkam. Und wenn ich das Wort „nett“ in Zusammenhang mit Einreise und Sicherheitskontrolle bringe, dann will das was heissen…

Die Zeit vor dem Weiterflug nach Blackpool reichte sogar noch um ein Mittagessen zu geniessen und dabei lernten wir wieder was: die irische Währung ist nicht das irische Pfund, nicht das britische Pfund und auch nicht eine Währung mit irischem Namen, den man nicht aussprechen kann, sondern der Euro €.

Anschliessend ging es mit einer kleinen Propellermaschine (einer ATR 42, für die Experten unter den Lesern), übers Meer nach Blackpool. Der Flugplan sieht 45 Minuten vor, wovon total wohl 20 Minuten taxiing auf den Flughäfen waren.

Der Flughafen Blackpool ist in Etwa vergleichbar mit dem Flughafen Bern Belp vor 20 Jahren. Vieles machte einen provisorischen Eindruck und die Gepäckausgabe befand sich in einem Zelt. Den Bus ins Zentrum fanden wir nicht, so nahmen wir ein Taxi. Wir erwischten eines der Kategorie „London Taxi“ und die Fahrt ins Zentrum zu unserem Hotel dauerte etwa 10 Minuten. Der erste Eindruck von Blackpool war, dass die Stadt total heruntergekommen ist auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Unser Hotel, das Stratten, war früher wohl auch mal ein Spitzenhotel, welches vielleicht einen Neubau mal eine Auffrischung nötig hätte. Das Zimmer bot Sicht aufs Meer und genügte für eine Nacht ganz gut.

Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, machten wir uns grad auf die Socken. Wir kamen ja nach Blackpool, um die bekannten historischen Trams zu sehen. Hier sind nebst doppelstöckigen Trams auch offene Cabrio-Trams im Einsatz. Vor Ort erfuhren wir nun, dass seit dem 4. April 2012 der ganze Regelverkehr mit brandneuen Trams von Bombardier abgewickelt wird. Die historischen Trams, wegen denen wir nach Blackpool kamen werden nur noch an Wochenenden und während den Sommerferien aus dem Depot gelassen… Schade – aber ein Grund, wieder einmal hier vorbei zu schauen…

Trotz den neuen Trams liessen wir es uns aber nicht nehmen die ganze Linie von Star Gate nach Flintwood Ferry abzufahren. Diese Fahrt dauert gemäss Fahrplan 63 Minuten. Fast eine Kunst ist es, Fahrausweise zu kaufen. Diese findet man nur an ausgewählten Kiosken, oder man kann die Fahrausweise gegen Zuschlag im Tram kaufen. Also keine Automaten, nix dergleichen. Und jedes Tram ist mit einem oder zwei Kontrolleuren begleitet. Diese führen die Kontrolle der Fahrausweise durch und verkaufen sie auch bei Bedarf. Sie sind die gute Seele auf den Trams und wissen fast alles. Ausser man stellt sehr schwierige Fragen, wie ich es wagte. Ich wollte wissen, wie viel schneller die neuen gegenüber den alten Trams seien. Die Kontrolleurin wusste dies nicht, schliesslich hat man mit der Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge auch grad vom imperialen zum metrischen System gewechselt, dh von Meilen auf km/h. Das auszurechnen benötigt ja schliesslich die Rechenkraft eines mittleren Grosscomputers… Wobei der Strassenverkehr immer noch mit Meilen „abgerechnet“ wird… Wir fuhren also bis zur Endstation und stiegen dort in einen Bus um, welcher uns auf anderer Route wieder nach Blackpool brachte. Wie so oft in England hatten wir einen Doppelstöckerbus und das Glück wollte es, dass die Plätze oben ganz vorne frei waren, so konnte Woody schon mal in der Theorie üben wie es ist links zu fahren. Die Praxis kommt dann morgen mit der Übernahme des Mietwagens.

Auf der Rückreise machen wir noch einen kleinen Halt beim Bahnhof Blackpool North, welcher aber nicht so interessant ausfiel: in England ist es so, dass man nicht einfach aufs Perron kann um Züge anzuschauen. Zugang hat man nur mit einem gültigen Billett, sonst bleibt man wie wir draussen vor der Sperre. Ein Plakat liess die Reisenden wissen, dass für Samstag, den 19.5. bereits alle Züge ausverkauft seien. Wir fragten den Grund und erfuhren, dass der Blackpool FC am Samstag im Wembley-Stadion in London sein Spiel um den Auftieg in die Premiere League hat.

Die Jagd nach dem Nachtessen war intensiv. Dutzende von Fish&Chips-Läden waren anzutreffen, aber wir hatten Lust auf was anderes. Nach einem längeren Marsch im sehr kalten Meerwind fanden wir was, das uns passte. Der Rückmarsch zum Hotel war ebenfalls eine erfrischende Angelegenheit, aber wir konnten so noch den Sonnenuntergang anschauen.

Vor ein paar Wochen habe ich auf dem Unterschichtensender RTL2 eine Reportage über Blackpool gesehen. Es sei die absolute Partystadt – die dazu gezeigten Bilder sprachen Bände und können mit Worten nicht wiedergegeben werden… Was wir nun angetroffen haben war genau das Gegenteil: viele geschlossene Restaurants und Läden und einfach keine Stimmung auf den Strassen. Irgendwie habe ich das Gefühl, momentan sei ich der Älteste hier in der Stadt…

Der Tag aus Woodys Sicht, Teil 1

Der Tag aus Woodys Sicht, Teil 2

Der Tag aus Woodys Sicht, Teil 3