Mittwoch, 28. März 2012: Noch älter als die Steinzeit

Google sei Dank fanden wir ein ausgezeichnetes Frühstücksrestaurant, locally owned, um den Tag zu starten. Ein bisschen befremdend war für mich, dass wir das Menü bei der Serviertochter bestellt haben, gebracht hat es jedoch der Koch (das ist ja kein Problem, aber…), der uns auf deutsch angesprochen hat mit „für wen ist Ei mit Schinken?“ Ich war recht perplex und antwortete „das auf dem Teller ist Speck, kein Schinken“. Ein richtiger interkultureller Kontakt kam Leider nicht zustande und so quält mich noch jetzt die Frage, warum wir auf deutsch angesprochen wurden. Ist unser english so mies, dass man den Kuhschweizer in uns direkt anhört? Schon gestern in der Spaghetti Factory hat uns Debora gefragt (auf englisch), woher wir kommen. Da erinnere ich mich gerne an einen Moment vor 7 Jahren, als mir ein Kanadier sagte, dass ich einen Akzent habe, wenn ich englisch spreche und er vermute, ich sei Frankokanadier. Damals platzte ich fast vor stolz, über diese Feststellung. Nun scheint es, dass von meinem Englisch nicht mehr viel übrig geblieben ist. Muss wohl wieder mal einen Sprachaufenthalt machen…

Wir fuhren heute ostwärts in die Region von Drumheller. Diese Gegend ist bekannt für die interessanten geologischen Formen und die vielen Dinosaurierfunde. Für die Fahrt dorthin wählten wir nicht den schnellsten, sondern den interessantesten Weg. Und der führte uns über Nebenstrassen, er war manchmal geteert und manchmal geschottert, aber er hat auf alle Fälle viel geboten. So zum Beispiel das 300 Einwohner-Dorf Rosebud: diese Ortschaft hat eine Oper (wir wissen nicht, ob die Bezeichnung „Oper“ in unserem Sinn verwendet wird, oder ob es sich um eine Liebhaberbühne handelt).

Und uns hat dort auch die Ansammlung von Trucks beeindruckt. Wir konnten aber keinen Grund für diese Ansammlung ausmachen, sahen keine Dorfbeiz und keine Viehversteigerung. Ein Rätsel mehr am heutigen Tag.

Als wir in Drumheller eintrafen, fuhren wir das Tal des Red Deer Rivers runter bis zur Atlas Cole Mine, welche bis 1959 Kohle förderte. Sie ist heute ein Touristenort, wo man auf Führungen in die alte Zeit des Bergbaus abtauchen kann. Natürlich nur während der Saison, die in dieser Gegend etwa von Mai bis September dauert. Somit konnten wir nur gute Miene zur alten Mine machen und umkehren.

Der Weg führte uns zu den Hoodoos, welches Gesteinsformen sind die über die Jahrtausende durch die Erosion entstanden sind, und ins Zentrum Drumhellers, wo der weltgrösste Dinosaurier steht.

Dort kann man innen über eine Treppe rauf und zu seinem Mund rausschauen (nein, für sowas waren wir nicht zu haben…).

Danach besuchten wir das Royal Tyrell Museum, wo die Dinosuarierfunde ausgestellt und dokumentiert sind. Die Art und Weise wie sich dieses Museum präsentiert ist sensationell. Da stehen wirklich Dinosaurierskelette zusammengesetzt in voller Grösse und man kann gut einen Vergleich zur eigenen Grösse machen. Auch interaktiv ist das Museum auf dem neusten Stand.

Auf Nebenstrassen fuhren wir Richtung Calgary. Die Strassen in der Prärie sind oft schnurgerade und so brachten wir es fertig, 85 km zu fahren ohne am Steuerrad zu drehen.

In Calgary angekommen machten wir uns bereit, das zweite Spiel der Flames zu sehen, dieses Mal gegen die Los Angeles Kings. Die Geschichte dieses Spiels ist schnell erzählt: die Kings mit flotten Kombinationen und mit einem interessanten Spielsystem, die Flames spulten ihr Programm ab und wirkten recht uninspiriert. 0:3 für die Kings war das logische Resultat. Es war ein schlechtes Spiel und das viele Geld nicht wert. Es gab off the ice zwei Ereignisse, welche uns noch länger als das Spiel in Erinnerung bleiben:

Wir sahen einen älteren Herrn in einem Dress von Fribourg Gottéron. „Heschù gwüsst dass ihr d Sesong scho fertig hit?“ war der einzig richtige Satz eines Berners in dieser Situation, der aber nicht verstanden wurde. Aha, ein Welsch-Fribourger also: „Wotr sesong e descha termine nes pa?“. Die Reaktion des äusserst bierseligen Gottéron-Fan war ein „I can’t understand you.“ So stellte sich heraus, dass der Mann ein Kanadier ist und sie jährlich nach Bern kommen um Senioren-Eishockey zu spielen. Und dass der Bärenpark schön ist und Wengen und das Matterhorn. Und das Dress haben sie geschenkt erhalten…
Die zweite Situation hatten wir den beiden Flames-Jerseys mit der Nummer 47 und dem Namen BAERTSCHI zu verdanken.
-Hi, warum trägt ihr beide BAERTSCHI-Jerseys?
-Wir sind aus der Schweiz, drum.
-Oh, ihr seid eine Familie
-Ja, wir sind Brüder
-Brüder? Er ist ja viel jünger, etwa der Sohn?
-Nein, wir sind Brüder, BAERTSCHI kennen wir nicht
-Äh, ok, bye, have good night
-Yes, you too

Sprachen muss man eben können 🙂

 

 

 

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