Das Scandic Hotel liegt am Kinda Kanal, welcher wie auch der Göta-Kanal aus wirtschaftlichen Überlegungen gebaut wurde, um Waren zu transportieren. Als dann die Eisenbahn gebaut wurde, verlor der Kinda Kanal sofort seine Bedeutung und die letzten Waren wurden vor über 70 Jahren in diesem Kanal transportiert. Heute dient er nur noch Ausflugsschiffen. Und wie so bei Kanälen üblich, gibt es einen Uferweg, welcher heute erwandert oder er-fahrradet werden kann. Wir entschlossen uns heute Abend, an diesem Kanal eine Joggingrunde zu drehen. Der Lauf war nicht so romantisch wie gestern am Göta-Kanal, musste man doch jeweils aufpassen, dass man nicht auf Vogelexkrementen ausrutscht, die die Gänse zur Genüge übrig gelassen haben.
Der Tag begann mit einem feinen Zmorge im Hotel. Immer wieder findet man dort Sachen, die man bei uns nicht sofort zum Zmorge nehmen würde, heute war es eine Brombeersuppe. Dies ist ein dicklicher Brombeersaft, der recht gut schmeckte – und hoffentlich gesund ist!
Danach machten wir uns auf den Weg zu Gamla Linköping. Dies ist ein Freilichtmuseum etwa zwei Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums. Das Museum zeigt, wie eine Kleinstadt vor etwa hundert Jahren in Schweden ausgesehen hat.
In Gamla Linköping stehen mehr als neunzig Häuser und Gebäude. Die Gebäude stammen alle aus der Innenstadt von Linköping und wurden hierher versetzt. Die Häuser mussten Neubauten weichen. Die Häuser sind heute noch bewohnt, daher wirkt das Museum eher wie ein altertümliches Stadtviertel als ein Museum. Erhalten ist auch das Kopfsteinpflaster, die Laternen und die roten Zäune wie sie vor etwa hundert Jahren in Schweden üblich waren.
In verschiedenen Häusern sind auch kleine Museen aufgebaut. Im Einzelnen sind das:
Baron von Lingens Hof: Das Holzhaus wurde 1724 erbaut. Die Einrichtung ist nach einem Stand von 1820 rekonstruiert worden.
Schulmuseum: Es war die erste Schule für Mädchen in Linköping. Es sind drei Klassenzimmer und die Wohnung der Lehrerin zu sehen, so wie jene vor etwa hundert Jahren ausgesehen haben.
Seilerei: Es ist das Bürogebäude der Seilerei, einer der grössten Fabriken in Linköping vor hundert Jahren. Im hinteren Teil des Hauses wird die Herstellung von Seilen demonstriert.
Lädeli: 1873 wurde in diesem Haus das erste Geschäft eröffnet. Heute werden Bonbons in Papiertüten wie vor hundert Jahren verkauft. Diese Bonbons haben mir aber überhaupt nicht geschmeckt, bzw sie haben geschmeckt wie 100 Jahre alt – schade…
Apotheke: zeigt eine Apotheke und deren Einrichtung wie vor etwa hundert Jahren.
Weiter gibt es ein Wirtshaus (Wärdshuset) mit einer alten Kegelbahn.
Zahlreiche hübsche Hinterhofgärten laden ebenfalls zum Verweilen ein.
Tatsächlich ist es so, dass man probiert, der heutigen Zeit die gute alte Zeit zu zeigen. Und man legt auch Wert darauf, dass die angebotenen Produkte möglichst aus der Region kommen. Die regionale Esskultur wird an verschiedenen Orten in der Gegend gepflegt und man stösst immer wieder auf das Logo des Vermarktervereins Ostgötamat.
Nach dem Besuch des weltlichen Teils gingen wir die Kirche besuchen. Linköping hat einen grossen Dom. Dieser Dom ist eine der bestbewahrten und am reichsten ausgestatteten mittelalterlichen Kathedralen Schwedens. Sie ist Bischofskirche des Bistums Linköping.
Die Einrichtung des Doms wirkt auf uns keineswegs protzig, sondern wirkt sehr leicht. Speziell für uns ist, dass man hier auch Kunstgegenstände der heutigen Zeit darin integriert findet, so zum Beispiel ein Marienbild, welches in einem Kirchenfenster angebracht wurde oder die Skulptur „Baum des Lebens“, welche ebenfalls aus der heutigen Zeit stammt und sich nahtlos in die Kunstwerke dieser Kirche einfügt.
Nach dem Kirchenbesuch suchten wir den Stora Torget auf, den Hauptplatz. Hier wurden 1600 zwei Jahre nach der Reformation der Stadt die noch verbliebenen Katholiken geköpft. Heute spricht man hier über das „Blutbad von Linköping“. Uns stand am Stora Torget jedoch nach was anderem, wir hatten nämlich langsam hunger. Wir fanden im Överste Mörner einen Platz und assen was Leckeres. Dazu probierte ich wieder einmal eine lokale Bierspezialität, dieses Mal ein Nils Oscar. Die die speziellen Biergläser haben seitlich die Anschrift „Hier ist Nils Oscar.“ Wenn man dann leergetrunken hat, kann man am Glasboden lesen „Hier war Nils Oscar.“ Anschliessend teilten wir uns auf zum Shopping bzw zu einem Besuch des Bahnhofs (es sei hier nicht verraten, wer sich für was entschieden hat).
Das Positive am Regenguss von 17:00 Uhr war der schöne Regenbogen und die Erkenntnis, dass unsere Schirme dicht sind.