Das leichte Vibrieren und Schaukeln der Fähre lässt uns herrlich schlafen. Beide erwachen wir kurz nach 7 Uhr. Kurzer Blick nach draussen … es hat noch genug Wasser für unser Schiff … umdrehen und genussvoll ausschlafen. Gegen 11 Uhr stehen wir auf und begeben uns auf eines der Decks mit Verpflegungsmöglichkeiten. Auf Deck 9 frühstücken wir. Es gibt einen frisch gepressten Orangensaft, Cappuccino und Piadina mit Käse und Schinken. Das süsse Gebäck lassen wir aus. Es ist recht dunstig, so dass der Frühstück-Verdauungsspaziergang auf Deck 10 recht wenig hergibt. Da die Geschäfte auch auf hoher See um 12 Uhr für drei Stunden schliessen, kehren wir in unsere Kabine zurück und geniessen hier die Ruhe und das dolce far‘ niente. Wir lesen, bereiten uns auf die nächsten Reiseziele vor und lassen‘s uns gut gehen. Es ist ein entspannter Start in die Ferien, wenn man zwar unterwegs ist aber selbst einen Tag lang nichts besichtigen, erkunden kann.
Sonntag, 15. April 2018: Auf hoher See
Gemäss aktueller Planung sollte unsere Fähre um 21.35 Uhr in Palermo ankommen. Bis wir das Parkdeck B verlassen können, wird es sicher eine halbe Stunde dauern. Das bedeutet, dass wir schauen müssen, wie wir heute Abend unseren Camping-Stellplatz kriegen, den wir reserviert haben und der rund 20 km ausserhalb von Palermo liegt.
We‘ll see. Das kommt schon gut.
Wir lassen die Seele baumeln. Am Abend macht sich ein Hüngerchen bemerkbar und zufällig befinden wir uns um 19:00 auf Deck 7 vor einem Selbstbedienungsrestaurant, welches grad seine Türen öffnet. Wir geniessen die Mahlzeit an Bord, welche aus Salat, kaltem Gemüse, lauwarmer Pasta und kaltem Poulet besteht. Das Gastroangebot auf diesem Schiff hat durchaus noch Raum gegen oben. Nach dem Essen gehen wir wieder auf die Kabine. Draussen ist es mittlerweile dunkel geworden und Blitze zucken durch die Nacht. Wir fahren tatsächlich durch ein massives Gewitter – hallo Sizilien, Sonneninsel? Um 20:30 räumen wir unsere Kabine, welche bei diesem Trubel auf dem Schiff ein guter Rückzugsort für uns war. Wir begeben uns auf Deck 9, wo wir warten müssen, bis wir aufgerufen werden. Etwa um 21:30 kommen wir tatsächlich in Palermo an. Der Gewitterregen peitscht an unser Schiff, an einzelnen Stellen läuft Wasser hinein, was aber niemanden beunruhigt.
Während der Überfahrt kommt ca alle 5 Minuten eine Durchsage unterschiedlichen Inhalts („Annuncio di servizio“), aber jetzt, wo wir gerne wissen möchten, wann wir ab der Fähre fahren können, ist Funkstille. Da, endlich: Die Fussgänger, also die die ohne Auto auf dem Schiff waren, dürfen nun vom Schiff.
20 Minuten später die von Deck D („D come Domodossola“). Weitere lange Minuten später ist dann C wie Como dran. Noch fehlen B wie Bologna und A wie Ancona. Um viertel vor elf, also über eine Stunde nach Ankunft, war dann Bologna dran.
Unser Camper stand so, wie wir ihn in Genova parkiert haben, nämlich als einziges Auto verkehrt zur Ausfahrrichtung – wir wurden so eingewiesen. So mussten wir zuerst unser Auto im engen Schiff wenden, bevor wir ausfahren konnten. Dass wir so den ganzen Verkehr von Deck B blockierten, versteht sich von selbst… Irgenwie und irgendwann schafften wir es wegzufahren.
Der Regen war nun nicht mehr so stark wie vor einer Stunde. Aber es muss in Palermo massiv runtergelassen haben, denn verschiedentlich fuhren wir durch Seen auf der Strasse. Lustig anzusehen waren die Vespafahrer, denen das Wasser auf der Strasse über das Bodenbrett reichte – no Chance für trockene Füsse… 🙂
Was hätten wir vor 10 Jahren ohne Navi gemacht? Palermo, 23 Uhr, schlechte Sicht, Strassen unter Wasser… Heute geht das recht einfach – immer den Instruktionen auf dem Bildschirm folgen. Die Umsetzung in die Praxis bei komplexen Kreisvortritten ist dann noch eine andere Sache…
Dank Navi kamen wir gegen halb 12 in Isola delle Femmine an. Nach einer Einbahnstrassenrundfahrt quer durchs Städtchen fanden wir den Campingplatz „La Playa“. Die Besitzerin dachte mit: sie sah, dass die Fähre mit Verspätung eintraf und liess ihre Reception noch offen. Wir durften auf einen provisorischen Stellplatz fahren und dort die erste Nacht verbringen. Den richtigen Platz dürfen wir uns dann morgen aussuchen.
Der Regen hatte fast aufgehört und beinahe trockenen Fusses konnten wir den Strom anschliessen und das Dach des Camper heben. Nun kam der schwierigste Teil der ganze Reise: in die Schlafkoje kraxeln… Aber wer mal „Salto mortale“ geschaut hat kennt die Tricks der Artisten… 🙂
Sofort einschlafen war nach dieser Anreise nicht möglich. Aber irgendwann sind die Augen zugefallen…
Gefahrene Kilometer: 22/546