Eine der ersten Handlungen des Tages war, die am Vortag bei der Reception bestellten Brote abzuholen – Frühstück gerettet und somit komplett. Start in den Sonntag somit geglückt.

Wir fuhren als Erstes nach Cefalù, wo wir hofften, unsere Velos unbeschädigt abholen zu können. Tatsächlich fanden wir die Velos so vor, wie wir sie am Vorabend abgestellt hatten. Unser heutiges Ziel war Milazzo, das Sprungbrett zu den Liparischen Inseln. Wir wählten heute die gemütliche Variante über die Hauptstrasse Strada Statale SS113. Die Strasse führt wunderschön dem Tyrrhenischen Meer entlang, teilweise ist man wirklich nur ein paar Meter vom Wasser entfernt. Seit Eröffnung der Autobahn Messina – Palermo ist der Verkehr auf der SS113 praktisch zusammengebrochen und man ist alleine unterwegs – speziell an Sonntagen. Kein Vergleich mit der Hektik in Palermo. Es sei denn, ein Punto fährt hinter dir und sein Fahrer wartet genau DIE unübersichtliche Stelle ab, um überholen zu können. Irgendwie geht es dann schon…

Erstes Etappenziel ist Tindari. Auf dem Hügel befinden sich die Ausgrabungsstätten der antiken Stadt Tyndaris, eine mehrfach zerstörte Siedlung, sowie die Wallfahrtskirche der Schwarzen Madonna. Wir parkieren unten und nehmen den Shuttlebus auf den Hügel. Einmal mehr verkehrstechnisch sehr gut gelöst. Wenn jeder mit dem Auto hochfahren würde, wäre das Verkehrschaos vorprogrammiert. Der Bus hält so an, dass man an verschiedenen Verkaufsständen vorbeigehen muss. Mandeln, Nüsse, Ceci („per vuoi Giggererbse“) und weitere Leckereien werden roh, geröstet oder gezuckert feil geboten. „No, lo prendo la discesa“ hat der Besucher vor mir die Kaufüberzeugungen abgewehrt. Schon wieder was auf Italienisch gelernt, wie man Verkäufern antworten kann…

Die Wallfahrtskirche von Tindari hat in ihrer Form nichts gemeinsam mit den Kirchen in Palermo und Cefalù. Sie ist zu sehr gradlinig und schnörkellos. Im Innern aber hat es ähnliche Mosaike wie wir sie in anderen Kirchen auf Sizilien gesehen haben. Auch wenn ich nicht der Sachverständige in Sachen Baustile bin, hat das Gemixe für mich irgendwie nicht gepasst. Eine Online-Wiki-Rechereche hat ergeben, dass diese alte Kirche wirklich „sehr neu“ ist: erst Ende 1950er-Jahre wurde die Kirche hier oben gebaut. Die Schwarze Madonna ist im Zentrum der Lobpreisungen in der Kirche. Highlight ist jeweils der 8.9., wo die Madonna die Probleme der Sizilanere bzw der Gläubigen löst. Und auf Mosaiken sieht man auch Szenen aus „heutiger“ Zeit, z.B. ein Mosaikbild des Papstes, welcher die Baupläne für die Kirche begutachtet… Für mich ein gelungener Mix zwischen alt und neu.

Die Ausgrabungen neben der Kirche sind nicht mehr sehr spannend, wenn man am Vortag in Segesta war, drum liessen wir die sein. Wir verliessen den Hügel und gingen Richtung Shuttle-Bus zum Parkplatz. Natürlich haben wir nun einige Mandeln und Nüsse gekauft. Die Giggererbsen haben wir gelassen wo sie waren.

Weiter gings nach Milazzo. Der Plan war, ein paar Tage in Milazzo zu bleiben und von hier aus Ausflüge nach Lipari und/oder Volcano zu machen. Die beiden Campingplätze auf der Halbinsel Milazzos lagen nah beieinander. Der eine war geschlossen, den anderen haben wir besichtigt und für für uns untauglich befunden. Schlecht unterhalten, alle Camper in einer Linie aufgereiht – nix für uns. So fuhren wir noch einmal durch Milazzo um zum nächsten Platz zu fahren. Wir waren 20 km unterwegs um festzustellen, dass dieser Platz noch gar nicht geöffnet ist bzw. seine Segel gestrichen hat. Was nun? In Tonnarella/Vigliatore hat es einen sog. Stellplatz. Hier kann man mit dem Camper hinfahren, es gibt Strom und Wasser, evt. noch eine Toilette und sonst nix. Nun gut, besser als gar nix, auch wenn die Referenzen auf Google und Tripadvisor nicht so toll waren.

Wir hatten aber einen 6er im Lotto mit diesem Platz. Ok, die Einrichtungen sind nicht so toll, und der Preis von 15 € auch eher am oberen Limit. Aber wir konnten unseren Camper am Ufer abstellen. Genau so habe ich mir Camping vorgesellt! Reihe 1, am Abend ein toller Sonnenuntergang im Gesicht und am Morgen beim Erwachen der erste Blick aufs Meer! Genau so!

Nachdem wir den Moment auf uns haben wirken lassen, gingen wir ins dorf ins Ristorante Risacca, wo wir wunderbar gegessen haben. Im Camper haben wir dann dem Meer zugehört und sind eingeschlafen…