Eigentlich wollten wir schon lange unterwegs sein. Der Belgier mit seinem Wohnwagen war jedoch so mitteilsam, dass wir 60‘ Verzögerung in unserem Programm erlitten. Dafür wissen wir nun alles über die Migration nach Belgien, die faulen Wallonen und die miese Regierung (ist eigentlich Jean-Marie Pfaff noch im Tor der Belgier?). Auch das Auschecken ging nur mit Smalltalk – mit der deutschen Besitzerin und ihrem Partner aus dem Trentino. Dann endlich unterwegs zum Etappenziel Matera. Die Strasse, teilweise sehr gut ausgebaut, wann wieder nicht, führt dem Meer entlang. An den Ortschildern übertreffen sich die Dörfer mit der eigenen Beschreibung. „Il mare più azzurra dell‘Italia“ ist mein Favorit.

Matera ist die älteste Stadt der Welt. Dort haben schon Menschen gewohnt, als wir noch schwarz-weiss TV hatten. Das Spezielle ist, dass die Bewohner dort bis weit in die 1950er Jahre in Höhlenwohnungen gelebt hatten. Die Regierung hat die Leute nach dem zweiten Weltkrieg umgesiedelt, weil die hygienischen Zustände es nicht mehr erlaubten, dort zu wohnen. Heute ist das Ganze UNESCO-Welterbe, und das zurecht. Die verwinkelte, aber trotzdem auch offene Stadt bietet viele tolle Blicke und Sujets, und jede Menge Möglichkeiten was zu essen. Wir spazieren in der Stadt umher, besichtigen auch eine noch (museal) vorhandene Höhlenwohnung und essen was. Wie wohl dieseser Ort in der Nacht aussehen muss? Bilder die wir sehen lassen vermuten, dass das Ganze noch ein bisschen mythischer ist als es jetzt schon ist. Da wir heute Richtung Lecce fahen wollen, ziehen wir im späteren Nachmittag los. Unser Online-Campingführer listet ein Platz rund 45 Min aussserhalb Lecces auf, noch am ionischen Meer. Ideal für uns! Die Fahrt ab Matera gibt das Navi mit 2,5 Stunden Reisezeit und einer geschätzten Ankunft um 20:00 Uhr an. 

Es ist eine klassische Überlandfahrt, entsprechend mühsam und wir waren froh, wirklich um 20:00 bei diesem ****-Campingplatz anzukommen. Aber oje – der Campingplatz war noch gar nicht offen! Hier können sich die Kunden vom 1.6. bis 1.9. auf Camping freuen… Hmm, ich ärgere mich leicht, denn in der App steht klar, wann dieser geöffnet hat. „Wer lesen kann ist im Vorteil“… Ok, nächsten Platz raussuchen, in der Nähe von Gallipoli. 

Wir fahren los und rufen von unterwegs an. Wir kämen gegen 21:000 Uhr, ob sie dann noch offen sind. Nein, wir haben die Türen schon geschlossen, aber wir sollen doch noch einmal anrufen, wenn wir vor dem Tor stehen. Und die Dokumente können wir dann am morgen checken. Ok, machen wir doch… Nach vielen Umleitungen wegen Bauarbeiten schaffen wir es, um 21:00 vor dem Tor zu stehen. Ein Anruf genügt und es macht „Sesam öffne dich“. Natürlich ist es nun mitten in der Nacht und der Platz nur einigermassen beleuchtet. Wir fahren hinein und suchen uns so gut es geht einen Platz. Wo wir gelandet sind, werden wir erst morgen erfahren…