Heute frühstücken wir in einer Paneteria-Filiale (Bäckerei und Café) gleich hinter unserem Hotel. Baguette und Kaffee schmecken herrlich und stärken uns für den Tag. Erste Anlaufstation ist heute der l‘Estació del Nord, wo Martin gekonnt in spanischer Sprache unsere Tickets für die morgige Zugreise nach Alicante besorgt. Der Renfe-Mitarbeiter spricht drum kein Englisch. Super, wir reisen morgen um 13.16 Uhr weiter südwärts. Obwohl es uns noch gar nicht nach Abschied nehmen von Valencia ist. Zu gut gefällt es uns hier. 

Fischersfritzfischtvielefische

Heute Morgen steht eine Valencia-Markt-Tour auf unserem Programm. Zuerst zieht es uns zum Mercat Central. Mit 8‘000 m2 Verkaufsfläche ist er einer der grössten Europas. Es herrscht ein munteres Treiben von Einheimischen und Touristen, die sich alle ihren Weg zwischen den verschiedenen Ständen mit ihrem reichhaltigen Angebot bahnen. Vielerorts wird für Gratis-Heimlieferung geworben. An einem Fischstand entdeckt Martin eine Infotafel, auf der darauf hingewiesen wird, dass einem der dort gekaufte Fisch abends in einem Restaurant gleich beim Markt frisch zubereitet wird. 

Hohes Gericht

Plötzlich kommt uns in den Sinn, dass wir ja eigentlich um 12.00 Uhr auf dem Mare de Déu-Platz sein wollten. Denn jeden Donnerstag nehmen um diese Zeit sieben in schwarze Talare gehüllte Männer in einem Halbkreis auf historischen Stühlen Platz. Der demokratisch gewählte Tribunal de les Aigües entscheidet hier seit mehr als tausend Jahren über Streitigkeiten und Verletzungen des Bewässerungsrechts. Ein wirklich nicht unwichtiges Thema. Valencia, die Hauptstadt der Valencianischen Gemeinschaft mit heute 1,5 Mio. Einwohnern im Grossraum ist heute die drittgrösste Stadt Spaniens und auch wirtschaftlich von überregionaler Bedeutung. Im Zentrum finden sich Überreste aus der Zeit der römischen Stadtgründung von 138 v. Chr. Aber seine Blüte erreichte das ehemalige Balansiya unter arabischer Herrschaft. 1238 eroberte der aragonesische König Jakob I. die mittelalterliche Kaufmannsstadt zurück. Und auch nach der Christianisierung blieb das wichtigste Erbe der Mauren erhalten: ein Bewässerungssystem, dem Valencia sein fruchtbares Umland verdankt und das sich trotz des touristischen Baubooms bis heute erhalten hat. Wir kommen um 12.10 Uhr auf dem Platz an und die heutige Tagung befindet sich gerade in der Auflösphase. Es gelingt uns aber noch einen letzten Blick auf die illustre Runde zu erhaschen. 

Mercat de Colón

Wir ziehen weiter zum Mercat de Colón. Den Weg dorthin bahnen wir uns durch MSC-Kreuzfahrt-Touristen, von denen die Gruppen 15, 16 und 5 sich gerade in der Innenstadt aufhalten, vorbei an der hübsch gekachelten Horchatería Santa Catalina, in der Erdmandelmilch angeboten wird und die seit über 200 Jahren eine Institution ist. In die restaurierte modernistische Halle des Mercat Colón sind Gastrostände und Bars eingezogen. Wir gönnen uns einen kleinen Mittagssnack bevor wir uns noch einmal Richtung „altes“ Flussbett des Riu Túria aufmachen. Wo dieser ehemals mitten durch die Stadt floss, wurde 1986 einer der grössten städtischen Naturparks Spaniens eingeweiht, der Jardí del Túria. 1957 war es zu gewaltigen Überschwemmungen mit 81 Todesopfern gekommen, weshalb der Fluss umgeleitet und sein altes Bett trockengelegt wurde. Spazieren, joggen, radeln, skaten durch die mehr als 9 km lange Oase ist angesagt. Wunderschön, gemütlich und ruhig und in der warmen Herbstsonne des Tages einfach grossartig.

Stadt der Künste und der Wissenschaften

Der Naturpark endet bei der Stadt der Künste und der Wissenschaften, wo wir uns nochmals am Gesamt-Ensemble erfreuen, fotografieren, das Ambiente geniessen und uns ein Glacé gönnen. Wir geniessen das gemütliche Nichtstun, das uns Treibenlassen und das Zeithaben für den Moment. Mit dem Bus geht‘s später zurück in die Stadt, wo wir noch kurz shoppen gehen und Martin dem Barbier von Valencia einen Besuch abstattet. Wir tripadvisern eine Location für unser heutiges Abendessen und beschliessen, ins Asador San Telmo Restaurant zu gehen, das in unserem Wohnquartier, dem Russafa-Viertel liegt. Wir betreten das kleine Lokal, bestellen uns eine Vor- und eine Hauptspeise und wähnen uns schon bald in der Altstadt von Bern, da sich innert kürzester Zeit 20 Berner in dem kleinen Lokal befinden. Dazu noch zwei Beneluxer und vier Spanier. Witzig. Draussen hat es zu regnen begonnen. Hurtig machen wir uns auf den Heimweg und lassen einen weiteren tollen Ferientag Revue passieren.