Wieder haben wir Prachtswetter. Das ist gut so, denn heute wollen wir einen Ausflug in die Ferienhochburg von Benidorm machen. Während wir aufstehen und uns herrichten, laufen vor unserem Hotel die letzten Vorbereitungen für den Start eines Benefiz-Laufs, im Kontext zu Hautkrebs (mehr haben wir nicht verstanden). Eine scheppernde Lautsprecheranlage (Magnificooo!) und eine Trommel-Combo gleich ums Hauseck tragen das ihrige zum Gefühl bei, mitten drin im munteren Treiben zu sein. Der Rambla entlang geht‘s zuerst Richtung Tramstation. Zuerst steht aber Frühstück auf dem Programm. Wir haben hier in Alicante nur das Zimmer gebucht und suchen uns jeweils eine neue Desayuno-Location aus. Die heutige werden wir nicht noch ein zweites Mal berücksichtigen. Das Essen schmeckt gut aber die Bedienung war wohl zu lange im Ausgang, jedenfalls ist sie schwer schlaftabletten-mässig unterwegs. 

La Vila Joiosa

Danach rasch die letzten Schritte zur unterirdisch gebauten Tramstation zurückgelegt, ein Ticket nach Benidorm gelöst und nach einer Viertelstunde Wartezeit das Tram der Linea 1 bestiegen. Nach kurzer Fahrt verlässt das Tram den Tunnel und gibt gleich einen herrlichen Blick aufs Meer sowie aufs Castell von Alicante frei. Insbesondere die lange Passage entlang der Strandpromenade ist toll, gibt es hier doch viel zu sehen. Wimmelbild-ähnlich verteilen sich Jogger, Skater, Familien und Badende auf Promenade, Strand und im Wasser. Aber in sehr angenehmen Mengen – das Bild in der Hochsaison gestaltet sich wohl definitiv anders. 

Am Strand von La Vila Joiosa

Nach 52 Minuten Fahrt steigen wir in La Vila Joiosa aus dem Tram. Die Gassen der hübschen Altstadt führen alle zum Meer. Auffällig sind vor allem an der Strandpromenade die farbigen Hausfassaden in Ocker, Grün, Rot oder Indigo, welche die Bedeutung des Ortsnamens unterstreichen: die fröhliche Stadt. Warum sind die Häuser so bunt? Damit die Fischer besser erkennen können, wohin sie zurückkehren müssen (Erklärung aus unserem Reiseführer). Schuhe ausziehen und am Strand entlang spazieren. Es ist der 11. November und wir geniessen die rund 25 Grad Lufttemperatur in vollen Zügen. Zum Lunch gibt es die UVA-Trauben, die wir am Vortag in der Markthalle gekauft haben. Danach kehren wir zur Tramstation zurück und erreichen das gerade einfahrende 15.00-Tram nach Benidorm. 

Bald zeigen sich die ersten Benidorm-Vorboten. Wenn es eine spanische Stadt gibt, die als Synonym für Massentourismus herhalten muss, dann ist es Benidorm. Tatsächlich verdankt sie das der Vision einiger Unternehmer und Politiker, die in den 1950er-Jahren, mitten in der Franco-Zeit, einen Schritt nach vorn wagen wollten. Sie zettelten eine städtebauliche Revolution an die aus einem kleinen Fischerdorf eine Stadt mit 70‘000 Einwohnern machte, in der im Sommer über 400‘000 Menschen wohnen. Tja, und so schaut Benidorm auch aus … Wann fährt das nächste Tram nach Vila Joiosa? Mit seinen über 100 Wolkenkratzern bildet Benidorm eine echte Betonmauer am Mittelmeer. Jahrelang lief in Benidorm der Wettbewerb, welches Bauunternehmen den höchsten Turm hinstellt. Nur logisch, dass durch Wirtschaftskrise und Spekulation einige der Türme als Skelette stehen blieben. Die berühmteste Bauruine ist das 189 m hohe Apartmentgebäude inTempo in Form eines riesigen M. Nach einer kurzen Erfrischung (mittig auf dem Weg von der Tramstation zum Meer) kehren wir um und machen uns mit dem 17.00-Tram auf den Weg zurück nach Alicante, wo wir kurz nach 18.30 Uhr (es ist auch hier bereits komplett dunkel) im Zentrum ankommen. 

Fürs Abendessen begeben wir uns heute in die Taberna del Gourmet, wo wir uns ein Tapas-Menü gönnen. Oh Mann, so lecker. Wir schwelgen und dann noch der tolle Wein … das können die wirklich ganz gut, die Spanier. Wir und so satt, dass wir nicht einmal mehr an Kaffee denken können. Im Hotelzimmer lassen wir einmal mehr einen unvergesslich schönen Ferientag ausklingen. Und weil am Nachmittag YB in. St. Gallen mit 3:2 Toren gewonnen hat, ist unsere Welt in allerbester Ordnung. Eben: MARTINS-Tag.